Speyer Ehren und Bestrafen

«DUDENHOFEN.» Die am Sonntag zu Ende gegangene deutsche Meisterschaft beim RV Dudenhofen war ein voller Erfolg. Wir haben uns noch mal in der Badewanne umgeschaut.

Eine von den Zuschauern kaum registrierte, gleichwohl sehr wichtige Aufgabe versahen der Lingenfelder Bernd Siegel und Albert Müller aus Contwig, Kommissäre des Bundes Deutscher Radfahrer. Sie bildeten das Vermessungsteam, ohne dessen Okay kein Rad eingesetzt werden durfte: Es muss exakt den Vorgaben des Radsport-Weltverbandes UCI entsprechen. Grundvoraussetzung ist demnach, dass ein Rennrad nicht mehr als 6,8 Kilo wiegen darf, dass – so der Wortlaut der Vorschriften – Oberrohr, Unterrohr, Sitzrohr, Steuerkopfhöhe, Hinterradsitz, Kettenstrebe, Radgabel und Lenkerbreite exakt den Bestimmungen zu entsprechen haben. Bei einem Sportler ab 1,90 Meter Körperlänge sind leichte Abweichungen zulässig. Rennräder von Jugendlichen (unter 17 Jahre) wurden auch dahingehend vermessen, dass 7,01 Meter, die mit einer Kurbelumdrehung zurückzulegen sind, nicht überschritten wurden. Die Maßarbeiter Müller und Siegel: „Das ist zum Schutz der Jugend. Sie soll nicht durch mehr Kraftanstrengung wegen einer höheren Kurbelübersetzung überfordert werden.“ Verstöße dagegen gäbe es im Schüler-Bereich immer wieder. Diese Altersklasse fuhr in Dudenhofen nicht um Titel. Manche Eltern seien wegen der erhöhten Gewinnmöglichkeit so unvernünftig, ihren Kindern gesteigerte Anstrengungen zuzumuten. Siegel: „Mit der Folge, dass manche dieser Kinder mit den Randsport aufhören.“ Mit Verdienstmedaillen und Urkunden des Bundes Deutscher Radfahrer zeichnete dessen Vizepräsident Udo Sprenger Clemens Spiekermann und Dieter Landry vom RV 08 aus. Als Vorsitzender des Vereins und als DM-Sportleiter zeichneten sie für die Ausrichtung der 132. deutschen Bahn-Meisterschaft verantwortlich. Die rund 5000 Euro ergebende Hilfsaktion für die verunglückte Erfurterin Kristina Vogel (wir berichteten) war die zweite derartige Unterstützungskampagne des RV Dudenhofen. Bei den nationalen Madison-Titelkämpfen 1996 in der Badewanne sammelte der Radfahrerverein für Christian Meyer. Der damals 23-jährige Freiburger war am 17. Juni 1994 auf der neunten Etappe des Giro d’Italia für Amateure bei einem Überholmanöver von der Straße abgekommen und mit Tempo 60 gegen einen Baum geprallt. Seitdem ist Meyer, der bei der Hilfsaktion in Dudenhofen zugegen war, von der Hüfte an querschnittgelähmt. Eine Geldstrafe von 100 Schweizer Franken, aktuell 85,43 Euro, bekam die Rennsportlerin Lea Sophie Friedrich vom mecklenburgischen RST Dassow aufgebrummt. Die Buße traf die 18-Jährige, mit Miriam Welte zusammen deutsche Teamsprint-Meisterin der Frauen und bei den Juniorinnen mit vier weiteren Goldmedaillen erfolgreich, „wegen eines Startversuchs ohne Absicherung auf der Zielgeraden“. Um Unfälle wie den mit Kristina Vogel in Cottbus zu verhindern, markierten die Dudenhofener während eines solchen Vorgangs die Strecke hinter der oder dem Startenden mit roten Fähnchen. Bei Friedrichs Anfahrversuchen war das noch nicht geschehen. Die Ausrüstung der DM-Teilnehmer mit ihren bis zu 10.000 Euro teueren Rennrädern war erwartungsgemäß Spitzenklasse. Es gab keine Stürze wegen Materialermüdung wie Gabel- oder Pedalbruch, und nur einen oder zwei, als Reifen platzten. Die Stabilität hing mit der durchgehend glatten Oberfläche der 250-Meter-Betonpiste zusammen und mit der hervorragenden Beschaffenheit der Reifen. Sie halten einen Druck von zwölf Bar aus, waren aber wegen der hohen Temperatur auf der Rennbahn durchweg nur mit zehn Bar befüllt. Zum Vergleich: Ein Touren- oder Cityrad sollte mit 2,5 bis 4,5 Bar befüllt werden.

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