Kolumne An der Angel: Wie ein Baguette in der Corona-Krise Grenzen überwindet

Mit der Angelrute an der Grenze: So bekommt Hartmut Fey frische französische Croissants.
Mit der Angelrute an der Grenze: So bekommt Hartmut Fey frische französische Croissants.

Auch in Zeiten von Corona will der Saarländer Hartmut Fey (68) auf Baguettes und Croissants aus Frankreich nicht verzichten: Am blockierten Grenzübergang zwischen Lauterbach (Völklingen) und Carling in Lothringen kauft er jetzt per Angel ein: Er streckt seine Angelrute über die Sperre, und eine Verkäuferin auf der anderen Seite hängt dann eine Tragetasche mit Backwaren daran.

Fey sagt: „Es tut uns hier allen weh, dass unser kleiner Grenzübergang nicht mehr gegenseitig benutzt werden darf. Wir hoffen, dass die Grenze bald wieder geöffnet wird.“ Seit Mitte März sind wegen der Corona-Krise etliche die kleineren deutsch-französischen Übergänge gesperrt.

In Nicht-Corona-Zeiten kauften viele Lauterbacher in der französischen Bäckerei in Carling wenige Meter hinter der Grenze ein, sagt Fey. Das sei ganz normal. Auch Franzosen kämen zum Einkaufen nach Lauterbach. Die Idee, durch die Luft zu angeln, sei ihm gekommen, weil er selbst Angler sei. „Ich fand, das ist ein guter Weg, um meine Botschaft auf lustige Art und Weise rüberzubringen.“

Am Wochenende hatte er sich nach eigenen Angaben von der Verkäuferin sogar 100 Baguette an den Übergang bringen lassen, die er dann an die Lauterbacher kostenlos an der Grenze verteilte. Wer wollte, durfte spenden: für den deutsch-französischen Kindergarten, den es seit 2008 in Lauterbach gibt. „Die Aktion ist wunderbar gelaufen.“

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