Rhein-Pfalz Kreis Tanzfreudig und büttenstark
Sechs Stunden Fasnacht in Türkis: Mit einem 20 Punkte starken Programm haben die Hessemer Kiesbolle am Samstag im voll besetzten Bürgerhaus überzeugt. Routiniert locker trotz kleiner Technikpannen moderierten Präsident Claus Eser und sein Vize Martin Dommermuth.
Dass die Kiesbolle nicht nur tanztalentiert, sondern auch büttenstark sind, bewiesen vier eigene Büttenbeiträge. Dabei ließen zwei Junge aufhorchen: Die Gardemädchen Jennifer Löhr und Leandra Urban babbelten in bestem Pfälzisch und nahmen die Familie aufs Korn: „Eltern sind wie ein Blinddarm – unnötig und immer gereizt.“ Jürgen Baumert aus Mußbach landete als Hausmeister und Welterklärer einige Pointenkracher. Als Protokoller ließ Martin Dommermuth das Jahr Revue passieren. Er lobte die Integration in der Fußball-Nationalelf, hatte einen Finanztipp für Ehe-Rekordhalter Lothar Matthäus („e Gummibopp is billischer“) und prangerte IS-Terror und Lebensmittelskandale an. Für schwarzen Humor in larmoyantem Singsang stehen die Hessemer Trauerschnalle: Ute Dommermuth, Uli Dommermuth, Heike Senger und Ines Leppert teilten aus, zwar unter der Gürtellinie, doch mit Niveau. Sie klagten über inhaltslose Unterhosen, Männer mit Schneewittchensyndrom („hinnerm Berg en klääner Zwerg“) und Hochzeitstische beim Apotheker („’s gibt halt kään Trumpler mehr“). Als Landpomeranze Zenzi auf Männersuche war Svenja Leppert. Die 18-Jährige berichtete über den Eltern abgelauschte Liebesgeheimnisse, nach „Eau de Lewwerworscht“ müffelnde Männer und die Partnersuche im Internet. Ihren Vortrag bereicherte sie mit live gesungenen Schlagern. Mit stoischer Miene zelebrierte „Babbelgosch“ Elvira Langensteg (Roxheimer Altrhoischnooke) das ewige Mann-Frau-Thema und verstand sich dabei selbst auf faule Pointen. Als Hausmeister-Legende Knauber gab Jens Gabler, im wahren Leben Apotheker aus Flomersheim, den Pantoffelphilosophen und machte sich so seine Gedanken über dauerabwesende Baumarkt-Mitarbeiter und Darmspiegelungen mittels Handy-Furz-App. Zwischendurch verordnete Alleinunterhalter Rainer Hannemann den Saalnarren wohldosierte Schunkelrunden. Phonstark und mitreißend löste die Guggemusik Basselschorra aus Büchenau vor der Pause Saalpolonaisen aus. Gut gemacht war jede der elf Kiesbolle-Tanznummern. Das akrobatisch gespickte Mariechen-Medley von Annika Pischke und Vivian Jörns trug, wie auch die Tänze der Junioren- und der Großen Garde, die choreografische Handschrift von Tim Dommermuth. Sichtlich Spaß hatte die Minigarde bei ihrem Schautanz zum Thema Afrika (Trainerin Andrea Wassner). Die ebenfalls 18-köpfige Jugendgarde (Svenja Leppert, Anna Korn) zeigte einen schmissigen Marsch und den witzigen Schautanz „Küss den Frosch“. Nach einem präzisen Marsch zu Beethoven gab die Juniorengarde temporeiche Einblicke ins Teenagerleben. Bühnenkunst mit Tiefgang bot Meistertänzer Tim Dommermuth als Clown, der sein Lächeln an einen diabolischen Harlekin verliert. Die Große Garde begab sich auf Ägypten-Expedition mit Dommermuth als Napoleon. Eine Show zwischen Cuba libre und Tequila boten die Dolle Bolle mit ihrem Cocktail-Tanz (Michaela Krämer), und die neun „Untrainierbaren“ (Manuela Klotz) vom Männerballett waren zwischen Himmel und Hölle unterwegs. Das Finale bestritten Martin und Erik Dommermuth und Carsten Leppert als Schobbepetzer. (bik)