Speyer Als Zugabe die „Venus in Seide“

Ein Speyerer Lokalmatador war beim zweiten Meisterkonzert am Sonntag im Historischen Ratssaal zu hören: Der Bass Mario Klein sang mit seiner Ehefrau, der Mezzosopranistin Wioleta Hebrowska, Lieder aus Wien. Die exzellente Pianistin Virginie Dejos begleitete das Paar.

Die Französin war ein Glücksfall an diesem Abend. Was für eine wunderbar markante und vor allem einfühlsame Begleiterin sie ist, war schon im ersten Teil zu hören. Später, bei technisch und gestalterisch äußerst schwierigen Operettenstücken, zeigte es sich noch deutlicher. Den Klavierpart zu Liedern von Georg Kreisler spielte sie sogar, als säße der Meister selbst am Flügel. Diese drei Lieder bildeten den Höhepunkt zum Schluss. Der Wiener hat den österreichischen Humor mit seinem Hang zum Abgründigen und Makabren auf die Spitze getrieben. Als Kreisler-Fan sang Klein das groteske „Mädchen mit den drei blauen Augen“, das ironisch-nachdenkliche „Barbara“ und natürlich Kreislers Paradestück „Taubenvergiften“. Köstlich, wie genüsslich er jedes Wort zelebrierte und dabei noch gestisch unterstrich. Besonders bei Ludwig van Beethovens lyrischem Werk „Zärtliche Liebe“ und dem herrlich grotesken „Flohlied“ aus Goethes „Faust“ konnte Klein zuvor seine Fähigkeit zum feinen Deklamieren und Artikulieren zeigen. Auch bei Franz Schuberts Beschäftigung mit dem Wandern traf der Sänger den sehnsüchtigen Ton präzise. Kleins warme, schlanke und dennoch voluminöse Bassstimme spiegelte die urromantische, vergebliche Suche nach einem fernen und unbekannten Ziel wider. Mit fülligem, warmem, sehr ausdrucksstarkem Mezzo sang die Polin Hebrowska die „Zigeunerlieder“ von Johannes Brahms, die mehr mit Themen aus ungarischen Volksliedern zu tun haben. Brillant ihre Darbietung der „Arie des Sesto“ aus Mozarts „La Clemenza di Tito“. Dabei konnte sie unter Beweis stellen, dass ihr eigentliches Stimmfach der Dramatische Mezzosopran ist, sie aber auch punktgenau schwierigste Koloraturen singen kann. Im Mittelpunkt des zweiten Konzertteils stand die leichte Muse – die Operette, die doch so schwer zu singen ist. Auch hier vereinigte Mario Klein bei zwei Liedern von Robert Stolz sonore Opernbassfülle mit leichtgewichtiger, natürlich wirkender Deklamation. Hebrowska gab mit dem „Couplet der Tangolita“ aus Paul Abrahams „Ball im Savoy“ eine Art Generalprobe für die Rolle, die sie in einer Produktion am Lübecker Theater bald übernehmen wird. Nach dieser fulminanten Darbietung könnte es durchaus sein, dass Hebrowska als Zweitbesetzung dort besser als die erste Wahl ist. Als Zugabe folgte schließlich das erwartete Duett des Ehepaares aus „Venus in Seide“. Damit unterstrichen beide, dass sie sängerisch wie privat bestens zusammenpassen.

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