Ludwigshafen Eine Welt aus Schwarz und Weiß

Blick in die Ausstellung mit südafrikanischer Kunst im Depot Lu, rechts vorn ein Bild von Jimmy Law.
Blick in die Ausstellung mit südafrikanischer Kunst im Depot Lu, rechts vorn ein Bild von Jimmy Law.

Für neun Tage ist in leerstehenden Ladenflächen im Depot Lu in Ludwigshafen zeitgenössische Kunst aus Südafrika eingezogen. Zwölf Künstler sind hier mit Ölgemälden und Arbeiten auf Papier vertreten. Die durch Fundraising finanzierte Gemeinschaftsinitiative nennt sich „The Travelling Art Gallery“.

Ludwigshafen ist die letzte ihrer drei Stationen in Deutschland. In Hamburg und Hildesheim sei die Ausstellung sehr gut angekommen, sagt die Initiatorin und Organisatorin Barbara Lenhard, die seit einem Jahrzehnt in Kapstadt lebt: „Die Künstler sind begeistert vom Interesse und den zahlreichen Verkäufen.“ An den drei Ausstellungsorten ist die Schau daher nicht identisch. An die Stelle verkaufter Arbeiten wurden auch Künstler hereingenommen, die nicht auf dem Ausstellungsflyer stehen. Afrikanische Folklore, die ja in Deutschland sehr beliebt ist, sucht man hier vergeblich. Das allbeherrschende Thema ist der Mensch im Porträt und im Figurenbild. Andere Motive fehlen fast ganz. Die Konzentration auf ein Sujet macht die Ausstellung gut überschaubar. Gesicht und menschliche Figur sind offenbar der bildkünstlerische Ausdruck einer Reflexion, in der die heterogene Gesellschaft Südafrikas auf der Suche nach sich selbst ist. Sie zerfällt, wie deutlich zu sehen ist, in zwei Welten: eine schwarze und eine weiße. Weithin sichtbar sind überlebensgroße, nahezu fotorealistische Gesichter weißer Männer. Sie sind leuchtend farbig, in horizontalen Streifen verschoben, dekonstruiert, und Markenzeichen des recht bekannten Corné Eksteen. Ähnliche Gesichter, die ästhetisch verfremdet, aber nicht dekonstruiert sind, zeigen David Kuipers und Jimmy Law. Michaela Rinaldi und Corné Theron malen Figurenbilder; erstere kräftig farbig im Dialog von Fläche und Linie, die zweite dunstverhangen und wie gepikselt. Die weißen Künstler malen in Öl auf Leinwand, farbstark, stylish; nicht anders als ihre Kollegen in Europa und Amerika. Es gibt ausgebildete Maler und Autodidakten. Beides gibt es auch unter den schwarzen Künstlern. Sie malen und zeichnen anders. Gewöhnlich auf einfaches Papier. In Kohle, Pastell, diversen Mischtechniken und als Monoprint. Auffällig zahlreich und technisch vorzüglich sind die Radierungen. Es gibt Kunstschulen, wo man die Technik lernen kann. Libohang Sithole hat fünf Jahre gelernt. Seine Figurenbilder sind technisch und ästhetisch auf der Höhe der Zeit. Die Erdfarben Gelb, Rotbraun und Schwarz sind, glaubt man der Häufigkeit, mit der sie auch bei anderen vorkommen, wohl charakteristisch für Südafrika. Bilder von Kindern, Alten und Bauern, von Städtern und Arbeitern – ein sozialer Impetus ist bei allen schwarzen Künstlern sichtbar. Der wohl bekannteste unter ihnen ist Edward Selematsela. In seinem breiten Spektrum an Techniken steht der schwarze Mensch im Zentrum. Doch nicht als individuelles Porträt, wie bei mehreren anderen Künstlern. Durch die Eigenart seiner Arbeit wird der Autodidakt Andrew Ntshabele jedem Besucher ins Auge fallen. Er malt oder zeichnet seine Charakterfiguren auf besonderem Hintergrund. Auf kleingemustertem afrikanischem Stoff in gedeckten Farben kommt einem eine Bäuerin entgegen wie über ein abstraktes Feld. In expressiven Strichen ist jeweils eine Figur auf Zeitungspapier gezeichnet, meist Arbeiter und in Rückenansicht. Der Hauptartikel der Zeitung ist deutlich lesbar und in Beziehung zur Figur gebracht. Öffnungszeiten Depot Lu in Ludwigshafen, Rheinallee 1, bis 22. Juli, täglich 11-18 Uhr.

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