Rhein-Pfalz Kreis Voller Tatendrang

Irmgard Guse bei ihrem Einsatz in Buchara (Usbekistan). Hier unterstützte sie einen mittelständischen Betrieb.
Irmgard Guse bei ihrem Einsatz in Buchara (Usbekistan). Hier unterstützte sie einen mittelständischen Betrieb.

Ehrenamtliche Mitglieder des Senior Experten Service (SES) leisten bei Projekten in armen Ländern Hilfe zur Selbsthilfe. Und das seit mittlerweile 35 Jahren. Bei einem Treffen in Ludwigshafen gab es spannende Einblicke in die Arbeit der Stiftung.

Etwa 75 dieser Experten aus der näheren und weiteren Region haben sich zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch in Ludwigshafen getroffen. Die Frauen und Männer, die dabei in den Räumen der Industrie- und Handelskammer am Ludwigsplatz zusammentrafen, kommen aus völlig verschiedenen Branchen und Wirtschaftsbereichen. Gemeinsam sind ihnen jedoch mehrere Eigenschaften. In ihrem zumeist bereits abgeschlossenen Berufsleben bekleideten sie eine Leitungsposition und verfügen in ihrem Metier über eine Menge an Wissen und Erfahrung. Daneben sind sie noch fit und stecken voller Tatendrang. Und sie haben sichtlich Freude daran, ihr erarbeitetes Können an andere weiterzugeben. Das gilt insbesondere dann, wenn es um Projekte in ärmeren Regionen der Welt geht, mit denen die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort verbessert werden können. Irmgard Guse ist aus Bad Nauheim nach Ludwigshafen gekommen. Sie ist die ehemalige Leiterin einer Textilproduktion. In mehreren jeweils vier- bis sechswöchigen Reisen nach Moldawien, Simbabwe und Usbekistan hat die 63-Jährige bereits verschiedene mittelständische Betriebe aus der Textilbranche besucht. „Mir geht es dort darum, die Qualität der Erzeugnisse zu verbessern“, nennt sie ihr Ziel. Einmal waren es Schnitte, ein anderes Mal Arbeitsabläufe, die sie verbessern konnte, schildert die gelernte Schneiderin. Über ihre Auslandseinsätze spricht sie voller Begeisterung. „Ich lerne dabei andere Kulturen und neue Menschen kennen, dazu bekomme ich viel Anerkennung. Es ist eine große Bereicherung für mich“, schwärmt sie. Kosten entstünden ihr durch die Einsätze keine, Flüge und Unterkunft werden von SES und den Unternehmen vor Ort bezahlt. Ebenso begeistert von seinen Auslandserfahrungen ist der 69-jährige Wilhelm Trauth aus Edenkoben. Als gelernter Metzger war er bereits bei Betrieben in Marokko und Kirgistan zu Gast, um Methoden deutscher Wurst- und Fleischverarbeitung zu vermitteln. In Germersheim habe er zudem einem jungen Mann beim Abschluss seiner Ausbildung geholfen, erzählt Trauth. Unter dem Namen „VerA“ (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) hat SES 2008 hier eine eigene Initiative gestartet. Der 70-jährige Klaus Schad hat als Diplomingenieur viele Jahre im Bereich Elektrotechnik gearbeitet. Ein Einsatz führte ihn nach Indien, wo er sich um eine Wasseraufbereitungsanlage gekümmert hat. Zuletzt ging es für ihn nach Kamerun in Afrika. „Hier wollen wir ein Ausbildungszentrum für mechanische Berufe mit Holz aufbauen – mit einer Ausbildungswerkstatt“, berichtet Schad. In einem weiteren Projekt gehe es um den Aufbau von Biogas-Generatoren, damit die Menschen dort Brennstoff fürs Kochen gewinnen können. „Wir sind hier quasi in die Entwicklungspolitik gerutscht“, stellt Schad fest. Nötig sei noch mehr staatliche Förderung, um gute Projekte voranzubringen, lautet seine Botschaft an die Regierenden.

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