Speyer Betrunken: Polizistin in die Hand gebissen

Ein 20-jähriger Heranwachsender, der ursprünglich aus Eritrea stammt und vor seiner Verhaftung in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) Speyer untergebracht war, stand vor dem Jugendschöffengericht wegen mehrerer Diebstähle, die er zwischen Juni und August 2017 begangen hatte. Außerdem hatte er am 1. August einen AfA-Mitarbeiter geschubst und dann eine Polizeibeamtin in die Hand gebissen. Nach Feststellung der Schuld traf das Gericht am Ende die Entscheidung, die Verurteilung zu einer Jugendstrafe auf zwei Jahre zur Bewährung auszusetzen.

Die Entscheidung erging in seltener Einmütigkeit von Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidiger Christoph Haus aus Worms. Der junge Mann, der zu wenig Deutsch sprach, um einem Strafverfahren folgen zu können und daher einen Dolmetscher für seine Muttersprache Tigrinya zur Seite hatte, war am 2. März 2017 nach Deutschland eingereist. Im Alter von 17 Jahren hatte er sein Heimatland und seine Familie in Eritrea verlassen, als er zur Armee hätte eingezogen werden sollt. Auch sein Vater ist bei der Armee. Er schien ihn kaum zu kennen, und die Familie lebt nicht von einem Sold, sondern von dem, was die Mutter anbauen und verkaufen kann. Nach Europa kam der Mann auf dem üblichen Weg über Sudan, Libyen, Italien. Von dort kam er zunächst in die Schweiz, wo sein Asylantrag abgelehnt wurde. Dann reiste er über die Niederlande weiter nach Deutschland. Auch sein Asylantrag hier ist bereits abgelehnt, offenbar, weil er bereits in der Schweiz abgelehnt wurde. Gründe dafür kenne er nicht, sagte er vor Gericht. Wie es denn nun mit ihm weitergehen solle, fragte Richterin Alexandra Umealo-Wells. Er wolle Deutsch lernen und eine Ausbildung machen, war die Antwort. „Aber Ihr Asylantrag ist doch abgelehnt!“, so die Richterin. „Ich werde darum kämpfen“, war seine Antwort. Einen Plan B hat er offenbar nicht, so wenig, wie er klare Vorstellungen über die Art der Ausbildung entwickelt hat. In Eritrea war er nach sieben Jahren aus der Schule ausgeschieden, um seiner Mutter zu helfen. Der Mann gab im Prozess zu, im Juni vergangenen Jahres bei Lidl Lebensmittel, Schnaps und Duschgel entwendet zu haben. In den Wochen darauf hat er zweimal jeweils ein Fahrrad entwendet, indem er das Schloss aufgebrochen hat. Er wollte es verkaufen. Jedes Mal wurde er erwischt, alle gestohlenen Gegenstände hat er zurück gegeben. Dann, Anfang August, hatte er in den Räumen der AfA geraucht, obwohl dies dort verboten ist. Als ihm ein Mitarbeiter dies untersagte, hatte er sich handgreiflich gewehrt und ihn geschubst. Man rief die Polizei zu Hilfe, und da biss er einer Beamtin in die Hand, die allerdings einen Handschuh trug, so dass er nicht viel anrichten konnte. Ihm wurde eine Blutprobe entnommen: Er hatte 1,98 Promille. Offenbar war das kein Einzelfall. Er habe sich das Trinken angewöhnt, gab er zu, aber es sei besser geworden, nachdem ihn ein älterer Landsmann ermahnt habe. Entzugserscheinungen habe er in den drei Monaten, seitdem er in der JSA Schifferstadt sei, nicht gehabt. Während seiner Bewährungszeit bekam er die Auflage, keinerlei Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen. Außerdem muss der Verurteilte 120 Stunden gemeinnützige Arbeit in den nächsten vier Monaten verrichten.

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