Rhein-Pfalz Kreis Von der Idee zum Unternehmer
Das soziale Netzwerk „Facebook“ oder „Airbnb“, ein weltweites Computerreservierungssystem für Unterkünfte auf Zeit, sind Beispiele für innovative Ideen, die Studenten dazu gebracht haben, ein Unternehmen zu gründen. Um solche Initiativen in Ludwigshafen und Worms zu fördern, bauen die Hochschulen beider Städte ein gemeinsames Gründungsbüro am Standort Worms auf. Das Land Rheinland-Pfalz und die Europäische Union unterstützen das Projekt mit 830.000 Euro.
„R(h)eine Gründersache“ haben die beiden Hochschulen ihr Projekt getauft. Es ist auf viereinalb Jahre angelegt. Staatssekretärin Daniela Schmitt (FDP) aus dem Wirtschaftsministerium des Landes überreichte gestern in Worms den Vizepräsidenten der zwei Hochschulen, Hans-Ullrich Dallmann (Ludwigshafen) und Henning Kehr (Worms), den Zuwendungsbescheid. Für den Pressetermin hatten die Wormser Professoren passenderweise ein Labor im Fachbereich Informatik gewählt, in dem gerade der Kurs Gründungsmanagement von Dozent Frank Möller zusammenkam. Möller gehört mit seinem Wormser Kollegen Michael Graef sowie Claudia Wingerter und Christina Stadler von der Hochschule Ludwigshafen zum Projektteam, das die Einrichtung des Gründungsbüros vorantrieb. Bei der Suche nach einem Kooperationspartner hätten beide Seiten nicht lange überlegen müssen, berichtete Hans-Ullrich Dallmann. Beide Hochschulen arbeiteten bereits eng zusammen, zum Beispiel bei der Hochschuldidaktik. Unterkommen soll das Gründungsbüro in einem geplanten Neubau auf dem Wormser Hochschulcampus, berichtete Henning Kehr. Einen Stichtag für die Eröffnung nannte er gestern noch nicht. Das große Interesse der Studenten am Thema Gründen habe den Ausschlag gegeben, das Projekt anzustoßen, erläuterte Kehr. „Die Hochschulleitung steht voll hinter dem Projekt.“ Das Büro solle bestehende Netzwerke wie den studentischen Gründungsclub Worms, Industrie- und Handelskammern sowie regionale und kommunale Wirtschaftsförderungen ergänzen. Unterstützung sollen gründungswillige Studenten auch in Vorträgen und Sommerschulen erhalten. Kehr sprach von „gut angelegtem Geld. Ziel ist es, eine agile Gründungskultur an beiden Hochschulen zu schaffen.“ Hans-Ullrich Dallmann bekannte: „Das Thema Selbstständigkeit hatten Hochschulen lange Zeit nicht auf dem Schirm.“ Erst seit wenigen Jahren sei es Teil des Lehrplans. „Das Interesse an Existenzgründung und gute Ideen sind bei vielen Studenten vorhanden. Was den meisten fehlt, ist das Wissen, wie aus ihrer Idee ein Unternehmen erwächst“, erklärte Dallmann. Rheinland-Pfalz sei wirtschaftlich sehr gut mit vielen inhabergeführten mittelständischen Unternehmen, aber auch noch sehr traditionell aufgestellt, sagte Staatssekretärin Daniela Schmitt. „Bei Firmengründungen aus den Hochschulen heraus haben wir noch Luft nach oben.“ Um junge Innovationen im Land zu halten, arbeite man im Wirtschaftsministerium daran, mehr Wagniskapital zu aquirieren. „Es ist wichtig, Studenten die Möglichkeit der Selbstständigkeit aufzuzeigen, um eigene Ideen verwirklichen zu können“, so Schmitt. Henning Kehr nannte das Beispiel einer Absolventin des Fachbereichs Wirtschaft an der Hochschule Worms, die nach einem Praktikum in den USA vor zwei Jahren ein eigenes Unternehmen gegründet habe. „Die junge Dame vertreibt Modeaccessoires, beschäftigt heute 20 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von einer Million Euro.“