Speyer Expressive Dramatik

Auch an hellen Spätsommertagen kann man sich in die Nacht träumen, sagte sich Sopranistin Christiane Schmidt. Und zog beim Schwegenheimer Kultursommer am Samstagabend in der protestantischen Kirche alle Register ihres wandlungsfähigen Soprans.

Mit ihrem versierten Begleiter Domink Hambel am Flügel begeisterte die Sängerin mit anspruchsvollen Nacht-Liedern von Schubert, Schumann, Mendelssohn, Brahms und Strauss ein überschaubares Publikum. Die in Westheim ansässige Sopranistin ist in der Region als verlässliche Solistin und Stimmführerin geschätzt. An ihrem Solo-Abend erwies sie sich als souveräne Liedgestalterin eines vielseitigen Gesamtprogramms. Ihr sorgfältig zusammen gestelltes, um die Themen „Nacht“ und „Traum“ kreisendes Liedprogramm stellte stimmlich hohe Anforderungen, denen die Sängerin vollauf gerecht wurde. Vor allem wusste sie die jeweilige Stimmungslage des Stückes voll zu erfassen und auf ihr Auditorium zu übertragen. Denn sie trug auswendig vor und vermochte ihre Emotionen ihrem Publikum direkt mitzuteilen. Dabei kamen ihr eine ausgeglichene, stets verständliche Artikulation und eine unfehlbare Intonation auch beim Ausschreiten weiter Tonräume zu Hilfe. Da war im scherzo-schnellen Hexenlied Mendelssohns bei aller Gewandtheit in den Tonfolgen allein schon das sprachliche Tempo staunenswert. In expressiven dramatischen Ausbrüchen hatte die Sängerin ganz große Momente intensiver Verdichtung – etwa in Brahms’ „Von ewiger Liebe“ oder in den Zwischenzeilen von Schuberts Ständchen „Leise flehen meine Lieder“. In manchen langsamen Motionen kann die Diktion der Solistin noch etwas stabiler und ausgeglichener werden – so in Brahms’ „Sommerabend“. Auch könnte beim schnellen Wechsel in hohe Lagen die Technik noch lockerer ohne Forcieren gelingen (Brahms’ „Vergebliches Ständchen“). Voll entschädigt wurden die Hörer aber mit Schumanns in wundervoller Ruhe durchgehaltener „Mondacht“ und in den im abschließenden, ganz sanft verströmten Strauss-Lied „Morgen!“ eminent leicht erstiegenen Höhen. Einen gewichtigen Beitrag leistete zu dem begeisternden Abend, der mit Zugaben von Wagner und Brahms endete, Hambel – derzeit im Studium der evangelischen Kirchenmusik in Frankfurt – mit einem figural ebenmäßigen und dynamisch weit gefächerten Spiel am Flügel, das auch zwei ruhig zelebrierte Solo-Nocturnes von Chopin einschloss.

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