Speyer Aufjubelnder Lobgesang

Im Dialog mit dem Kammerchor: die Sopranistin Annabelle Hund.
Im Dialog mit dem Kammerchor: die Sopranistin Annabelle Hund.

Mitreißend und mitteilsam gelang am Samstagabend das Konzert des Kammerchors der Diözese Speyer im Priesterseminar. Unter der die 45-köpfige, sicher agierende Sängerschar und die Südwestdeutsche Philharmonie energisch führenden Judith Mohr erlebten die in großer Anzahl erschienenen Hörer zwei gehaltvolle, gegensätzliche Werke englischer Komponisten aus dem 20. Jahrhundert.

Die jeweilige Geschlossenheit der zehnteiligen 30-minütigen Weihnachtskantate „A Ceremony of Carols“ Benjamin Brittens von 1942 und des dreiviertelstündigen „Magnificat“ John Rutters von 1990 mit beiderseits identischen Anfangs- und Schluss-Nummern durfte nicht über den unterschiedlichen Charakter beider chor-dominanten Werke hinweg täuschen. Brittens nur für Frauenchor gesetzte Weihnachtshymnen haben mit ihrer antiphonischen Struktur doch einen lyrischen, an der ruhigen Gregorianik orientierten Zug. Dagegen setzt Rutter mit einem bis ins Perkussive reichen Instrumentarium und dem vierstimmigen Gesamtchor auf schlagkräftige und harmonisch breit ausmalende Effekte. Hier im „Magnificat“ konnte die für den gesundheitlich indisponierten, seitherigen Kammerchor-Leiter Markus Eichenlaub einspringende, rheinländische Dirigentin Judith Mohr ihre integrierenden Fähigkeiten zur Führung eines großen Apparats vorteilhaft unter Beweis stellen. Der mit einer reichen Palette von akzentuiertem Psalmodieren bis zu gepfefferter, lateinamerikanischer Polyrhythmik – sozusagen mit Anleihen von Orff bis Bernstein – aufwartende Rutter profitierte vom gut geschulten Stimm-Material des Kammerchors und von den gezielten Klangeffekten der auch in der kleineren Kammerorchester-Besetzung profiliert aktiven Südwestdeutschen Philharmonie. Hierbei ergänzte Christine Rahn das entfallende schwere Blech mit sicheren Einschüben der Truhen-Orgel. Dem engagiert präsenten Instituts-Kammerchor stand in den kraftvollen, Fiesta-ähnlichen Teilen Rutters die leicht swingende Bewegung ebenso sicher zu Gebote wie das große Volumen für den Lobpreis der Generationen. Dieser konnte als vielzüngig aufjubelnder Lobgesang begeistern – und tat das auch in der zugegebenen Teil-Wiederholung. Auf Klangpracht setzende, kanonische Sequenzen formte die Dirigentin mit der prächtig artikulierenden Sängerschaft dicht aus. Über einige Längen modulatorischer Sequenzen im Mitleidschor „Et misericodia“ konnte indes auch sie nicht hinweg helfen. Die Sopran-Soli brachte Annabelle Hund in hoher Intensität und mit gepflegter Wärme ein. Sie dialogisierte auch in Brittens Weihnachtskantate besonders in den Wiegenlied-Szenen mit einer in höchste Höhen schwelgenden Intensität mit dem Kammerchor. Im Frühlingsgesang trat Chor-Sopranistin Julia Best substanzvoll im locker geführten Duett „Spring Carol“ zu Hund hinzu. Gastdirigentin Mohr hielt den hier dreistimmig eingesetzten Frauen-Kammerchor in energischer Disziplin zusammen. Sie integrierte auch das Spiel der mit streichelnder Zartheit wie kraftvoller Akkordik überzeugenden Harfenistin Berenike Birth in die jeweils geschlossen in sich abgerundeten Vortragsstücke.

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