Speyer Eine Rose unter dem Schnee

Die Reihe der Konzerte am Nachmittag des Speyerer Seniorenbüros hat gestern im Historischen Ratssaal das Duo Marmor – Theresa Braisch, Klarinette, und Maximilian Braisch, Fagott – für das Jahr 2017 beendet.

Märchen, Volks- und Weihnachtslieder, Rosen, Engel und Hexen – alles war drin in dem Konzert, das auch abgestimmt war auf Hörer mit Demenz. Das junge Musiker-Ehepaar aus Trossingen hatte viele der Stücke des Programms selbst für die eigenen Instrumente bearbeitet oder Arrangements zusammen gestellt. Die „Hexensiziliane“ etwa begann mit dem Auftritt der Hexe aus Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“, und wenn man die Töne des Fagotts hörte, sah man vor dem inneren Auge die böse Hexe hinter ihrem Lebkuchenhäuschen hervorkommen. Der „Abendsegen“ aus der gleichen Oper beendete tröstlich das Stück, und dazwischen hatte das Duo eine Siziliana von Johann Sebastian Bach gesetzt. Ein anschließendes Andante von Mozart, heiter wie ein Volkslied, war lediglich von Violine und Bratsche zu Klarinette und Fagott gewandert. Und die vier von Bela Bartok gesammelten siebenbürgischen Volksweisen im Programm waren ursprünglich für zwei Violinen gedacht. Bartok sammelte 44 Volksmelodien von den vielen verschiedenen in Siebenbürgen beheimateten Nationalitäten und beließ sie so original wie möglich. Ganz und gar weihnachtlich wurde es dann mit dem Lied „Maria durch ein Dornwald ging“, das die beiden Musiker zu einem Variationenstück ausgebaut hatten. Für den zweiten Teil nach der Pause hatten sie sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: ein Weihnachtslied und ein Märchen, die zueinander passten und die sie miteinander verflochten – gelesen und gespielt. Das Weihnachtslied war „Es ist ein Ros entsprungen“ aus dem Speyerer Gesangbuch von 1599; in dem Märchen von Ulrich Peters ging es um die Schneerose oder Christrose: Ein kleiner Engel, so erzählten die beiden mit verteilten Rollen, hatte einen armseligen alten Hirten beobachtet, der nicht nach Bethlehem ging, weil er nicht an das Wunder im Stall glaubte. „Eher blüht eine Rose unterm Schnee“, sagte ein Engel, als dass er den Weg zur Krippe findet. Die Tränen des Engels jedoch wurden zu Christrosen, auf deren Spur er zur Krippe kam...

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