Homburg Interview: Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Thomas Schröder setzt sich als Präsident des Deutschen Tierschutzbundes für Tierschutzanfragen und die Tierheime in Deutschland ein. Beim Tierheim-Besuch in Homburg hat er mit uns über seine Arbeit und die drängendsten Fragen im Tierschutz gesprochen.

Herr Schröder, was macht eigentlich der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und was ist das Ziel Ihres Engagements?
Meine Aufgabe ist es, zum einen als Tierschutzorganisation Lösungen für die Tierschutzfragen zu finden. Das sind die übergeordneten Fragen über Tierversuche, Landwirtschaft bis hin zur Heimtier und Wildtierhaltung. Dann ist natürlich eine Kernaufgabe, da wir auch ein Dachverband für über 540 Tierheime in Deutschland sind, den Tierheimen Unterstützungsleistungen zu geben. Das bedeutet, entweder mit Land und Bund über Unterstützung zu verhandeln oder direkte Hilfe als Dachverband zu geben.

Was nehmen Sie von Ihrem Besuch hier mit?
Ich nehme von meinem Besuch hier mit, dass hier Menschen engagiert sind, die mit Leidenschaft das Beste fürs Tier tun wollen. Der Vorstand, die Ehrenamtlichen, die „Gassi-Geher“- die trotz aller baulichen Verhältnisse, die nicht schön sind, den Weg hierher finden und sich für die Tiere engagieren. Das ist großartig und ich nehme mit, dass diese Menschen wirklich wollen. Jetzt braucht es die Kommunen, die diesen Willen auch aktiv annehmen und unterstützen.

Wenn Sie einen Wunsch an die Politik frei hätten, was würden Sie sofort ändern?
Was ich sofort ändern würde, wäre, dass ich als Deutscher Tierschutzbund die Hälfte der Hundesteuereinnahmen der Kommunen bekomme- in einem Topf, um den Tierheimen zu helfen. Das sind immerhin einmalig 200 Millionen Euro. In der Folge könnten sie (Anmerkung: die Kommunen) jedes Mal noch mal dieselben Einnahmen haben, aber die 200 Millionen Euro würden uns helfen, Investitionsstau abzubauen.

Sie haben Ihre Karriere unter anderem eine längere Zeit im Bereich „Public Relations“ verbracht, wie kommt man von dort in den Tierschutz?
Ich bin eigentlich nur gelernter Buchhändler. Das ist mein einziger anerkannter Berufsabschluss und der Rest ist irgendwie nebenbei angeeignet und studiert. Ich habe lange Zeit politisch gearbeitet, in dem Fall als Mitarbeiter für einen Wahlkreis im ländlichen Raum. Daher war das Thema Landwirtschaft, Tierhaltung im Stall ständig Thema in den Debatten im Bundestag. Das hat mich dann gepackt. Das erweitert sich dann einfach. Wenn Sie einmal ins Thema einsteigen, kommen die Heimtiere, die Wildtiere, die Themen Jagd und Tierversuche hinzu. Dann war ich froh, dass ich mich damals um die Stelle als Pressereferent beim Deutschen Tierschutzbund beworben habe. Dann ging das langsam seinen Weg vorwärts.

Haben Sie selbst Tiere?
Ich habe einen Hund. Einen Puddelmischling aus einem Tierheim bei Regensburg. Dort ist er mir über die Füße gelaufen. Ich habe zehn Jahre durchgehalten bei Tierheimbesuchen, aber der hat mich dann irgendwie gepackt und ich hab ihn übernommen.

Welche konkreten Folgen hatte die Corona-Pandemie?
Corona hat für uns kurz- mittel- und langfristige Folgen. Die Kurzfristigen waren Einnahmeverluste, da beispielsweise Trödelmärkte oder Tage der offenen Tür verboten waren. Erst mal verständlich, aber dadurch sind natürlich Einnahmen weggebrochen. Das sind Tausende bis Zehntausende Euro bei einigen Vereinen, die da weggeblieben sind, weil der Verkauf nicht mehr stattfand. Mittelfristig haben wir dann durchaus positiv gemerkt, dass die Tierheime nicht mehr öffentlich besuchbar waren, sondern Termine zur Vermittlung gemacht wurden. Dabei haben wir festgestellt, dass die Termine zu einer viel intensiveren Beratung und Beschäftigung mit dem Tier geführt haben. Die Vermittlung ist also eher gestärkt worden und das hat sich auch gehalten. Das Problem war aber, dass viele Menschen dann entschieden haben, ich habe jetzt Zeit und suche mir ein Tier. Dann kam das Internet, der Online-Handel, Ebay, „DeineTierwelt“ und wie sie alle heißen. Da sind viele Tier besorgt worden, die jetzt zum langfristigen Problem werden, weil in der Coronazeit Hundeschulen geschlossen waren und auch die Beratung nur mäßig da war. Das heißt, die Tiere kriegten keine vernünftige Erziehung und Sozialisierung und sind jetzt in den Haushalten und Familien, die damit überfordert sind und schließlich ins Tierheim kommen und das Tier abgeben. Dann ist es ein betreuungsintensives Tier, was die Kosten für das Tierheim erhöht.

Was ist die größte Herausforderung?
Die schlimmste Folge ist der Geiz der Kommunen, die sich die letzten Jahrzehnte einfach billig aus ihrer Pflichtaufgabe rausgekauft haben. Das heißt, wir haben keine Puffer oder Rücklagen aufgebaut. Dann trifft eine Inflation, eine Energiekostensteigerung das Tierheim im Herzen, da keine Rücklagen da sind, weil über Jahre kaputtgespart wurde. Und zwar durch die Kommunen bundesweit. Es gibt nur wenige Kommunen, die sich der Verantwortung gestellt haben.

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