Rhein-Pfalz Kreis Von guten Vorsätzen und schrägen Elternabenden

Böhl-Iggelheim. Mit Ritterrüstungen im Kofferraum überrascht Volker Keidel zuweilen Polizisten, sein Publikum bringt er zum Lachen. Aufgetreten ist der Autor und Buchhändler am Samstag im Vereinsheim des Tennisclubs Iggelheim. Auf Einladung des Kulturvereins Dorfart hat er aus seinem Buch „Bierquälerei: Zum Feiern zu alt, zum Sterben zu jung“ vorgelesen.

Der gebürtige Würzburger, Familienvater und HSV-Fan wohnt mittlerweile in Puchheim bei München. Also hatte er am Samstagabend für die Böhl-Iggelheimer eine lange Anreise hinter sich gebracht. „Ich bin ganz schön aufgeregt, wie mein Buch jetzt gleich ankommt, denn jedes Publikum lacht ja auch an anderen Stellen,“ erzählt der 45-Jährige. Normalerweise liest der Autor seine Kurzgeschichten in Süddeutschland vor, doch Margit Reppin, Kassiererin bei Dorfart, und ihr Mann Wernfried sind im Internet auf einen seiner Auftritte im Vereinsheim Schwabing aufmerksam geworden und haben ihn eingeladen. Die Stimmung ist aber auch in der Pfalz von Anfang an gut, denn der Franke bringt das Publikum direkt mit seiner ersten Geschichte zum Lachen. Die Story: Er sei als damaliger BWL-Student betrunken Auto gefahren, habe ein Martinshorn gehört und dann noch mehr Gas gegeben, um den Notarztwagen durchzulassen. Das Problem: Die Sanitäter entpuppten sich als Polizisten, hielten ihn an und verlangten nach Führerschein, Fahrzeugpapiere, Warndreieck und Verbandskasten. Doch der betrunkene Student hatte nichts davon dabei. „Ich fand mich selber scheiße“, erzählt Keidel lachend. Seine Situation habe sich auch nicht gebessert, als er den Kofferraum öffnete und die Polizisten einen Schlitten und eine Ritterrüstung vom letzten Fasching darin fanden. Überraschend, dass Keidel ohne Alkoholtest und mit einem Bußgeld von nur 30 Euro weiterfahren durfte. „Ich habe mir geschworen, nie mehr alkoholisiert Auto zu fahren, und ich hielt es auch verdammt lange durch,“ liest er. Das Publikum lacht. „Ich finde es sehr kurzweilig, und ich mag seine Geschichten. Ich bin im gleichen Alter und kann mich bei einigen seiner Anekdoten wiederfinden“, sagt Besucherin Ulrike Wahl. Der Autor liest nicht nur aus „Bierquälerei“, sondern auch aus seinem neuesten Werk „Das Wunder von Bernd“ vor, in dem er sich in Fußballgeschichten unter anderem über Mütter am Spielfeldrand lustig macht. Während er kettenrauchend dem Fußballspiel seines Sohnes zusieht, kommt eine „Rooibus-Mutter“, die mit beiden Händen Tee aus ihrer Thermoskanne trinkt, auf ihn zu und fragt: „Wollen wir den Kindern nicht ein Vorbild sein?“ „Lieber wird mein Kind Kettenraucher, als dass es seinen Tee trinkt wie Sie,“ sei ihm als Antwort eingefallen, allerdings erst als er wieder zu Hause war. Um überkorrekte Mütter geht es auch in der Elternabend-Geschichte, in der er sich bei den Ingwerpunsch trinkenden Frauen mit Sprüchen wie „Ich gehe als Begleitperson mit in den Zoo, falls kein Brauereibesuch mehr nachkommt“ unbeliebt macht. Allerdings zeigt sich auch: Mit seinem Plan, für sich die Eltern-Runde mit Bullshit-Bingo aufzulockern, bei dem er Sätze wie „Ich werfe mal ein Wollknäuel in die Runde“ abgehakt hat, steht er nicht alleine da – zwei Mütter kommen ihm „Bingo“ schreiend zuvor. Und nachdem die übereifrigen Mütter gegangen sind, wird sogar noch Obstler und Asbach-Cola bestellt. Dorfart-Vorsitzender Günter Handwerker meint, er könne sich als Vater so einen Elternabend lebhaft vorstellen. „Keidel bietet mal was anderes, das passt zu Dorfart. Das Leben ist ernst genug, da ist es gut, wenn man auch mal lachen kann.“ (mxr)

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