Speyer Ärzte in Speyer über den Gesundheitsratgeber "Dr. Google"

Suchmaschinen und Patienten-Foren im Internet als medizinische Ratgeber: Niedergelassene Mediziner raten zum persönlichen Gesprä
Suchmaschinen und Patienten-Foren im Internet als medizinische Ratgeber: Niedergelassene Mediziner raten zum persönlichen Gespräch.

Erste Anlaufstelle vor Arztbesuchen ist für viele Deutsche das Internet. Das haben Umfragen ergeben. Auch niedergelassene Ärzte in Speyer berichten von der digitalen Suchmaschine als Ratgeber Nummer eins vieler Patienten in medizinischen Fragen. Aber auch von der Bedeutung des persönlichen Gesprächs. Ganz analog.

Nichts gegen informierte Patienten

„Aufklärung ist alles“, sagt Dr. Thomas Muth. Beim Thema Internet-Recherche bleibt der Internist gelassen. Hinderlich sind solche Vorabinformationen seiner Patienten für ihn nicht. „Auf seriösen Seiten kann man das Internet auch in medizinischen Fällen gut nutzen“, meint er. Auch er setze digitale Bilder zur Erklärung von Krankheitsverläufen ein. Problematisch wird es nach Meinung des Facharztes bei Symptombestimmungen per Internet. „Patienten können nicht immer bewerten, was sie da lesen“, mahnt er zur Vorsicht vor Eigen-Diagnosen. „So schlimm wie sie ihren Zustand nach dem Besuch bei Dr. Google empfinden, ist er oft gar nicht.“ „Ich hätte gerne diese spezielle Prothese“: Mit solchen und ähnlichen Ansinnen kämen Patienten oft zu ihm, sagt Orthopäde Dr. Christian Heisel. Hinzu kämen Verfahrensvorschläge und Selbst-Diagnosen. „Zu diesem Zeitpunkt haben viele Patienten mich und meinen Lebenslauf bereits gegoogelt“, berichtet er. Bewertungsportale spielten heute für Patienten eine große Rolle bei der Facharztauswahl. Der Erklärungsbedarf sei bei den Patienten immens angestiegen, betont Heisel. „Damit stecken niedergelassene Ärzte heutzutage in einem Dilemma: Auf der einen Seite haben wir zu wenig Zeit, auf der anderen wollen wir Patienten vom einzuschlagenden Weg nach der fachärztlichen Diagnose überzeugen.“ Sich die Zeit dennoch zu nehmen, lohne sich, meint er.

Nur Apothekenzeitschriften sind schlimmer als Google

Heisel sagt: „Am Ende akzeptieren die meisten Patienten die Sichtweise des Facharztes.“ Noch schlimmer als Befunde aus dem Internet seien aus Apotheken-Zeitschriften gewonnene medizinische Erkenntnisse, kritisiert Heisel aus seiner Sicht unseriöse Magazine. „Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen.“ „Ich fühle mich nicht als Erfüllungsgehilfin meiner Patientinnen“, sagt Frauenärztin Dr. Elisabeth Hoffmann. Ihre Patientinnen schlügen ihr nicht vor, was zu tun sei. Dennoch gebe es Arzt-Patienten-Beziehungen auf Augenhöhe in ihrer Praxis. „Die Frauen recherchieren meine Diagnose allerdings oft im Internet“, sagt sie. Das „ganz normale Verhalten“ führe zu Diskussionsstoff und intensiver Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsergebnis beim nächsten Arztbesuch. Das sind aus ihrer Sicht positive Effekte. „Nur der persönliche Kontakt führt zur notwendigen Vertrauensbasis. Sie ist Voraussetzung für alles Weitere“, schwört die Frauenärztin dennoch auf analoge Beratung.

Vorgefertigte Meinungen helfen nicht

Maximal einmal wöchentlich kämen Eltern mit vorgefertigten Diagnosen auf der Grundlage von Internet-Recherchen in seine Praxis, berichtet Kinderarzt Dr. Furi Khabipur. Für ihn sei das zwar kein Problem, aber auch keine Diskussionsbasis. „Die Beziehung zwischen Arzt und Patient ist gestört, wenn Bedingungen gestellt werden“, sagt er. Deshalb wirkten vorgefertigte Meinungen über Krankheiten auf ihn abträglich. Anders sei es, wenn Eltern seine Diagnose „nachgoogeln“ wollten, betont Khabipur: „Mehr Information ist immer richtig.“ Auch Dr. Maria Montero-Muth ist dafür, dass sich ihre Patienten gut informieren. Mit medizinischen Recherchen im Internet sei es wie mit allem: „Übermaß ist schlecht“, sagt die Speyerer Allgemeinmedizinerin. Generell warnt sie vor Erkundigungen in Patienten-Foren. „Sie verunsichern eher als zu beruhigen“, sagt sie. „Positive Einstellungen zu einer Erkrankung und die so wichtige Zuversicht gibt es bei Dr. Google nicht“, sagt sie und empfiehlt: „Erst zum Arzt, dann ins Internet.“

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