Rhein-Pfalz Kreis Viel mehr als Weck, Worscht un Woi

Böhl-Iggelheim. Dass Pfälzer Mundart mehr sein kann als lokalpatriotische Gesänge und Geschichten über Weck, Worscht un Woi, haben Traudel Kern und ihr Mann Kurt bei der Glühweinlesung des Kulturvereins DorfArt im Foyer der Wahagnieshalle bewiesen. Manchmal besinnlich und oftmals heiter waren die in pfälzischem und alemannischem Dialekt vorgetragenen Lieder, Kurztexte und Gedichte.

Die langen Tische waren am dritten Adventssonntag passend dekoriert: Teelichter sowie rote und grüne Deckchen sorgten für weihnachtliche Atmosphäre im Foyer der Wahagnieshalle. Bereitgestellte Teller mit Lebkuchen und Spekulatius taten ihr Übriges, um die Besucher in die richtige Stimmung zu versetzen. Das, was die aus Landau stammende und in Offenbach an der Queich lebende Autorin und Liedermacherin Traudel Kern auf der kleinen Bühne präsentierte, hob sich durch intelligente Pointen, teilweise kritische und nachdenklich stimmende Beiträge von anderen Mundart-Programmen ab. So standen zu Beginn zum großen Teil ernste Themen auf dem Programm. Das Lied „30 Johr“ beschreibt die Gefühle eines Mannes, dem nach langer Dienstzeit von seinem Betrieb gekündigt wird, weil der neue Inhaber mehr Geld verdienen will und dafür weniger Arbeiter und mehr Maschinen braucht. Der Protagonist landet „mit 53 auf dem Abstellgleis“. Auf instrumentale Begleitung durch Gitarre, Keyboard oder Quetschkommode verzichtete Kern für diesen Beitrag. Sie schnippte lediglich mit den Fingern und ließ ihre eindrucksvolle Stimme die Hauptarbeit machen. Auch „Eich geht’s gut“ stimmte nachdenklich. Das Lied hat Kern nach einem Krankenhausaufenthalt geschrieben. Darin fordert sie die Zuhörer zur Reflexion darüber auf, wie gut es ihnen im Vergleich zu anderen Menschen geht. Gelacht werden durfte und sollte am Sonntag natürlich auch. Ein Lied handelte von zwei Verwandten, die sich gegenseitig jedes Jahr zum Geburtstag 50 Euro schenken. Das ist fair und läuft gut, bis eine es wagt, den Betrag ungefragt zu erhöhen. Ihre Kurztexte, die Kern „Gutsele“ nennt, brachten das Publikum mit ihren cleveren Pointen zum Lachen. Begeistert wurden auch die alemannischen Beiträge ihres Ehemannes Kurt aufgenommen. Das Lied „Der Hans im Schnokeloch“ konnten dann auch viele der Anwesenden mitsingen. Auch wenn mal nicht alles nach Plan verlief, fiel Traudel Kern nicht aus der Rolle. „Ihr kenne ä bissl babble“, sagte sie schlagfertig, als sie einen ihrer Texte nicht sofort finden konnte. Das Warten lohnte sich, das Lied über die Vor- und Nachteile von „Scherzesäck“ erntete lautes Gelächter und großen Beifall. Für ihren gelungenen Mix aus ernsten und heiteren Beiträgen bekamen Traudel und Kurt Kern viel Applaus von den Zuschauern. Sehr gut hat der Auftritt auch Klaus Zimpelmann gefallen. „Ich bin hergekommen, weil ich die Künstlerin kenne“, sagte der 57-Jährige aus Böhl-Iggelheim. „Meine Schwester hat mir mal eine CD von ihr geschenkt.“ Jetzt habe er Traudel Kern zum ersten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal live auf der Bühne erlebt. (mnx)

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