Nalbach/Saarbrücken Horrortat in Zusammenhang mit saarländischem Fall Pascal?

Die Polizei nimmt am Freitagabend die Frau in diesem Haus fest.
Die Polizei nimmt am Freitagabend die Frau in diesem Haus fest.

Ein saarländisches Pärchen, das einen 60-Jährigen getötet und zerstückelt haben soll, sitzt in Saarbrücken und Zweibrücken in Haft. Nun wird über eine Spur im 20 Jahre alten Fall um den vermissten kleinen Pascal aus Saarbrücken-Burbach spekuliert.

Tagesgespräch im Saarland ist derzeit die Bluttat von Nalbach im Landkreis Saarlouis. Die beiden Tatverdächtigen – ein 41-jähriger Mann und seine neun Jahre ältere Freundin – sollen bei ihrer Vernehmung bei der Polizei behauptet haben, dass der tödliche Streit in einem Zusammenhang mit dem Fall Pascal entbrannt sein soll. Angeblich habe der 60-Jährige kurz vor seiner Tötung behauptet, er kenne den Mörder des Kindes. Zur RHEINPFALZ sagte Polizeisprecher Falk Hasenberg am Sonntag, 21. November, dass die Ermittler sich am Folgetag Montag von der saarländischen Justiz die alten Akten zum längst ergebnislos abgeschlossenen Fall Pascal kommen lassen werden. Dann wollen sie nachprüfen, ob die Andeutungen der beiden Festgenommenen auf einer ernstzunehmenden Grundlage beruhen. Denn in gewissen Milieus im Saarland, bei denen viel Alkohol im Spiel sei, werde immer wieder in haltloser Manier der Name Pascal bemüht. Oft, um sich gegenüber Zechkumpanen wichtig zu machen. Daher rät Polizeisprecher Hasenberg bei Spekulationen um mögliche Zusammenhänge der aktuellen Bluttat zum Fall des 2001 spurlos verschwundenen Jungen zu größter Vorsicht.

Grausiger Fund in Nalbacher Wohnung

Rückblende: Es ist später Freitagabend, 19. November. Auf der Polizeiwache in Saarlouis stellt sich ein 41-Jähriger aus dem Nachbarort Nalbach und sagt, er habe zusammen mit einer 50-jährigen Frau vor ein paar Tagen im Streit einen Mann getötet. Der Tatverdächtige lässt sich festnehmen. Nach dem Geständnis eilen kurz vor 22 Uhr Polizei, DRK-Rettungsdienst und Feuerwehr nach Nalbach zu einem Mehrfamilienhaus. Polizisten mit gezogenen Waffen lassen Feuerwehrleute die Tür zu einer Wohnung gewaltsam aufbrechen und sprechen von Gefahr im Verzug: Die Beamten hätten Hinweise auf eine Gewalttat und wollten schnellstens in die Wohnung.

In deren Innerem finden die Beamten das Opfer vor – allerdings nur dessen Torso. Arme, Beine und Kopf wurden abgetrennt und fehlen. Laut Polizei handelt es sich bei dem Toten um einen 60-Jährigen, nach dem seit Tagen seit einer Vermisstenmeldung gefahndet wurde. Der 60-Jährige und das Pärchen haben sich nach Angaben der Polizei zufällig kennengelernt. In einer Wohnung sei es im Verlauf eines Trinkgelages zum Streit gekommen, der tödlich endete. Weitere Einzelheiten müsse man noch ermitteln.

Mit gezücktem Messer in die Spielhalle

Wenig später treffen Einsatzkräfte die Frau am Fenster ihrer Wohnung in der Nähe des Tatorts an, doch die Nalbacherin verschwindet kurzerhand ins Haus und entzieht sich fürs Erste dem Zugriff der Polizei. Die Beamten geben aber nicht nach und brechen erneut eine Tür auf: diesmal die der Frau, die sehr stark angetrunken sein soll. Die 50-Jährige wird in Handschellen aus dem Haus geführt und von einem Streifenwagen abgeholt. Sie muss zum Alkoholtest und zur Befragung. Die Frau weint, als die Beamten sie abführen.

Parallel zu diesem Geschehen gibt es völlig unabhängig vom Tötungsdelikt direkt gegenüber des Tatorts einen weiteren Polizeieinsatz: Zeugen beobachten, wie ein Mann mit einem gezogenen Messer eine Spielhalle betreten will. Auch hier kommt es zur Festnahme. Es ist ein turbulenter Freitagabend für die Polizei.

Kopf und Arme liegen im Wald

Am Samstagmittag, 20. November, während die Tatverdächtige in Saarbrücken dem Haftrichter vorgeführt wird, durchsuchen Polizeibeamte ein Wäldchen bei Nalbach: Dort finden sie den Kopf und die Arme des Getöteten. Auch auf diesem Gelände macht sich wenig später die Spurensicherung ans Werk.

Stichwort: Der Fall Pascal

Am 30. September 2001 verschwand in Saarbrücken-Burbach der fünfjährige Pascal. Die Polizei richtete eine Soko ein, der es nicht gelang, den vermissten Jungen zu finden. Hunderte Zeugenaussagen gingen ein, die zu ergebnislosen Suchaktionen an Orten führten, an denen das Kind angeblich vergraben sein sollte. Ermittlungen führten ins Umfeld der heute abgerissenen Burbacher „Tosa-Klause“, in der es zum Missbrauch kleiner Kinder gekommen sein soll. 2003 und 2004 gab es Prozesse gegen Beschuldigte aus dem Dunstkreis der Kneipe. Eine Person, die zugegeben hat, sich an Pascal vergangen zu haben, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Zwölf weitere, die stets ihre Unschuld beteuerten, wurden 2007 aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Die Spurensicherung in Schutzanzügen und Gummistiefeln stellt im Wald Leichenteile sicher.
Die Spurensicherung in Schutzanzügen und Gummistiefeln stellt im Wald Leichenteile sicher.
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