Speyer Diktatoren und Himmelsbilder auf dem Handy
„Sein Atelier zu öffnen, erfordert schon einige Vorbereitungen“, sagt Friedolin Baudy in der Wormser Straße 47 in Speyer. Normalerweise stünden seine Gemälde ja in seiner Wohnung und nicht in seinen Arbeitsräumen in der Schreinerei Georg Memmel. Aber es sei auch eine tolle Chance, seine Bilder zu zeigen. Der 68-Jährige ist pensionierter Kunstlehrer. Er malt mit Acrylfarben und Lack. Seine Bilder sind bunt. Sie zeigen Landschaften und Menschen – abstrakt, aber dennoch erkennbar. Baudy fertigt viele Skizzen an und lässt sich von Landschaften inspirieren. „Ich habe 2000 Bilder von Himmeln auf dem Handy“, erzählt er. Als er noch in seinem Beruf arbeitete und seine vier Kinder klein waren, habe er oft nicht die Zeit gehabt, draußen Motive zu suchen. „Dann habe ich auch Stillleben gemalt, wie zum Beispiel einen Blumenstrauß.“ Könnte er nicht mehr malen, würde ihm das schon fehlen. „Ich habe das immer gemacht und wüsste nicht, was ich sonst machen soll.“ In der Mechtersheimer Jahnsstraße 6 lebt Manfred Herzog mit seinen Bildern. „Das ist ein Wohnatelier“, sagt er. Zwischen hunderten von Bildern stehen sein Bett und sein Sofa. In seinem Leben ist er aufs Ganze gegangen: „Mit 23 Jahren habe ich nach meinem Studium an der Berufsfachschule in Kaiserslautern beschlossen, freischaffender Künstler zu werden.“ Seither malt er nur in Öl auf Leinwand. „Zwei Meter groß, 140 Kilo schwer und kann zehn Landschaften hintereinander malen“ – so hat ein Kollege ihn einmal charakterisiert. Viele Bilder zeigen Tiere und Landschaften. Eisbären, Löwen. Oder Porträts, die an Rembrandt erinnern. Fein und meisterhaft sind sie gemalt. Manchmal schneidet Herzog dafür sogar Pinsel zurecht. „Naturalistische Bilder“ nennt er sie. Und er betont: „Sie zu malen, macht mir auch Spaß. Aber ich male sie als Auftragsarbeiten – also, um Geld zu verdienen.“ Zwischen 200 und 15.000 Euro kosteten sie. „Aber was mich antreibt, sind andere Arbeiten zu Krieg und Gewalt.“ Ein Beispiel dafür ist „Mutant“ von 1999: Es ist zwei Meter hoch und zeigt einen männlichen, nackten Körper. Links unten sind Clowns zu sehen. „Das ist das Volk.“ Einen Clown im oberen Bildteil nennt Herzog „Anführer“. Er besitzt den Mutanten, der aber schon gewalttätig gegenüber den Clowns ist. „Ich thematisiere, wie das Werk von Diktatoren außer Kontrolle gerät und sich gegen das eigene Volk richtet“, sagt Herzog. Manche dieser Bilder sind mehrere Quadratmeter groß. Sie zeigen kräftige, männliche Körper, die andere dominieren. Sich künstlerisch mit Gewalt auseinanderzusetzen, helfe ihm auch, mit den Schattenseiten des Lebens klarzukommen. Aber man müssen sich dennoch keine Sorgen um ihn machen. „Ich bin nicht depressiv. Ich trinke und esse gerne und habe gute Freunde“, betont Herzog. Bunte Gläser. Ein Krug mit in Wasser schwimmender Minze. Das Ehepaar Fresenius in der Speyerer Zeppelinstraße 28 ist auf Gäste vorbereitet. Das Atelier des Künstlers hat drei Etagen. Im Untergeschoss zeigt Klaus Fresenius auf den Boden aus hellblauen Kacheln und fragt: „Erkennen Sie das?“ Es ist ein Schwimmbad, das das Ehepaar umgebaut hat. „Das Haus gehörte meinen Schwiegereltern, aber das Schwimmbad hat niemand mehr genutzt.“ Fresenius schnitzt Skulpturen und malt. „Menschen sind mein Hauptthema“, sagt er. An den Wänden hängen Aquarelle: mit groben Pinselstrichen gemalte Körper. Rot, Schwarz, Blau. „Ich male aber auch Schriftbilder, wo sich Aquarelle und Tusche verbinden.“ Auf Tischen stehen Skulpturen. Manche sind nur wenige Zentimeter groß, andere so lang wie ein Arm. „Ich sammle Holzstücke im Wald und am Strand“, erzählt Fresenius, „und schnitze sie dann so, dass die natürliche Form noch erhalten bleibt“. Skulpturen gäben Räumen Ruhe: „Es sind kleine, konzentrierte Punkte.“ Mit seiner Ehefrau lebt Klaus Fresenius in Speyer. Zu eng wird es ihm aber nicht. „Als Künstler habe ich dank Stipendien auch oft im Ausland gelebt.“ In der Domstadt wurde er auch geboren: „Im Sandkasten habe ich schon zu meiner Großmutter gesagt: ,Mein Speyer verlass’ ich nicht“, unterstreicht er.