Speyer Botanik im Wandel der Zeiten

Schon um 1810 bei uns nicht unbekannt: tropische Früchte.
Schon um 1810 bei uns nicht unbekannt: tropische Früchte.

„Aller Gewächs der Bäumen/ Stauden und Kräuter. Pflanzenbücher aus fünf Jahrhunderten“ lautet der Titel einer Ausstellung im Landesbibliothekszentrum (LBZ), die heute Abend, 19 Uhr, mit einem Vortrag des Kurators Dr. Armin Schlechter eröffnet wird und bis 19. Januar zu sehen ist. Die 32 teils reich illustrierten Werke aus dem Bestand der Bibliothek werden aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der Kreisgruppe Speyer des naturforschenden pfälzischen Vereins Pollichia gezeigt.

Zu sehen ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek nicht zuletzt Johann Adam Pollichs dreibändige Geschichte der Pflanzen in der Kurpfalz. „In der Erstauflage von 1776/77“, sagt Armin Schlechter mit Blick auf das bedeutende botanische Werk. Im 83-seitigen Katalog zur Ausstellung sind die Werke chronologisch geordnet angeführt und durch den Kurator kurz beschrieben sowie meist mit der Darstellung des Titelblatts und einiger Abbildungen charakterisiert. Wenn es um die Frage nach einem Lieblingsexponat geht, mag sich Schlechter nicht auf eines festlegen. Stolz ist er auf das älteste Stück, eine 1493 gedruckten Ausgabe von Hartmann Schedels „Liber Chronicarum“ (Weltchronik) mit ihren prächtigen Abbildungen zur Bedeutung der Pflanzen in der Bibel. Bemerkenswert sei auch eine der ersten Beschreibungen exotischer Gewächse durch den Bergzabener Jakob Theodor Tabernaemontanus, die in zwei Werken in der Ausstellung zu finden sind: in „Eicones plantarum …“ von 1590 und im „Neuw vollkommentlich Kreuterbuch …“ von 1625 (erstmals 1588 erschienen). „Die ersten Pflanzenbücher waren durch das christliche Denken geprägt. Es ging um den Nutzen der Gewächse für den Menschen“, erklärt der Kurator. In dieser Tradition entstanden teils prächtig illustrierte Werke wie der erstmals 1613 erschienene „Hortus Eystettensis“, in der Ausstellung als Nachdruck von 1750 zu sehen. Beeindruckend sind etwa die Darstellungen des Spargels (Asparagus domesticus). Im 17. Jahrhundert tat sich der vielseitig begabte Speyerer Johann Joachim Becher auch mit seinen botanischen Kenntnissen hervor. Sein „Parnassus medicinalis illustratus“ von 1663 zeugt davon ebenso wie von seiner poetischen Ader, da er die Pflanzen auch in Versform beschrieb. Kurator Schlechter zeigt sich überrascht, wie viele Pflanzenbücher im historischen Bestand der LBZ bei der Vorbereitung der Ausstellung ans Tageslicht kamen. Etliche Werke seien erstmals im Katalog erfasst worden, einige hätten einer mehr oder weniger aufwendigen Restauration bedurft. Dies seien schöne „Nebeneffekte“ der Ausstellung, die von der Kreisgruppenvorsitzenden der Pollichia, Anna Mikulowska, und der LBZ-Leiterin Ute Bahrs initiiert worden sei. Die Sammlung enthält aus neuerer Zeit auch Werke mit wissenschaftlichem Anspruch, Pollichs drei Bände zählen dazu. Neben inneren Werten vermögen auch äußere Kennzeichen zu beeindrucken: etwa der großformatige „Hortus Eystettensis“ (aufgeschlagen circa 50 auf 90 Zentimeter) und die vergleichsweise winzigen 14 Bände „Deutschlands Flora“ (1801-33) von Jacob Sturm mit aufgeschlagen jeweils zwölf auf 19 Zentimetern Breite und Höhe. Der Ausstellungstitel ist übrigens dem „Neuw vollkommentlich Kreuterbuch“ von Tabernaemontanus entlehnt. TERMINE Zwei Vorträge zählen zu den Veranstaltungen zum Pollichia-Jubiläum im LBZ, am Mittwoch, 28. November, 19 Uhr, spricht Professor Emil Dister über „200 Jahre Oberrheinausbau – Eine ökologische Bilanz“, am Dienstag, 15. Januar, 19 Uhr, referiert Dr. Volker John, ehemaliger Leiter der botanischen Sammlungen des Pollichia-Museums , „Zur Historie der botanischen Sammlungen der Pollichia“.

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