Speyer Ein neuer Sänger auf die alten Tage

Ein Bild aus gesünderen Tagen: Sänger Dan McCafferty (Mitte) und Nazareth in der Speyerer Halle 101.
Ein Bild aus gesünderen Tagen: Sänger Dan McCafferty (Mitte) und Nazareth in der Speyerer Halle 101.

Wenn sich am 1. August der Abend über das Festivalgelände im schleswig-holsteinischen Wacken senkt, steht für eine Stunde die Hardrock-Formation Nazareth auf der Open-Air-Bühne. Dabei wird allerdings eine andere Stimme zu hören sein als am 13. März 2004 bei einem Konzert in der Speyerer Halle 101.

Knapp 600 Zuschauer – das bedeutete damals an diesem Samstagabend eine halb leere – oder, je nach Standpunkt, halb volle – Halle. Für die Veranstalter des Speyerer Rockmusikervereins war die Resonanz jedenfalls kein Grund zum Jubeln. Offenbar hatten Nazareth nicht eben wenig Gage für ihren Auftritt verlangt. Zuschauer im Alter zwischen 30 und 60 Jahren wollten die schottische Rockgruppe sehen. Das Everly-Brothers-Cover „Love Hurts“, „This Flight Tonight“ und „Dream On“ – die Nazareth-Hits aus den 70er und 80er Jahren, die bis heute im Erwachsenenradio laufen und auf Classic-Rock-Samplern zu finden sind – gab’s zur Freude der Fans natürlich zu hören. Und aus heutiger Sicht erscheinen 600 Zuschauer gar nicht mal mehr so schlecht. Auf die Frage, warum es nach „Dream On“ von 1983 keinen Nazareth-Hit mehr gab, antwortete der Bandgründer und langjährige Sänger Dan McCafferty vor einigen Jahren in einem RHEINPFALZ-Interview: „Es kommt immer darauf an, wie eine Band aussieht. Früher war das Radio entscheidend, und es gab nur ganz wenige Musikshows im Fernsehen. Musik war etwas für die Ohren, doch heutzutage ist sie eine visuelle Angelegenheit.“ Dafür seien die Bandmitglieder zu alt und zu hässlich. Es erschiene ihm auch unwirklich, dort aufzutreten, fuhr der 1946 geborene Schotte fort. Nach Speyer kam die 1968 gegründete Gruppe in der Besetzung mit McCafferty, Gitarrist Jimmy Murrison, Bassist Pete Agnew und dessen Sohn Lee am Schlagzeug. Murrison und die Agnews sind auch heute noch dabei, doch am Mikrofon steht seit drei Jahren der Waliser Carl Sentance. Neun Jahre nach dem Speyerer Konzert, im August 2013, musste McCafferty bei einem Konzert in der Schweiz die Bühne nach nur drei Songs verlassen und den Auftritt abbrechen. Ursache war nach seinen Angaben die chronische Lungenkrankheit COPD, die sich verschlimmert habe. „Man weiß nicht, wann es auftritt, aber plötzlich kann man nicht atmen“, erläuterte der Sänger und fügte hinzu: „Wenn man den Job nicht erledigen kann, sollte man nicht dort sein – dafür ist Nazareth zu groß.“ Als Konsequenz zog McCafferty sich vom Tourneegeschäft zurück und erklärte, seine Band werde künftig mit einem anderen Sänger auf der Bühne stehen. Die Lieder auf dem 2014 veröffentlichten Album „Rock’n’Roll Telephone“ sang McCafferty allerdings noch selbst ein. Zugleich unterstrich er, sein Rücktritt beziehe sich zwar auf Tourneen, nicht aber auf Studioaufnahmen und einzelne Liveauftritte. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesem Konzert dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Nazareth? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir auf.

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