Homburg Er ist der Held vom Lidl-Markt

Khalil Bakr hat in Homburg viel Zivilcourage bewiesen.
Khalil Bakr hat in Homburg viel Zivilcourage bewiesen.

Die blutige Messerstecherei vom Donnerstag, 13. August, am Homburger Lidl-Markt macht jetzt bundesweit Furore: Es war der syrische Flüchtling Khalil Bakr aus Neunkirchen, der den Täter stoppte und bis zum Eintreffen der Polizei festhielt.

Der silberfarbene Kleinwagen war blutverschmiert. Beamte der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen untersuchten Spuren einer Tat, die am Donnerstagmorgen auf dem Lidl-Parkplatz am Forum große Aufmerksamkeit erregte.

Gegen 8.30 Uhr hatte es auf dem Lidl-Parkplatz neben dem Globus-Baumarkt eine Messerstecherei gegeben: Ein 36-jähriger Türke fügte einem 39-jährigen Griechen mit einem Teppichmesser blutende Schnitte in der Kopfhaut zu. Der Grieche stürzte, schlug mit dem Kopf am Boden auf und blieb bewusstlos liegen, so die Polizei. Der Notarzt-Einsatz und die Tatortaufnahme in aller Öffentlichkeit zogen viel Publikum an.

Der Krankenwagenfahrer Khalil Bakr hatte im Lidl-Markt gerade an der Kasse gewartet, als er den Streit auf dem Parkplatz bemerkte und beherzt dazwischenging. Als der mutmaßliche Täter mit einem Fahrrad zu flüchten versuchte, hielt Bakr den Mann fest, bis die Polizei kam.

Später lobte der Homburger Kriminaldienstleiter Ralf Breit diesen Akt der Zivilcourage in höchsten Tönen, denn so etwas sei heute nicht mehr selbstverständlich. Lidl werde sich für das Engagement bedanken und Khalil Bakr wohl ein Geschenk machen.

Das Medienecho ist gewaltig. Zeitungen und Fernsehsender fragen an. Bakr ist dazu bereit, mit allen zu reden. „Ich habe nicht lange überlegt“, sagt er: Wenn man helfen müsse, dann blende man das Risiko eben aus, meint der ehemalige Boxer. Seit vier Jahren lebt Bakr in Deutschland, wo er als Bootsflüchtling aus dem syrischen Damaskus gelandet ist. Die Sprache erlernte er, indem er sich auf einem Gestüt in Landsweiler als Aushilfe anbot. Inzwischen spricht er fließend Deutsch und hat beim Krankentransport einen festen Job. Am Donnerstag hatte er gerade eine Dialysefahrt hinter sich: Er wollte noch schnell Tomaten kaufen, als er die Tat bemerkte. Er stoppte den Verdächtigen, danach übergab er diesen der Polizei und leistete zudem noch als Sanitäter Erste Hilfe am Opfer.

Verdächtiger wieder frei, Bakr schaut sich vorsichtig um

Wenig Erhellendes gibt es zu den Motiven der Tat. Die beiden Männer seien in Streit geraten, weil das Opfer den Bruder des Täters „schlecht behandelt“ habe, sagt Breit. Es gehe um Ehrverletzung, aber vielleicht auch noch um eine andere gärende Feindseligkeit unter den beiden Streithähnen. Fest stehe, dass diese sich schon länger kennen. Da liege noch Ermittlungsarbeit vor den Beamten.

Bootsflüchtling aus Damaskus

Inzwischen hat Bakr erfahren, dass die Saarbrücker Staatsanwaltschaft den Fall als gar nicht so dramatisch bewertet. Die anfängliche Lebensgefahr, die man in der Uniklinik per Notfallbehandlung abwenden konnte, wurde nicht als Grund gesehen, den Festgenommenen in Haft zu behalten. „Der Täter mit festem Wohnsitz in Homburg wurde vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken entschied, dass hier von einer gefährlichen Körperverletzung auszugehen ist und der Festgenommene in Ermangelung eines Haftgrundes wieder auf freien Fuß gesetzt werden muss“, sagt Breit und lässt zwischen den Zeilen erkennen, dass ihm die Einschätzung der Juristen nicht ganz plausibel ist.

Bakr: „Das war auch für mich ein Schock. Seitdem schaue ich, ob er nicht noch mal in meiner Nähe auftaucht.“ Hat er Angst? Nein. Aber vorsichtig sei er. In Deutschland will er eine neue Existenz aufbauen, seine alte Heimat habe er aufgegeben. Dort habe er Vater und Bruder verloren und nur schlechte Erinnerungen. Ausgerechnet am Donnerstag hatte er einen Termin, um seinen unbefristeten Aufenthalt zu beantragen. Am Lidl gab er dafür eine gute Empfehlung ab.

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