Ottweiler Fernsehbeitrag zur Porzellanmanufaktur rückt „weißes Gold“ von der Blies ins Licht

Entführen als Fürst Ludwig und Fürstin Sophie in die Zeit des Barock: Georg Mitterstieler und Gertrud Kohl.
Entführen als Fürst Ludwig und Fürstin Sophie in die Zeit des Barock: Georg Mitterstieler und Gertrud Kohl.

Die vergleichsweise kurze Blüte hat die Produkte umso rarer und somit auch kostbarer geraten lassen: Vor rund 250 Jahren ist in Ottweiler Porzellan gefertigt worden – allerdings nur gut 30 Jahre lang. Das „weißen Gold“ von der Blies beleuchtet nun ein Fernsehbeitrag, der am kommenden Donnerstag, 6. August, zu sehen ist.

Die Dokumentation „Das weiße Gold des Südwestens“ wird am 6. August ab 20.15 Uhr im SR-Fernsehen ausgestrahlt. In dem 45 Minuten dauernden Beitrag geht es um das – damals wie heute – kostbare Porzellan, das seinerzeit als Prestigeprodukt an Herrscherhäusern hoch im Kurs stand, heute unter Liebhabern hoch gehandelt wird. Gerade das Porzellan aus der Manufaktur an der Blies gilt als sehr wertvoll, sind doch nurmehr rund 150 Stücke bekannt, die – über alle Welt verteilt – bis heute erhalten sind.

Im Jahr 1763 hatten Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken und seine Gattin Sophie Erdmuthe in der kleinen Residenzstadt Ottweiler die Porzellanmanufaktur gegründet. Mit dem sogenannten „weißen Gold“ hätten die Fürsten sich bei Hofe zu profilieren und sich gegenseitig zu überbieten versucht.

Leidenschaft für Porzellan blüht auf

Auch im Fürstentum Nassau-Saarbrücken sei die Leidenschaft für Porzellan regelrecht aufgeblüht, schildert der Fernsehbeitrag, der allerdings nicht mehr ganz taufrisch ist: Bereits vor fünf Jahren ist die Produktion von Maria C. Schmitt (Buch und Regie) schon einmal ausgestrahlt worden.

Demnach war die Ottweilerer Manufaktur eine „wahre Wunderkammer“, wie es damals hieß. Dem Fürsten sei für die Werkstatt nichts zu teuer gewesen, Künstler aus Frankreich hätten mit wertvollem Kaolin, einem feinen weißen Tongestein, aus Passau gearbeitet. Dadurch sei Porzellan saarländischer Prägung härter und edler ausgefallen als die Produkte anderer Manufakturen.

Das Fürstenpaar von Nassau-Saarbrücken sei in „höchsten Pariser Kreisen“ verkehrt, habe Kontakt mit König Ludwig XV. gepflegt. Und während die Fürstin mit den edlen Stücken guten Geschmack beweisen und glänzen wollte, habe Wilhelm-Heinrich vor allem auch auf wirtschaftlichen erfolg gehofft und mit dem Verkauf die klammen Kassen auffüllen wollen. Porzellan aus eigener Manufaktur galt als wertvolles Geschenk und Statussymbol.

Nach dem Tod des Fürsten Wilhelm Heinrich im Jahr 1768 organisierte dessen Sohn Fürst Ludwig den Betrieb neu. Aus Kostengründen verzichtete er allerdings bald auf die Verwendung der kostspieligen Rohstoffe aus Passau und setzte auf günstigere Erde aus der Bliesregion.

Qualität leidet Not

Später wurde in Ottweiler überwiegend Steingut produziert. Künstlerisches Niveau und Qualität litten Not, die politischen und wirtschaftlichen Wirren im Zuge der Französischen Revolution beschleunigten den Niedergang. Ende des 18. Jahrhunderts war Schluss. Das Porzellan aus den Blütejahren war in der Folge begehrtes Beutegut napoleonischer Truppen. Wenige verbliebene Stücke erreichen indes gut zweieinhalb Jahrhunderte nach ihrer Herstellung bei Auktionen immense Preise.

x