Rhein-Pfalz Kreis „Unzumutbare“ Zustände

Vier Ebenen hoch stapelten sich bisher die Salzsäcke auf teilweise defekten Paletten. Um sie herunterzuheben, mussten die Mitarbeiter darauf herumklettern. Einen Gabelstapler gibt es nicht. Auch die Pflastersteine, die in die Höhe geschichtet wurden, könnten herabfallen und Menschen verletzen – zumal das Eingangstor zum Bauhof in der Ringstraße defekt ist und tagsüber offen steht. Kinder könnten auf das Gelände gelangen, warnt die Dekra, die Fachfirma für Arbeitssicherheit, die die Bauhöfe in der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim alle zwei Jahre prüft. In den zwei Containern im hinteren Bereich des ehemaligen Raiffeisen-Geländes sind die Verhältnisse so beengt, dass weder Mikrowelle noch Geschirrwaschbecken vorhanden sind. Umkleidekabine und Waschmaschine fehlen. Eine Duschkabine samt Waschbecken ist so schmal und schlecht zu lüften, dass sie laut Dekra nicht genutzt werde. Dadurch könnten Mitarbeiter Krankheitserreger von der Arbeit nach Hause tragen. Wenn sie ihre Montur wechseln, dann müssen sie das draußen oder in der Lagerhalle tun. Das sind einige der zahlreichen Mängel. „Ein Unding“, sagt Ortsbürgermeister Herbert Knoll (CDU) auf RHEINPFALZ-Nachfrage. „Ich habe sofort gehandelt, denn ich habe ja eine Fürsorgepflicht für meine Mitarbeiter“, sagt Knoll. Vom Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung habe er erstmals im vergangenen Dezember erfahren. Die Gefahren seien inzwischen beseitigt. Die Hochregale wurden umgebaut, die Paletten abgetragen, Schutzkleidung ergänzt, der Hintereingang abgeschlossen, hat Bauhofleiter Marcel Schier für den Bauausschuss dokumentiert. Als „unzumutbar“ bezeichnete auch Barbara Eisenbarth-Wahl (CDU) die Arbeitsverhältnisse. „Ich habe mich lange über dieses Provisorium gewundert“, meinte Gunter Steuer (FDP) in der Sitzung am Dienstag. Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Offenbar hat sich eine Übergangslösung als Dauerzustand eingespielt. Anfang der 90er-Jahre habe die Gemeinde das Raiffeisen-Gelände gekauft, um den vorderen Gebäudeteil, den ehemaligen Verkaufsraum für Düngemittel und Futter, für den Bauhof zu nutzen, erklärt Knoll. Als Obdachlosenwohnungen benötigt wurden, zog der Bauhof in zwei Container im hinteren Teil des Hofs um. Das Gebäude diente erst als Wohnung, später als Lagerraum und sollte eigentlich verkauft werden, um dort günstige Mietwohnungen anzubieten. In den Containern sei zwar mit Büro und Sanitäranlagen alles vorhanden, aber eben nicht mehr zeitgemäß, meint Knoll. Und der Platz sei für den auf sieben Mitglieder angewachsenen Trupp zu knapp. Zur Debatte steht nun, ob die Gemeinde zwei weitere Container anschafft, ob sie einen Neubau errichtet oder ob sie die vorderen Gebäude aktiviert. „Für einen Neubau bräuchten wir ein Gelände, und allein das ist teurer als ein Umbau der Räume“, sagte Knoll im Ausschuss. Statt jetzt eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, schlug Barbara Eisenbarth-Wahl (CDU) vor, erst eine Kostenschätzung für die Alternativen einzuholen. Auch das Mieten oder Kaufen von Containern solle finanziell abgewogen werden. Für die Zeit bis zum Umbau müssten die zusätzlichen Container ohnehin aufgestellt werden, war man sich einig. Über die Angebote will der Ausschuss in der nächsten Sitzung diskutieren. Der Umbau sei eine Sache, die Sicherheitsschulung der Mitarbeiter, um Gefahren im Arbeitsalltag zu minimieren, sei ein andere, erinnerte der Beigeordnete Ralf Lenke (SPD): „Einmal jährlich muss die Sicherheit überprüft werden. Und eine Schulung der Mitarbeiter fehlt mir.“ Das sei für alle Dörfer der Verbandsgemeinde sinnvoll, meinte Bauhofleiter Marcel Schier. „Ich war bei der Begehung dabei und habe gemerkt, dass man den Betrieb von außen mit anderen Augen betrachtet.“ Genau deshalb hat die Verbandsgemeinde-Verwaltung für die Ortsgemeinden eine Fachfirma mit dem Überprüfen der Arbeitssicherheit auf den Betriebshöfen beauftragt, informierte VG-Bürgermeister Michael Reith (SPD) gestern auf Nachfrage. Seit 2016 übernehme das die Dekra, zuvor sei die Ingenieurgesellschaft für technische Überwachung (IFTÜ) in der damaligen Verbandsgemeinde Heßheim sowie in Lambsheim zuständig gewesen. Alle zwei Jahre gebe es Begehungen vor Ort. In Lambsheim hätte der Bauhof eigentlich bereits 2015 gecheckt werden müssen, doch damals habe die Gemeinde den Termin abgesagt, ist laut Reith in den Unterlagen der Prüfer vermerkt. Mitarbeiter, die als Sicherheitsbeauftragte eingesetzt sind, gebe es in jeder Einrichtung – Verwaltung, Kindergarten und Schule. Die Ortsgemeinden, die für ihre Bauhöfe verantwortlich sind, müssen Mitarbeiter benennen und diese selbst schulen, werden von der Dekra allerdings unterstützt und mit Material für die Sicherheitseinweisungen versorgt.