Speyer Angler haben Bedenken gegen Kiesabbau

Westufer: Die oft trockenliegende Flachwasserzone wird wohl nicht tiefer ausgebaggert.
Westufer: Die oft trockenliegende Flachwasserzone wird wohl nicht tiefer ausgebaggert.

«OTTERSTADT.»Auch Otterstadts Ortsbürgermeister Bernd Zimmermann (CDU) war gekommen. Nicht eingeladen dagegen war das fraktionslose Ratsmitglied Jürgen Zimmer, der im Auftrag der Ortsgemeinde Otterstadt über Jahre Vertragsverhandlungen mit der Firma Rohr geführt hat. Ende 2018 läuft der Pachtvertrag der Waldseer Firma, die in der Bannweide Kies und Sand abbaut, aus. Im Moment diskutieren die Otterstadter Politiker, ob er verlängert werden soll (wir berichteten). Die behördliche Genehmigung für den Kiesabbau gilt noch bis 2028. „Das ist keine politische Veranstaltung. Ich habe mit Politik nichts am Hut.“ Das betonte Peter Hangg, Vorsitzender des Angelsport- und Fischzuchtvereins Otterstadt schon zu Beginn der Veranstaltung und wiederholte es mehrfach. Er stellte die Anliegen des Angelsport- und Fischzuchtvereins vor, die dieser bereits im Mai 2017 vorgebracht hatte und die im Auftrag des Land-, Forst- und Umweltausschusses der Ortsgemeinde Otterstadt Ende August 2017 bei einem Treffen mit Vertretern der Orts- und Verbandsgemeinde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD), der Kreisverwaltung und der Firma Rohr geprüft wurden. Was passiert mit der Flachwasserzone im Osten? Hangg ging es in der Veranstaltung darum, über ein wichtiges Anliegen des Angelsportvereins zu informieren: den Erhalt von Flachwasserzonen (Stichwort). Es gebe nicht mehr viele davon: Nur noch 350 Meter des insgesamt etwa 3000 Meter langen Ufers hätten eine Flachwasserzone. Diese liege am östlichen Ende der Bannweide. Das sei die Region, in der künftig nach Kies gebaggert werden solle. Nun fürchten die Angler, dass die Zonen dadurch Schaden nehmen könnten. Sie verweisen auf einen Uferabbruch an der Nordseite des Sees im vergangenen Winter. Dadurch seien die Flachwasserzonen, die beispielsweise für den Fortbestand von Barschen und Zander notwendig sind, verloren gegangen. „Werden die Flachwasserzonen geschützt oder nicht?“, fragte Hangg. Eine Sprecherin der SGD Süd erklärt auf RHEINPFALZ-Anfrage, dass die Flachwasserzonen an dieser Stelle der Bannweide nicht ausgekiest werden dürfen. Die Firma Rohr muss 20 Meter Abstand zum Ufer halten, also so handeln, als läge die aktuelle Uferlinie 20 Meter in den See hinein verschoben. Kann die Flachwasserzone im Westen vertieft werden? Eigentlich gibt es auch noch am Westufer der Bannweide eine Flachwasserzone. Sie liegt allerdings in heißen Sommern trocken. Hangg bedauert, dass diese nicht tiefer ausgebaggert werden darf. „Der Vorschlag des Angelsportvereins entspricht nicht der aktuellen Genehmigungssituation“, teilt die SGD-Süd-Sprecherin mit. Grundsätzlich wäre das realisierbar, wenn es beantragt würde. Allerdings ist das Gelände inzwischen stark bewachsen, so dass umfangreiche Anträge notwendig wären. Im Protokoll des Gesprächs vom August wird das Vorhaben daher als „nicht realistisch“ bewertet, weil umfangreiche Änderungsanträge dazu nötig seien. Was passiert mit den alten Halden am Südufer? Hangg kritisierte, dass die alten Halden, die sich über 180 Meter am Südufer entlangziehen, nicht abgetragen werden dürfen. Das sei im vor Jahrzehnten erstellten Bewirtschaftungsplan so bestimmt gewesen, dann aber geändert worden. „Dort wachsen doch nur Brombeeren und außer zwei Birken keine wertvollen Bäume“, so Hangg. Er befürchtet, dass die Halden abbrechen und Schäden verursachen, sobald gebaggert wird, weil die Böschungsneigung nicht korrekt sei. Die SGD Süd erklärt, dass alle Beteiligten zu dem Konsens gekommen seien, die Halden aus Naturschutzgründen so zu belassen. Dürfen neue Flachwasserzonen aufgeschüttet werden? Diese Möglichkeit bestünde am Nordufer. Ortsbürgermeister Bernd Zimmermann erklärte, dass dafür der Genehmigungsplan geändert werden müsse, was etwa 30.000 Euro koste und was die Firma Rohr zur Hälfte übernehmen würde. Die SGD schreibt dann vor, dass eine solche Auffüllung mit Naturgleichem Material zu erfolgen habe. Die Firma Rohr wolle das aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht mit eigenem Material, das sie aus dem See entnimmt, machen, erklärte Zimmermann. Die SGD Süd und der Ortsgemeinderat Otterstadt sähen es dagegen kritisch, fremdes Material einzubringen. Wer überprüft, ob sich die Firma Rohr an die Vorgaben hält? Zu den Befürchtungen der Angler gehört, dass sich der Uferabbruch am Nordufer durch nachrutschenden Kies an anderer Stelle wiederholen könne, oder dass nicht so gebaggert werden könne, wie vorgeschrieben. „Unsere nicht geeichten Echolote zeigen, dass die Bannweide an einigen Stellen schon 30 Meter tief ist“, sagte Hangg. Rohr spreche von einer aktuellen Tiefe von zwölf Metern, die auf 20 Metern ausgebaggert werde. Hier wurden Fragen laut, wer denn das überwache. Dazu die SGD-Sprecherin: Die Überwachung des Kiesabbaus hat durch die jeweilige Genehmigungsbehörde (SGD und Kreis) zu erfolgen. Grundsätzlich ist nach Beendigung der Kiesausbeute im Rahmen der wasserbehördlichen Abnahme der Genehmigungsbehörde ein Bestandsplan vorzulegen. Dazu gehört auch eine Karte der hergestellten Tiefenverhältnisse. Wie stehen die Angler grundsätzlich zum Kiesabbau? Hangg stellte klar, dass die Angler nicht grundsätzlich gegen den Kiesabbau seien, er wolle nur die Befürchtungen der Angler vorbringen. „Sie entscheiden was gemacht wird“, sagte Hangg an die anwesenden Politiker. „Wir bewirtschaften die Bannweide seit 1975 und wollen sie noch unseren Enkeln vermachen.“

Am Ostufer: Peter Hangg zeigt eine der letzten Flachwasserzonen.
Am Ostufer: Peter Hangg zeigt eine der letzten Flachwasserzonen.
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