Rhein-Pfalz Kreis Vorgeschmack auf himmlisches Jerusalem

„Farbe“ ist das Motto des Tags des offenen Denkmals am Sonntag. Die Stadt Worms beteiligt sich mit zehn Objekten. Entdecken können die Besucher alleine oder bei Führungen Dom und Kirchen, Schloss Herrnsheim, aber auch Parks.

„Dieses Jahr ist es ein schönes Thema“, freute sich Irene Spille von der Unteren Denkmalbehörde in Worms bei der Vorstellung der Wormser Programmpunkte. Denn es sei gänzlich in Vergessenheit geraten, dass das Mittelalter keine Grausteinsicht hatte, sondern tatsächlich bunt gewesen sei. Auch der Dom hätte sich damals verputzt und farbenprächtig gezeigt. Spille verweist auf die Offenbarung des Johannes. Man habe den Menschen im Mittelalter bereits einen Vorgeschmack auf das vorhergesehene himmlische Jerusalem geben wollen und dies im Kirchenbau verwirklicht. „Spuren findet man allüberall“, so Spille. Beispielsweise sei auch Gold in unterschiedlichen Aufträgen verwendet worden, etwa matt oder hochglanzpoliert oder rötlich schimmernd . „Oft sind nur feine Farbnuancen ausschlaggebend“, verweist die Kunsthistorikerin auf die Deckenmalerei der erstmals geöffneten Herrnsheimer Gottliebenkapelle – errichtet als Hauskapelle und Grablege der Freiherren von Heyl zu Herrnsheim. Doch nicht nur Decken- oder Wandmalerei, bunte Glasfenster, Intarsien-Fußböden oder die französischen Papiertapeten im Schloss Herrnsheim mit Darstellungen von Paris oder einer idyllischen Landschaft am Bosporus werden unter dem Farb-Aspekt herausgestellt, sondern auch der Herrnsheimer Schlosspark oder die Ringanlagen und der Heylshofgarten. Die Ringanlage vom 118er-Denkmal – das an das Infanterie-Regiment Prinz Carl 118 erinnert, das von 1872 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Worms stationiert war – ist bis zum Hochstift laut Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek (CDU) seit 1865 parkähnlich gestaltet. „Eine Farbkonzeption der Blumenbeete ermöglicht jedes Jahr wechselnde Farbenpracht.“ Diskussionen darüber, die Gelder zu sparen und schlichten Rasen einzusäen, erteilt der Kulturdezernent eine Absage: „Ich glaube, diese Anlage ist die beste Visitenkarte für städtische Einrichtungen.“ Im Gartenbaudenkmal Schlosspark Herrnsheim sei, so Irene Spille, das unterschiedliche Blattgrün verschiedener Baumarten und Sträucher bis zur Rotbuche bewusst vom Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell eingesetzt worden, das zudem gerade jetzt im herbstlichen Farbenspiel zu leuchten beginnt. Bürgermeister Kosubek betonte auch die Bedeutung der Denkmalpflege, für die an diesem Tag um Verständnis geworben werden solle. „Die Denkmalpflege muss erhalten werden“, denn wenn bei Sanierungsarbeiten diese eine finanzielle Unterstützung verwehre, sei mitunter „das Projekt gestorben“. Mittelkürzungen könnten laut Irene Spille auch Investoren davon abhalten, ein Denkmal zu kaufen und zu sanieren. Derzeit noch könnten die Kosten für die Instandhaltung, so Kosubek, zum Großteil abgeschrieben werden. Denkmalpflege habe eine wichtige Funktion, ergänzte Spille, deshalb solle „wenigstens der Ist-Zustand erhalten werden“. (cei)

x