Speyer Ausstellung in Speyer: Richard Löwenherz kehrt in die Pfalz zurück

So könnte es zur Zeit von Richard Löwenherz ausgesehen haben: Das Standbild stammt aus einer Filmrekonstruktion des mittelalterl
So könnte es zur Zeit von Richard Löwenherz ausgesehen haben: Das Standbild stammt aus einer Filmrekonstruktion des mittelalterlichen Speyer (im Hintergrund: der Dom), die in der Ausstellung zu sehen ist.

Ein voll besetzter Dom, ein Festvortrag und sechs Grußworte: Richard Löwenherz ist bei seiner Rückkehr in die Pfalz nach über 800 Jahren gut angekommen. Mit einer Feierstunde hat die rheinland-pfälzische Landesausstellung des Historischen Museums über den mittelalterlichen englischen König am Freitagnachmittag begonnen.

Drücken wir es – passend zum Thema – einmal möglichst mittelalterlich aus: Ob es wahrlich das Herz eines Löwen war, das Speyers oberster Schultheiß sich im Dom gefasst hat, darüber ließe sich gar trefflich streiten. Jedenfalls brachte Hansjörg Eger in seiner Rede an prominenter Stelle und vor großem Publikum den Status eines rheinland-pfälzischen Landesmuseums für das Historische Museum der Pfalz ins Gespräch. Der Standort sei berechtigt, sagte der Oberbürgermeister.

"Zentrale Figur der Landesgeschichte"

Eger griff damit einen Aspekt auf, den der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Konrad Wolf, zuvor in seiner Ansprache angeschnitten hatte. Nach dessen Worten erfüllt das Speyerer Haus die Funktion eines Landesmuseums für die Pfalz. „Wir wissen, was wir am Museum haben“, unterstrich Wolf mit Blick auf dessen Leistungen im Dienst wissenschaftlicher Forschung und ihrer Vermittlung. Laut dem Minister ist Richard Löwenherz (1157–1199) eine „zentrale Figur der rheinland-pfälzischen Landesgeschichte“. Der Speyerer Oberbürgermeister sieht in ihm nach eigenen Angaben eine historische Person, deren Leben auch noch genug Stoff für eine zweite oder dritte Ausstellung biete.

Kritik an Überschrift im Spiegel

Nach Ansicht des pfälzischen Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder ist ein „sachkundiger Blick auf die Wirklichkeit“ wie im Historischen Museum der Pfalz in teils geschichtsvergessenen Zeiten wichtiger denn je. Wieder zufolge „geht es auch im digitalen Zeitalter kaum spannender“ als in der Lebensgeschichte des „Königs, Ritters und Gefangenen“ – so der Untertitel der kulturhistorischen Speyerer Schau. Für den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Historisches Museum der Pfalz und früheren Oberbürgermeister Werner Schineller ist eine solche Schau „an keinem anderen Ort sinnvoll und möglich“. Schineller rief den Zuhörern die Salier und ihnen gewidmete frühere Präsentationen im Speyerer Museum ins Gedächtnis. Zugleich kritisierte er die Überschrift „Ritter Doof“ zu einem Beitrag im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“: Sie werde der Persönlichkeit von Richard Löwenherz nicht gerecht.

Lebensweg fasziniere bis heute

Domprobst Otto Georgens erinnerte an prominente Besucher und historische Ereignisse in der Kathedrale. Der Lebensweg des englischen Königs und Kreuzfahrers fasziniere die Menschen bis heute. Der Heidelberger Historiker Stefan Weinfurter ging in seinem Festvortrag „Richard Löwenherz. Wie wird man ein Held?“ unter anderem auf Unterschiede zwischen englischer und deutscher Geschichtsschreibung bei der Bewertung des mittelalterlichen Herrschers ein. Nach Weinfurters Auffassung handelt es sich bei Löwenherz um eine eindeutig „europäische Figur“.

Publikumserwartungen als Herausforderung

Museumsdirektor Alexander Schubert sprach abschließend von der Herausforderung, bei der Ausstellungskonzeption den Erwartungen des Publikums zu entsprechen und zugleich die Grundlagen der wissenschaftlichen Forschung über Löwenherz zu beachten. Die Schola Cantorum Saliensis unter der Leitung von Christoph Keggenhoff gestaltete mit dem Stück „Timete Dominum“ und dem altfranzösischen, von Löwenherz in Speyer verfassten Lied „Ja nus hons pris ne dira“ das Musikprogramm.

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