Speyer „Der Sport hat mich geformt“

Daniel McCray.
Daniel McCray.

«Speyer». American-Football-Spieler Daniel McCray hat Mitte Oktober seine aktive Karriere beendet. Im letzten Spiel feierte der Speyerer mit den Schwäbisch Hall Unicorns noch einmal die Deutsche Meisterschaft. In einem hochdramatischen Finale drehten die Einhörner einen 0:13-Rückstand zum 21:19-Sieg gegen Samsung Frankfurt Universe. Nach 18 Jahren im vor allem in Amerika beliebten Sport hängt McCray Schulterpolster und Helm an den Nagel. „Es war natürlich eine unglaublich intensive Zeit“, blickt der 32-Jährige zurück. Allerdings habe ihm die hohe Belastung nie wirklich viel ausgemacht, er habe sie nie als solche empfunden. „Gerade zu Beginn meiner Karriere war es schwer, so ganz ohne Auto. Ich bin teilweise mit dem Zug zum Training gefahren, kam erst spät nach Hause und musste am nächsten Morgen wieder früh aufstehen, um zu meinem Ausbildungsplatz in der Firma Loeser zu kommen“, erzählt er. Schon mit 14 Jahren war McCray zum American Football gekommen. Das lief eher zufällig. Nach Stationen beim Fußball, Handball und Basketball habe er es einmal damit versuchen wollen. Auch der frühere Weltklasse Middle-Linebacker Ray Lewis von den Baltimore Ravens habe dabei sicher eine Rolle gespielt, wie McCray erzählt: „Unter anderem wegen ihm wollte ich zum Football. Noch heute bin ich Fan der Baltimore Ravens. Sie sind eine sehr auf die Defense ausgerichtet Organisation, das gefällt mir.“ Gemeinsam mit einem Freund wurde er 2000 von seiner Mutter zu einem Probetraining der damaligen Heidelberger Bulls gefahren – und überzeugte. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die 2017 und 2018 in zwei Deutschen Meisterschaften, sieben Süd-Meister-Titeln und zwei Europameistertiteln (2010/2014) gipfelte. Nach der kurzen Zeit in Heidelberg machte er bei den Weinheim Longhorns Station und blieb dort acht Jahre. In Weinheim schaffte McCray, der in Speyer bei den Pfalz-Flugzeugwerken (PFW) arbeitet, den Sprung von der Jugend-Bundesliga zu den Aktiven. In seinem Jahr bei den Marburg Mercenaries gehörten täglich mehr als 400 Kilometer ins Training und zu den Spielen zum Alltag. Dort holte der Speyerer als Outside-Linebacker seinen ersten Südtitel – damals gegen seinen späteren Verein, die Schwäbisch Hall Unicorns. Dorthin war er nach weiteren Station bei den Saarland Hurricanes und Mannheim Bandits gewechselt und blieb fünf Jahre. Bis an dem schönen Samstagnachmittag im Oktober eben Schluss war. Und besser hätte der Abschied nicht laufen können, als mit dem Meistertitel. „Jedes Endspiel hat natürlich seinen Reiz. Für mich war es das letzte Spiel und damit natürlich noch mal spezieller“, erzählt McCray. Auf die Frage, warum es ihn gerade zu diesem Sport gezogen habe, überlegt er lang. Die körperliche Intensität und das Team Play seien entscheidend gewesen. „Mir hat das einfach gelegen. Du musst dich im Spiel immer auf alle verlassen können. Und ich hatte schon immer einen Hang zum Kontaktspiel“, sagt er und lacht. „Der Sport hat mir viel gegeben. Ich habe so viel gelernt. Der Sport hat mich geformt.“ Aber McCray musste auch viel investieren, besonders Zeit. Zwei bis drei Einheiten in der Woche waren normal, hinzukamen noch genauso viele spezifisches Krafttrainings. In diesem Jahr kamen so 78 Trainingseinheiten mit 41.158 Kilometer Fahrstrecke zu Training und Spielen für den Speyerer zusammen. Es galt, den zeitintensiven Sport mit der Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. „Nicht immer leicht“, so McCray, Hand in Hand mit den Football-Einheiten gehen auch die Videos über kommende Gegner, die zur Vorbereitung angeschaut werden mussten. Und natürlich Fitnessstudio-Besuche. Damit ist aber seit jetzt Schluss. Mit dem Fitnessstudio zwar nicht, dort die Belastung von einem auf den anderen Tag komplett auf Null zu senken, kann gefährlich sein. McCray spielt mit dem Gedanken, eine Trainerlizenz zu erwerben, macht im Januar die C-Lizenz. Wenn möglich, bei den Unicorns. „Das ist aber noch nicht entschieden. Eigentlich ist die Belastung als Trainer ja höher, der Aufwand ist größer. Sie müssen zum Beispiel noch die Film-Analysen der Spiele zusammenschneiden“, erklärt er. Er wolle eventuell im Jugendbereich trainieren, vielleicht im kommenden Jahr. Seit 2016 ist er bei der Organisation „24/7 Football“. Erfahrungen an der Seitenlinie hat er bereits gesammelt: Bei der Euro 2014 verletzte er sich im Vorfeld, ging aber trotzdem als Assistenztrainer mit. Am Ende stand der zweite große Titel.

Der letzte Titel für den Speyerer: In Berlin siegte er mit den Schwäbisch Hall Unicorns im Finale 21:19.
Der letzte Titel für den Speyerer: In Berlin siegte er mit den Schwäbisch Hall Unicorns im Finale 21:19.
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