Speyer Deutsch-französische Freundschaft gefeiert

So schön kann die deutsch-französische Freundschaft zelebriert werden: Zu zwei Konzerten war das Sinfonieorchester der französischen Garde Républicaine erstmals nach Deutschland gekommen. In der voll besetzten Speyerer Gedächtniskirche begeisterte das 75-köpfige Orchester am Dienstagabend die Zuhörer.

Die Garde Républicaine ist ein Verband der französischen Gendarmerie, die dem Verteidigungs- und Innenministerium unterstellt ist und sowohl Schutzfunktionen als auch repräsentative und protokollarische Aufgaben für den Staatspräsidenten erfüllt. Als kulturelle Botschafterin unterhält sie aber auch zwei musikalische Gruppen: den Choeur de l’Armée française und eben das Orchester, das 1848 gegründet wurde und aus 120 Mitgliedern besteht. Geleitet wird das Orchester von Colonel François Boulanger, einem Preisträger internationaler Wettbewerbe. Und auch die Musiker sind hochkarätig – allesamt Absolventen der großen französischen Konservatorien. Bedeutende Komponisten haben am Pult des Orchesters schon ihre Werke aufgeführt, so Maurice Ravel seinen Boléro oder Olivier Messiaen seine „Ascension“. In vielen Ländern hat das Orchester schon gespielt. In Deutschland feierte es mit den Konzerten in Speyer und Mannheim Premiere, und es leistete dabei einen wunderbaren Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft; symbolträchtig ist auch der Tag des Speyerer Konzerts: 8. Mai, Europatag und Tag des Endes des letzten Kriegs zwischen den beiden Ländern. Von den Qualitäten des Orchesters, von seiner Homogenität, dem vollen, sonoren Klang und dem klaren Ton konnte man sich der Gedächtniskirche überzeugen. Auch das Programm war passend ausgewählt: im ersten Teil Ludwig van Beethoven als Repräsentant der deutschen Musik, nach der Pause drei Franzosen. Begonnen hat der Abend aber mit den Nationalhymnen beider Länder. Der erste Teil des Programms bestand aus der Vierten Sinfonie B-Dur op. 60. Das Orchester lieferte eine zwingende, kraftvolle Wiedergabe, inspirierend geleitet von Boulanger. Er fand immer die richtigen Tempi. So kamen die bewegten Sätze schwungvoll daher, das Adagio in fast träumerischer Ruhe. Nach der Pause kam eine Rarität: die Ouvertüre zur Oper „Le Roi d’Ys“ von Edouard Lalo. Sie gibt sich sehr wagnerisch, auf französische Art, ergänzt durch reizvolle Naturbilder. Farbig und spannend wurde sie musiziert, mit einem großartigen Cellosolo. Schwungvoll und süffig ging es dann bei der ersten Suite aus Georges Bizets „Carmen“ zu, diesmal mit einem schönen Flötensolo. Als krönendes Finale war das sinnlich-fetzige Bacchanale aus Camille Saint-Saëns’ „Samson et Dalila“ zu hören. Stürmischer Applaus, Bravorufe und eine passende Zugabe folgten: die aus Beethovens neunter Sinfonie übernommene Europahymne.

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