Limburgerhof Vor 70 Jahren starb Dekan Johannes Finck – Mitbegründer der CDU

In Limburgerhof erinnert der nach ihm benannte Platz an den Mitbegründer der rheinland-pfälzischen CDU.
In Limburgerhof erinnert der nach ihm benannte Platz an den Mitbegründer der rheinland-pfälzischen CDU.

Der geistige und programmatische Kopf der pfälzischen CDU ist am 4. Juni 1953 – vor 70 Jahren – in Limburgerhof gestorben. Es war der Mentor von Helmut Kohl.

Der katholische Geistliche Johannes Finck wurde am 4. Dezember 1888 im südpfälzischen Herxheim bei Landau geboren, sein Leben endete in Limburgerhof. Dort ist der Priester neben der von ihm erbauten katholischen Kirche begraben. Finck ist heute für die meisten Kurpfälzer kaum noch ein Begriff – sein Wirken ist so gut wie in Vergessenheit geraten. Dabei ging bei ihm kein Geringerer als der Ludwigshafener Helmut Kohl schon als 16-jähriger Schüler und seit 1946 Mitglied der CDU in die politische Lehre. Kohl wurde 1947 Mitbegründer der Jungen Union.

Dekan Johannes Fink.
Dekan Johannes Fink.

Johannes Finck und sein jüngerer Bruder Albert (1895 bis 1956) hatten als Söhne des Herxheimer Polizisten Michael Finck acht Geschwister und konnten nur durch schulische Förderung wegen ihrer intellektuellen Begabung berufliche Karrieren starten: Johannes als gläubig-bescheidener Theologe, Bruder Albert mit Philosophie-Studium und Promotion vor allem als weitblickender Politiker. Albert Finck war von 1951 bis 1956 CDU-Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags, in Mainz fünf Jahre lang in dieser Zeit Minister für Kultur und Unterricht und wirkte zuvor im Parlamentarischen Rat auch an der Gestaltung des Grundgesetzes mit.

Nicht nur Priester, sondern auch Journalist

Am 9. August 1949 war er Hauptinitiator der dritten Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne: Er ließ sie kurz vor der ersten Bundestagswahl bei einer CDU-Veranstaltung in Landau von 3000 Besuchern – darunter der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer und der damals 19-jährige Helmut Kohl – anstimmen. Die Strophe mit den Eingangsworten „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wurde am 17. Mai 1952 bundesdeutsche Nationalhymne. Albert Finck starb 1956 und ist in Neustadt-Hambach begraben.

Johannes Finck begann seine rund 40-jährige theologische Laufbahn 1912 als Kaplan der Kirche St. Sebastian in Ludwigshafen-Mundenheim. Er wurde am 28. Juli 1912 durch Bischof Michael Faulhaber im Dom in Speyer zum Priester geweiht und kam nach Kaplan-Stationen in Weyher, Lautzkirchen, Deidesheim, Landstuhl und Frankenthal wieder nach Ludwigshafen zurück – als Priester und Journalist. Mit seinem Bruder Albert hat er dort an Weihnachten 1921 die „Neue Pfälzische Landeszeitung“ gegründet, die sich pfalzweit auch als Sprachrohr der Zentrumspartei schnell einen Ruf erwarb. Dazu trugen die Finck-Brüder als leitende Redakteure mit einem kämpferischen, aber nie persönlich verletzenden Journalismus bei, mit dem sie erst gegen die alltäglichen Schikanen der französischen Besatzer, dann aber auch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus zu Felde zogen. Am 2. April 1934 wurde die Zeitung von den Nationalsozialisten verboten.

Zuvor hatte Johannes Finck trotz anhaltender Herzbeschwerden auch eine politische Karriere gestartet. Im Juni 1928 zog er mit bischöflicher Billigung als pfälzisches Zentrums-Vorstandsmitglied in den bayerischen Landtag ein. Die Mehrfach-Belastung als Politiker, Vorstandsmitglied des Zentrums, Journalist und weiterhin aufopfernder Seelsorger hatten die angeschlagene Gesundheit des mittlerweile über 40-Jährigen merklich belastet und er bewarb sich 1932 deshalb um die erst 1922 gegründete, wohl weniger aufreibende junge Pfarrei in Limburgerhof. Doch dort wartete eine besondere Aufgabe auf ihn – der Bau einer Kirche.

Finck drängte auf die Gründung der CDU

Nach der NS-Zeit, die Finck durch sein stilles Wirken als Seelsorger für viele verfolgte Menschen unbeschadet überstanden hatte, startete er im August 1945 als angehender Parteipolitiker durch. Zwei zunächst kontrovers diskutierte konfessionelle Parteien als Nachfolger von Zentrum und Bayerischer Volkspartei (BVP) lehnte er nach leidvollen politischen Erfahrungen in der Weimarer Zeit ab: Und nach mehreren Sitzungen, an denen auch der rührige Ludwigshafener Prälat Martin Walser teilnahm, kam es im Dezember 1945 im Turmzimmer der Kirche St. Joseph in Neustadt zum Entschluss, bei den Militärbehörden die Zulassung einer überkonfessionellen christlich demokratischen Partei zu beantragen.

Bei der CDU-Gründung mit dabei war der evangelische Landwirt und Gutsverwalter Oskar Stübinger vom Dreihof bei Landau, später erster Weinbauminister der Welt. Auch Gustav Heinemann, damals noch CDU-Mitglied und von 1969 bis 1974 erster Bundespräsident der SPD, war zeitweise Gesprächspartner der Fincks. Der spätere Bundeskanzler Helmut Kohl erinnerte sich in seiner Dissertation von 1958: „Neben Finck war es vor allem der damalige Bürgermeister Gustav Wolff (Landau), der mit Nachdruck die Gründung einer christlichen Partei betrieb.“ Erster Vorsitzender der neugegründeten CDU Pfalz wurde 1946 Dekan Johannes Finck. Das Amt gab er kurze Zeit später, als die CDU organisatorisch „ins Laufen kam“, wieder ab.

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