Speyer Ein Speyerer nimmt Abschied

Erste Nennung Hockenheims in einer Urkunde des Klosters Lorsch anno 769: Schüler des Gauß-Gymnasiums stellten die Szene nach.
Erste Nennung Hockenheims in einer Urkunde des Klosters Lorsch anno 769: Schüler des Gauß-Gymnasiums stellten die Szene nach.

«Hockenheim.»Die Neujahrsansprache in der voll besetzten Stadthalle hielt nicht wie bisher üblich der 67-jährige Gummer, sondern der baden-württembergische Minister der Justiz und für Europa, Guido Wolf (CDU). Der 57-Jährige lobte die Stadt für ihre einstmals „wichtige Rolle“ an einem Kreuzungspunkt „uralter Völkerwege“ sowie – nicht zuletzt wegen des Hockenheimrings – als heutiges „globales Aushängeschild und Anziehungspunkt der Metropolregion Rhein-Neckar“.

Die Kurpfälzer seien gute Gastgeber, bemerkte Wolf: bei Motorsportveranstaltungen, aber auch im Hinblick auf ihre Verbindungen zu europäischen Nachbarn. So zeige Hockenheims Städtepartnerschaft mit dem französischen Commercy seit 1970, dass hier der „europäische Geist“ in besonderem Maß gelebt werde. OB Gummer stellte in seiner Begrüßung den Neujahrsempfang unter das Motto „Auf ins Jubiläumsjahr!“. Nach seiner Rede sagte er im Interview mit Moderatorin Doris Steinbeißer (SWR), es gehe um einen „Aufbruch“ in ein Jahr mit noch mehr Begegnungen als sonst – etwa bei Brauchtumsveranstaltungen oder bei einem Konzert des Musikkorps der Bundeswehr am 21. Mai. Bei alldem werde man die „Marke Hockenheim“ präsentieren, die ein großer Gemeinschaftssinn sowie tolle Einrichtungen wie der Hockenheimring ausmache. Dass die Formel 1 in diesem Jahr, am 27./28. Juli, außerplanmäßig Station in Hockenheim macht, passe zwar zum Jubiläumsjahr, habe aber nicht direkt etwas mit diesem zu tun, unterstrich Gummer im Gespräch mit Steinbeißer. „Wir haben erkannt, dass bloß Motorsport nichts Zukunftssicherndes ist“, betonte er. Das Doppelkonzert von Sänger Ed Sheeran am 22./23. Juni zeige, dass der Ring als „Multifunktionsarena“ mehr biete als nur die Formel 1, meinte der 67-Jährige. Dazu gehöre jüngst auch die Ansiedlung eines Kundenerlebniszentrums von Porsche. Rückblickend zeigte sich Gummer stolz darauf, dass die derzeit noch laufende Renaturierung von Kraichbach und Mühlkanal im Stadtzentrum nach anfangs starkem Widerstand in der Bürgerschaft inzwischen sogar vielfach als Gewinn für Hockenheim gesehen werde. Der OB hatte sich für dieses Projekt stark gemacht. Seit zwei Jahren engagiere man sich zudem besonders im Wohnungsbau, was auch künftig nötig sein werde. Überdies seien Straßen- und Schulsanierungen begonnen worden und in Planung. Gummer verkündete, dass seine Zeit als OB am 31. August enden werde. Sechs Tage davor wird der gebürtige Speyerer 68 Jahre alt und erreicht damit die Altersgrenze für Bürgermeister in Baden-Württemberg. „Hockenheim wünsche ich weiterhin eine gedeihliche Entwicklung“, sagte er. Man werde ihn im Ruhestand öfter bei Veranstaltungen in der Stadt sehen als bisher. Bei seinen Dankesworten gegen Ende des Empfangs appellierte der OB an die Gäste, sich an der Europa- und an den Kommunalwahlen am 26. Mai zu beteiligen. Das sei Bürgerpflicht. Wolfs Ansprache bot einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des „ehemaligen Bauern- und Fischerdorfs“, das wie viele andere Gemeinden im Land allzu oft unter Kriegen und Unruhen gelitten habe. Vor allem aber geriet die Rede des Landesministers zu einem Appell für die Europäische Union, die bei den Wahlen am 26. Mai am Scheideweg stehe. Denn leichtfertiger Umgang mit Rechtsstaatlichkeit und Haushaltsstabilität bedrohten die Glaubwürdigkeit der EU, die ein Friedensgarant sei. Der Minister sprach sich gegen eine Rückkehr zu Nationalstaatlichkeit, aber für ein „Europa der Regionen“ aus. Beides sei möglich: ein stolzer Hockenheimer und ein ebensolcher Europäer zu sein. Im Netz Termine zum Hockenheimer Jubiläumsjahr finden sich unter www.hockenheimer-marketing-verein.de.

Mit Fliege: OB Dieter Gummer bei seiner Dankesrede.
Mit Fliege: OB Dieter Gummer bei seiner Dankesrede.
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt: Minister Guido Wolf.
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt: Minister Guido Wolf.
x