Speyer Bald spielt der letzte Walzer

Die Zeit läuft: Wilfried Sartor schließt sein Museum und verkleinert seine Sammlung von Grammophonen und Zubehör.
Die Zeit läuft: Wilfried Sartor schließt sein Museum und verkleinert seine Sammlung von Grammophonen und Zubehör.

«Landau.» Vor zwölf Jahren ist es gegründet worden, das Privatmuseum in einem edlen Altbau in der Landauer Südstadt, aber es stand nur selten im Licht der Öffentlichkeit. Man kann es nämlich nur in kleinen Gruppen besichtigen – nach telefonischer Anmeldung beim Hausherrn. Doch wer diese Hürde genommen hat, dem erschließt sich in fünf Räumen die ganze Welt historischer Grammophone. Sator hat die Sammlerstücke, von denen die ältesten noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, mit Leidenschaft zusammengetragen. Ein kleines Gerät mit Trichterchen, das wenig spektakulär aussieht, ist das wertvollste Stück. Das sogenannte Kaffeemühlen-Grammophon, bei dem man ständig eine Kurbel drehen muss, um eine Schallplatte zu bewegen, war zunächst als Kinderspielzeug gedacht. Mit ihm trat das Grammophon seinen Siegeszug um die Welt an. Kuriose Geräte gehören auch zur Sammlung, zum Beispiel ein „Floraphon“, das im Topf einer Zimmerpflanze versteckt ist, oder ein Grammophon, das mit einem Feuerchen angetrieben wird. Ergänzt wird das Museum durch die laut Sator weltweit größte Sammlung von Plattennadel-Döschen, durch eine große Kollektion alter Schellackplatten und durch jede Menge Nipper-Nippes. Nipper – das ist der Name des berühmten Hundes, der auf unzähligen alten Schallplatten abgebildet ist; er posiert vor einem Grammophontrichter und lauscht „His Masters Voice“, der Stimme seines Herrn. Das Kult-Tier wurde umfassend vermarktet, vom Porzellanfigürchen bis zur Puderdose. Warum schließt dieses interessante und witzige Museum am 30. Juni? Dass der Mietvertrag in der Landauer Villa ausläuft, sei nur der äußere Anlass, erklärt Sator. „Ich habe keinen Nachfolger und möchte den Großteil der Stücke in jüngere Sammlerhände übergeben.“ Viele Grammophone sind bereits reserviert und werden nach der Schließung von ihren neuen Besitzern abgeholt. Die kennt Sator alle persönlich, denn der kleine Kreis der Grammophonsammler in Deutschland und weltweit pflegt enge Kontakte. Seine Sammlung will der ehemalige Apotheker, der in Klingenmünster lebt, auf etwa zehn bis 20 Prozent verkleinern: „Ein paar hübsche Sachen behalte ich selber. Schließlich will ich auch weiter Schellackplatten anhören.“ Neue geeignete Räume für die reduzierte Sammlung hat er bisher noch nicht gefunden; er sucht nach 30 bis 40 Quadratmetern, möglichst wieder in einem schönen Altbau. In den zwölf Jahren hat Sator „viele Sammler aus aller Herren Länder“ durch das Museum geführt, aber auch andere interessierte Gruppen. Vielleicht 1000 Menschen könnten es gewesen sein. Begeistert seien Besucher von der Vielseitigkeit: „Hier findet man aus den Jahren 1890 bis 1960 alles, was zu früher Musikwiedergabe gehört.“ Es sei schön gewesen, die Sammlung aufzubauen und zu präsentieren, zieht der Grammophon-Freund Bilanz. Aber bald müssen die historischen Wunderwerke für ihn den „letzten Walzer“ spielen. Kontakt Auf der Website www.nipperfriend.de kann man einen Teil der Grammophone anschauen. Bis zur Schließung des Museums bietet Wilfried Sator weiterhin Führungen an (Anmeldung unter Telefon 06349 9630671).

x