Speyer Das Inferno war perfekt

Von weit angereist: die Ruhrpott-Guggis aus Duisburg in der Rhein-Pfalz-Halle in Heiligenstein.
Von weit angereist: die Ruhrpott-Guggis aus Duisburg in der Rhein-Pfalz-Halle in Heiligenstein.

Im Italienischen bezeichnet das Wort Inferno die Hölle. Genau dorthin wollten die „Pälzer Scholleklobber“ aus Römerberg ihr Publikum am Samstagabend mitnehmen: mit feuriger Guggemusik. Elf Gruppen hatten sich angekündigt. Bis Mitternacht gab’s beim ersten Gugge-Inferno in der Rhein-Pfalz-Halle was auf die Ohren.

Die mittlere Katastrophe ereilte die Vorsitzende Sandra Berger und Organisatorin Annette Blumenschein kurz vor dem Start. „Wir warten auf die erste Gruppe“, sagte Blumenschein und eilte ins Foyer. Die Bärämadd’l aus Kronau wurden vermisst. Dabei hatten die – abgesehen von den Nachbarn des Karnevalvereins Dudenhofen – mit 40 Kilometern die kürzeste Anreise. Wie gut, dass die Kollegen flexibel waren. Die Ruhrpott-Guggis aus Duisburg sprangen in die Bresche und machten mit den Anwesenden ein erstes Warm-up. Sie wiederum hatten den längsten Weg hinter sich: Rund 325 Kilometer Anfahrt war ihnen das erste Gugge-Inferno in Römerberg wert. „Rock mi“ – schnell zum Kulthit avancierter Titel der Alpenrocker „VoXXclub“ – drang schnell erkennbar in die Ohren und animierte automatisch zur Bewegung. Im Zaum halten mussten sich Besucher, die an einem der Stehtische Position bezogen hatten. Der Schwingboden in der Rhein-Pfalz-Halle machte seinem Namen schon beim dezentesten Fußwippen alle Ehre. Still stehen war aber nicht drin. Der Rhythmus riss einfach mit – abgesehen von der Optik. Kreativ sind sie, die Guggemusiker. Die einen setzten mit neonfarbenen Stulpen auf farbliche Akzente an den Schienbeinen, die anderen hatten urmenschlich das Trinkhorn umgeschnallt und Dritte griffen zu wuscheligen Perücken mit grünen Strähnen. Ganz Gewitzte zierten sogar ihre Instrumente mit Licht – ein toller Effekt, gerade, wenn es in der Halle etwas dunkler war. Mit zunehmender Stunde ließen sich die Zuhörer musikmäßig einheizen. In erster Linie waren es die Guggekollegen die sich gegenseitig anfeuerten. Mit gewaltigen Abordnungen marschierten sie auf der Bühne im aufwendig mit Luftballons in Metallic-Blau-Weiß geschmückten Saal auf. Donnergugger und Rotwoigeister, Wildsaufetzer und Bembeljeescher – die Fantasie kennt auch bei der Namensgebung keine Grenzen. Den Beweis, dass Guggemusik mehr ist als donnerndes Blech und krasses Schlagwerk, traten die Teilnehmer gern an. Neben Schlagermucke wie „Schwarze Natascha“ erklangen sogar Klassiker wie „Sugar Baby Love“ von den Rubettes. Die Veranstalter selbst griffen natürlich auch zu ihren Instrumenten und leiteten über zum Monster-Finale, bei dem alle gemeinsam zum furiosen Donnerschlag ansetzten. Die Hütte brannte zum Abschluss – das Inferno war perfekt.

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