Rhein-Pfalz Kreis Wichtigste Aufgabe: Zusammenhalt schaffen

Lambsheim-Heßheim – der Name sagt, was da zusammenwachsen soll und muss: eine Gemeinde, die sich seit 1817 selbst verwaltet hat, und fünf Ortsgemeinden, die 1972 viele ihrer Aufgaben an eine zentrale Verwaltung in Heßheim übertragen haben. Die Bürgervertreter hüben haben bislang alles, was nicht Angelegenheit des Rhein-Pfalz-Kreises ist, selbst entschieden und bezahlt. Ihre Amtskollegen drüben sind es gewohnt, Geld in einen Topf zu werfen, um daraus unter anderem Verwaltungspersonal, Feuerwehrbetrieb, Schulgebäude und Abwasserkanäle für alle Dörfer zu finanzieren. Die Sorge ist daher berechtigt, ob sich die Lambsheimer schnell und gut auf das neue System umstellen können. Die Aufgaben der neuen Verbandsgemeinde sind zwar gesetzlich genau definiert, daran kann nicht gerüttelt werden. Aber es könnte möglicherweise etwas dauern, bis das Prinzip der Solidargemeinschaft in allen Köpfen angekommen ist. Wer das befürchtet, blickt vermutlich ins Jahr 2010 zurück, als Lambsheim nichts Schlimmeres fürchtete, als im Zuge der Kommunalreform von einer Verbandsgemeinde „geschluckt“ zu werden. Oder er erinnert sich an die Lambsheimer Torschluss-Entscheidung, im eigenen Flächennutzungsplan schnell noch Bauflächen auszuweisen, bevor ein gemeinsamer Plan mit der VG Heßheim aufgestellt werden muss. Dass die Politiker aus Beindersheim, Heßheim, Heuchelheim, Großniedesheim und erst recht aus dem fusionskritischen Kleinniedesheim ihre Kollegen in Lambsheim skeptisch beäugen, ist ein offenes Geheimnis. So mancher fürchtet, dass das Gewicht der rund 7000 Einwohner zählenden Gemeinde zu groß ausfallen könnte. Viel wurde vor und nach der feierlichen Unterzeichnung der Fusionsvereinbarung Anfang 2012 auch über die Schuldenlast geschimpft, die Lambsheim der neuen Gebietskörperschaft aufbürde. Die Höhe dieser Investitionskredite steht übrigens immer noch nicht fest. Es gibt nur eine Darlehensübersicht zum Stand Dezember 2012, und darin sind 4,8 Millionen Euro vermerkt. Umgekehrt scheinen die Lambsheimer ein bisschen sauer zu sein, weil das Vermögen, das sie mit den Krediten geschaffen haben, ihrer Ansicht nach nicht genügend anerkannt wird. So kurz vor dem Zusammenschluss am 1. Juli will aber niemand mehr Animositäten schüren. Außerdem ist in den vergangenen zwei Jahren schon viel gemeinsam erreicht worden. Die Vollzugsdienste, die Jugendpfleger und die Feuerwehren arbeiten beispielsweise schon längere Zeit gut zusammen, und die meisten Fachbereiche der beiden Verwaltungen sitzen bereits unter einem Dach. Das Credo aller Amtsträger und politischen Kandidaten lautet: Der Service für den Bürger muss stimmen, er soll keinen Nachteil davon haben, dass seine Heimatgemeinde bald zu einem größeren Gebilde gehört. Auf die Frage, was das Wichtigste für einen guten Start der VG Lambsheim-Heßheim sei, sagt Martin Haller, Sprecher der sechs SPD-Ortsvereine: „Der Bürgerservice muss von Anfang an eine klare Struktur haben, an der Qualität darf sich nichts ändern.“ Thomas Wey, Vorsitzender des CDU-Verbands Lambsheim-Heßheim, nennt als dringendste Aufgabe: „Eine gemeinsame Identität schaffen, Barrieren runterreißen, das Gefühl dafür bekommen, dass wir zusammengehören.“ Wey nimmt das Ziel der Fusion, eine leistungsfähige und Kosten sparende Verwaltungsstruktur zu schaffen, sehr ernst. „Wir müssen in größeren Dimensionen denken. Bis zur nächsten Stufe der Gebietsreform in fünf Jahren müssen wir eine starke Position in der Selbstverwaltung einnehmen und gezeigt haben, dass wir’s können.“ Frank Klingel, der die Freien Wählergruppen vertritt, ist überzeugt, dass das Zusammenwachsen gelingen wird. Er setzt besonders auf gemeinsame Veranstaltungen der Ortsgemeinden. Die neue Verbandsgemeinde müsse möglichst schnell das Vertrauen der Bürger gewinnen, sagt Klingel. „Dazu gehört, die Finanzen zu klären und transparent zu machen.“ Für Klaus-Peter Spohn-Logé von Bündnis 90/Die Grünen wird sich die neue Identität erst in der Praxis herausbilden. Er hat im Wahlkampf eine gewisse Unsicherheit unter den Lambsheimer Wählern erlebt, was denn dieses neue Gebilde namens Verbandsgemeinde eigentlich ist. „Es ist für viele noch schwer vorstellbar“, sagt er. Auch wüssten die meisten Lambsheimer noch nicht so viel über die anderen Dörfer, die VG Maxdorf sei ihnen näher. Was die Arbeit des am Sonntag zu wählenden Verbandsgemeinderats angeht, ist Klaus-Peter Spohn-Logé gespannt, wie sich „die verschiedenen Kulturen vertragen“. Damit meint er die Art, wie die Fraktionen miteinander umgehen werden. Auf Heßheimer Seite geht es in den Räten eher sachlich-kühl, pragmatisch und wortkarg zu, in Lambsheim wird mitunter leidenschaftlich debattiert und eine Entscheidung lieber noch mal verschoben, wenn sich zu viele uneins sind. „Wir haben eine lebhafte Streitkultur in Lambsheim“, fasst es der Grünen-Politiker zusammen. Das ist offenbar auch CDU-Mann Thomas Wey aus Beindersheim aufgefallen, denn er formuliert als Wunsch: „dass das Klima, wie es bisher im Verbandsgemeinderat Heßheim geherrscht hat, erhalten bleibt“. Eine Streitfrage könnte eventuell noch lauten: Wie soll die neue Verbandsgemeinde tatsächlich heißen? Der Name Lambsheim-Heßheim ist nämlich noch nicht endgültig vergeben. Vor zwei Jahren wurde schon mal VG Eckbach-Isenach angeregt. Musterhausen wird sie sicherlich nicht getauft werden, auch wenn es so auf einem WM-Planer steht, den der Bürgermeisterkandidat der CDU an die Wähler verschenkt hat. Das war ein Versehen.

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