Speyer „Dudenhofen hat Sachverstand“

«Dudenhofen.» In der Badewanne in Dudenhofen braust ein Talent aus dem Heinrich-Heine-Gymnasium nach dem anderen an Udo Rudolf vorbei. Heimspiel für den Präsidenten des Radsportverbandes Rheinland-Pfalz, der auch stellvertretender Leiter des Sportzweiges am Kaiserslauterer HHG ist. Maria Huber hat mit ihm am Rande der Deutschen Bahnradmeisterschaften gesprochen.

Warum kommen in Dudenhofen so viel mehr Menschen als zu anderen Radsportveranstaltungen?

Dudenhofen hat Tradition und unheimlich viel Sachverstand bei den Zuschauern. Leistung wird hier wahrgenommen. Hier gibt es regelmäßig internationale Wettbewerbe, Sprintermeeting, einen Teil der Vier-Bahnen-Tournee. Der RV 08 Dudenhofen hat einen Ruf als Veranstalter. Und wenn da ein Großereignis wie die Deutsche Meisterschaft ist, bringt jeder noch ein paar Leute mit. Wird Radsport immer beliebter? Wenn es Großereignisse in der Region sind wie die DM in Queidersbach, das Querfeldeinfahren, die Deutsche Nachwuchsmeisterschaft, jetzt die DM in Dudenhofen, dann ja. Aber die Lizenzzahlen gehen leider zurück. Wie finden Sie Talente, die sich fürs HHG entscheiden? Frank Ziegler hat ein bestimmtes System entwickelt. Er schaut sich bei den Sichtungsrennen die Leute an, spricht sie an, so ist schon mal der erste Kontakt hergestellt. Die Radfahrer kommen dann zu einer Probewoche. Nach einer Bedenkzeit von einer Woche entscheiden sie sich. Überreden bringt da nichts. Das Training an der Schule ist mit vielen Entbehrungen verbunden. Timo Bichler, Elias Edbauer vom RV Dudenhofen, die können in einer gewissen Phase sechs Wochen nicht nach Hause. Welche Trümpfe hat das HHG im Vergleich zu den anderen Schulen in Deutschland? Wir sind Spitze im Bereich Radsport. Wir haben Nationalfahrer, Leute, die bei internationalen Wettbewerben starten, im Bereich Mountainbike, Bahn und Straße. Anfänger müssen bei uns durch alle Bereiche durch. Dann ist da unsere erfolgreiche Trainingsgruppe HHG. Es gibt wenige, die im Team für die Deutsche Meisterschaft sind, die nicht Schüler des HHG sind. Heutzutage geht im Nachwuchsbereich kaum ein Weg an einer Eliteschule vorbei. Von den Medaillen werden zwei von drei von Eliteschulen des Sports gewonnen. Wir sind die erste Adresse in allen Bereichen, haben in Dudenhofen eine Bahn, die auf dem allerneuesten Stand ist. Der Nachteil: Sie ist keine Ganzjahresbahn, hat nicht mal ein Dach. Wir müssen das ausgleichen, was bei anderen nebenan ist. Im Sommer sind wir in einer Dreiviertelstunde, Stunde in Dudenhofen, im Winter fahren wir nach Frankfurt/Oder, wenn’s gut läuft in knapp neun Stunden. Wir haben Busse, die jedes Jahr 50 bis 60.000 Kilometer laufen. Noch können wir das durch viel Initiative ausgleichen. Ist das Thema Bahn für Kaiserslautern vom Tisch? Nein. Vom Land ist schon mindestens ein Drittel der Halle abgesegnet. Wir suchen noch nach Kooperationen. Die Stadt ist auch nicht auf Rosen gebettet, dem FCK geht es auch nicht viel besser. Die Gespräche laufen. Wir suchen nach Kooperationsformen, um da was zu verwirklichen. Was würde ein Bundesstützpunkt Kaiserslautern-Dudenhofen bedeuten? Eine wesentliche Qualitätsverbesserung der Führungsmöglichkeiten, personell als auch materiell Mittel, die wir im Trainingsbetrieb aber auch im administrativen Bereich einfließen lassen könnten. Der Landesverband Rheinland-Pfalz ist einer der wenigen Landesverbände, der außer teilfinanzierten Trainern keinen Hauptamtlichen hat. Bei uns läuft alles ehrenamtlich. Wie stehen die Chancen, dass Kaiserslautern-Dudenhofen den Zuschlag bekommt? Wir haben sehr gute Aussichten, dass wir ihn noch in diesem Jahr bekommen. Der Bund Deutscher Radfahrer hat seinen Segen gegeben. Was der DOSB dann macht, da müssen wir warten. Wir sind aber sehr optimistisch, weil an uns im Bereich Kurzzeit und Ausdauer eigentlich kein Weg vorbeiführt. Was würde das konkret bedeuten? Mindestens eine halbe Stelle für den Stützpunktleiter, Mittel für Radmaterial, um Pkw, die Busse, die 50.000 Kilometer fahren, abzusichern. Zusätzliche Trainer. Wir könnten dann das Training weiter spezifizieren. Die Manpower ist in Kaiserslautern, die Bahn ist hier, in Dudenhofen. Wie zufrieden sind Sie mit der Talentausbeute, wenn Sie sich bei den Deutschen Meisterschaften in Dudenhofen umsehen? Mehr als ich erwartet habe. Sophie Deringer aus Dudenhofen ist aus dem Nichts Deutsche Meisterin geworden, hat dann gleich noch eine Goldmedaille geholt und damit bewiesen, dass es keine Eintagsfliege war. Das ist eine 15-Jährige, von der man noch viel erwarten kann. Miriam Welte ist ein Erfolgsgarant, ist sowas von zuverlässig und dazu unheimlich sympathisch. Die ist auch Gold wert für die Trainingsgruppe. Wenn Sie in die Zukunft schauen könnten, wie und wo würden Sie da den Radsport sehen? Wir sind in einer großen Umbruchphase, was den Wettkampf betrifft, mit immer kleiner werdenden Startfeldern, die neue Ideen erfordern. Die Struktur der A-, B-, C-Klasse wird man auflösen und die Lücke zu den Jedermannrennen schließen. Wir müssen im Bereich Bahn neue Ideen finden mit immer mehr Teamwettbewerben.

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