Speyer Eine neue Rolle für die Harfe

Etwas ungewöhnlich war die Kombination beim „Konzert am Nachmittag“ im Historischen Ratssaal in Speyer; sie harmonierte jedoch bemerkenswert gut: Jelena Engelhardt ersetzte mit der Konzertharfe das sonst übliche Klavier und begleitete die italienische Sopranistin Paola Camponovo bei einem Programm mit Liedern und Opernarien in deutsch, italienisch und französisch von Mozart über Fauré bis Puccini.

„Begegnungen“ hatten die beiden Musikerinnen dieses Programm genannt – „zum einen, weil wir Ihnen begegnen, zum anderen, weil wir so unterschiedliche Musik aus verschiedenen Ländern und Zeiten zusammengestellt haben“, erläuterte Engelhardt. Sie ist in Italien aufgewachsen und begann dort auch ihre musikalische Ausbildung – erst als Pianistin, dann wechselte sie noch als Kind zur Harfe und legte in Udine ihr Master-Examen mit Bestnote ab. Dann ging sie für ein Zusatzstudium 2016 nach Mannheim an die Musikhochschule. Seit Jahren tritt sie mit renommierten Orchestern und als Solistin in Italien und Deutschland auf. Camponovo absolvierte ihre Gesangsausbildung in Mailand und vervollständigte sie in Deutschland und Frankreich. Daneben hat sie Kunstgeschichte studiert und im vergangenen Jahr promoviert. Die Dottoressa besitzt einen ungemein klangschönen lyrischen Sopran – wie gemacht für den Liedgesang –, der aber auch lyrische Opernpartien zum Leben erweckt. Das bewies sie gleich mit dem ersten Titel des Konzerts, der Arie „Ombra mai fu“ aus Händels Oper „Xerxes“ – damals für einen Kastraten geschrieben, heute von allen hellen Stimmlagen gerne konzertant aufgeführt. Gleich drei Lieder von Mozart transportierten drei ganz verschiedene Stimmungen – das liebenswerte „Veilchen“, das „Lied der Trennung“ und die naturnahe „Abendempfindung“. Romantische Liebeslieder waren die beiden von Robert Schumann – „Du bist wie eine Blume“ und „Der Nussbaum“. Und ein Liebeslied war auch das von Richard Strauss – „Morgen“. Nach der Pause kamen zunächst die Franzosen und Italiener an die Reihe. Und man konnte Vergleiche zwischen der deutschen Romantik und dem französischen Stil ziehen. Sehr elegant und etwas melancholisch präsentierten die beiden Frauen den „Colibri“ von Ernest Chausson – und von Gabriel Fauré „Après un rève“ und „Chanson d’amour“. „O mio babbino caro“ („O mein liebes Väterchen“) ist eine Arie aus Puccinis Oper „Gianni Schicchi“, in der die Tochter des Hauptprotagonisten ihrem Vater gesteht, dass sie sich verliebt hat – ein Stück, das zur Klassik-Hitliste gehört. Der Rest des Programms gehörte dem Mond. Die meisten Komponisten hatten etwas über ihn zu sagen – oder eher zu singen. Vincenzo Bellini – sonst bekannt für seine Belcanto-Opern – schrieb auch einige Arien ohne Oper, darunter eben die an den Mond. Franz Schuberts „Lied an den Mond“ war ein deutsches Gegenstück. Und mit dem Liebeslied von Schubert – „Du bist die Ruh“ – fand das Konzert seinen Ausklang. Alle Liedbegleitungen – bis auf eine – waren übrigens ursprünglich fürs Klavier geschrieben. Die Harfe machte sie feiner, zarter, aber ebenso eindringlich.

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