Speyer Der Engel kickt

„Keine Alleingänge“ lautet eine der von den Schülern aufgestellten Regeln: Maro Engel dribbelt sich auf diesem Bild zwar durch,
»Keine Alleingänge« lautet eine der von den Schülern aufgestellten Regeln: Maro Engel dribbelt sich auf diesem Bild zwar durch, spielt den Ball jedoch einige Sekunden später ab. Rektor Peter Schmid (rechts) schaut zu.

Der Formel-E Fahrer Maro Engel war gestern in der Schule im Erlich zu Gast und wurde von Paul Schif, Geschäftsführer der Laureus Foundation, zum Botschafter der Stiftung ernannt. Er nutzte die Gelegenheit, um bei dem Schülerturnier des Projekts „Kickformore“ eifrig mitzuspielen.

«Speyer.»„Jeder Sportler hat eine soziale Verantwortung. Ob und in welcher Form er diese auch wahrnimmt, bleibt jedem selbst überlassen“, sagt Maro Engel. Er selber sei sich bewusst, wie privilegiert er sei, sagt der in Monte Carlo aufgewachsene Formel-E Fahrer. „Umso wichtiger finde ich es, jetzt als Botschafter solche Vereine zu unterstützen.“ Er meint damit „Kickfair“, der Straßenfußball als Lernzugang und Bildungskonzept nutzt. Die Theorie dahinter: Beim Straßenfußball gibt es keine Schiedsrichter, stattdessen einigen sich die Spieler selbst auf informelle Regeln und kontrollieren auch deren Einhaltung. „Kickformore“ ist ein Projekt dieses Vereins, fußt jedoch auf dem selben Konzept: Junge Menschen, oft mit Migrationshintergrund und geringen Bildungschancen, sollen hier Fairness erleben, im Team arbeiten und sich an gemeinsam festgelegte Regeln und Werte halten. Wer möchte, kann später als „Teamer“ selber Verantwortung übernehmen. Auch am Turnier in der Erlichschule nehmen Schüler der Burgfeldschule als Teamer teil. Sie organisieren das Turnier und moderieren die Besprechungsrunden, in denen sich die Mannschaften vor den Spielen auf drei Fair-Play-Regeln einigen. Diese reichen von sportlichen Regeln (Keine Alleingänge, kein Bolzen) bis hin zum Sportsgeist (Einander aufhelfen, wenn jemand fällt, oder sich bei einem Gegentor die Hand reichen). Haben sich beide Teams geeinigt, wird gespielt, anschließend bewerten die Teams , wie gut die Regeln vom Gegner eingehalten wurden. In der Erlichschule schein dieses Konzept aufzugehen: „Früher, da haben die sich nach der Schule die Köppe eingeschlagen“, sagt Rektor Peter Schmid und klingt immer noch etwas ungläubig. Heute, rund vier Jahre nach dem Start des Projekts, habe sich das Schulklima spürbar verbessert. „Man merkt, wie sich durch den Sport bei den Schülern soziale Fähigkeiten entwickeln“. Das bestätigt auch Sportlehrerin Claudia Vogel, die das Projekt an der Schule mit einer AG begleitet: „Am Anfang war einigen der Größeren nicht klar, dass man auf die Kleineren Rücksicht nehmen muss.“ Das habe sich aber schnell aufgelöst, auch sie beobachte inzwischen, dass sich der Umgang unter den Schülern verändert habe: „Natürlich sind wir eine Förderschule, da hat jeder Schüler sein Päckchen zu tragen.“ Aber in der Schule herrsche schon eine besondere Stimmung, das sei früher nicht alltäglich gewesen, sagt sie. „Kickformore“ soll jedoch kein Trostpflaster sein, sondern jungen Menschen eine Perspektive aufzeigen und Fertigkeiten vermitteln, die ihnen im späteren Leben zugute kommen: „Ich habe 2008 bei „Kickformore“ angefangen“, erzählt Jessica Schnellbach aus Offenburg. Anfangs habe sie gespielt, sich danach als Teamerin an der Organisation, dem Aufbau und der Öffentlichkeitsarbeit beteiligt. Inzwischen ist die junge Frau Redakteurin bei einem Fernsehsender, hat sich für diesen Tag jedoch Urlaub genommen: „Rückblickend hat mir das Projekt unglaublich viel gebracht, ich habe hier unter anderem gelernt, selbstbewusster zu sein“, erklärt Schnellbach.

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