Rhein-Pfalz Kreis Sogar der Ortschef schwenkt den Fanschal

„Es ist das Fest der Feste“, schallt es aus den Lautsprechern, und im Zelt geht die Post ab. Hand in Hand feiern Lambsheimer mit
»Es ist das Fest der Feste«, schallt es aus den Lautsprechern, und im Zelt geht die Post ab. Hand in Hand feiern Lambsheimer mit der Fangruppe der Nordpfälzer Spatzen in den rosa und grünen Polohemden.

Die Sitzbänke waren beim Familiennachmittag des 47. Lambsheimer Fischerfestes am Montag die meiste Zeit halb leer. Brechend voll war dafür die Tanzfläche. Denn bei den Hits der Nordpfälzer Spatzen hielt es nur wenige Zuschauer auf den Plätzen. Die Volksmelodien der Musikanten motivierten zum Marathon im Tanzen und Schunkeln.

„Es ist das Fest der Feste, seit Jahren schon das Beste“, schallt es über die Lautsprecher. Die Stimmung im proppenvollen Festzelt kocht. Es ist 16.30 Uhr, und seit zwei Stunden erzeugen die Nordpfälzer Spatzen eine Welle der Begeisterung nach der anderen. Es sind nicht die echten Kastelruther Spatzen aus Südtirol, die für den Höhepunkt des Fischerfestes sorgen, sondern musikalische Fans, die mit der Genehmigung ihrer Idole deren Hits nachspielen. Entstanden ist die Coverband aus einem Fanclub der Kastelruther Volksmusiker – Trachten und Sound wirken so authentisch, als stünde die erfolgreiche Schlager-Gruppe persönlich auf der Bühne. Unter das Publikum mischen sich rund 200 Damen und Herren in pistaziengrünen und rosa gefärbten Poloshirts – die Groupies der Musiker nennen sich Spatzenclub Nordpfälzer Bergland und sind aus der Vorder- und Westpfalz angereist, um die Atmosphäre in Lambsheim anzuheizen. Mit Erfolg: Die Zuhörer verlangen die erste Zugabe, die zweite ... Beim fünften Zuschlag steht selbst Ortsbürgermeister Herbert Knoll (CDU) schunkelnd auf der Tanzfläche und schwenkt zu „Ciao, ciao, auf Wiederseh’n“ den rosa Fanschal. „Es ist ein Volksfest“, sagt er bis über beide Ohren strahlend. Und bekennt, ein Fan der Kastelruther und der Nordpfälzer Spatzen zu sein. Knoll schätzt, dass rund 2000 Besucher beim Familiennachmittag gefeiert haben. Der letzte der vier Festtage sei traditionell am besten besucht. Doch halt! War nicht der Nachmittag angekündigt unter dem Motto „Mit Oma, Opa und den Enkeln auf das Lambsheimer Fischerfest“? Wo ist er, der Nachwuchs? „Die Enkelchen haben auch mitgetanzt“, sagt Knoll und zeigt auf die Tanzfläche – wo aber eine Ü60-Party gänzlich ohne Kinder in Gange ist. Im Freien nahezu das gleiche Bild: Kinderwagen sind kaum zu sehen. Vereinzelt unterstützen Großeltern einen Dreikäsehoch bei den ersten Gehversuchen. Auf einer Bank beugt sich ein Mädchen über seine Schulhefte. Sophie-Marie Bruns war so schlau, ihre Hausaufgaben zum Fest mitzubringen. „Sachkunde und Deutsch haben wir auf“, erzählt die Viertklässlerin aus der Karl-Wendel-Grundschule. Mitschüler hat sie keine entdeckt, „die meisten haben Ganztagsschule“. Oma Irmgard und Opa Wolfgang sind mit von der Partie. Weil das Wetter so schön sei und man viele bekannte Gesichter treffe. „Viele Eltern müssen halt arbeiten“, meint Mama Claudia Bruns. An der Strandbar dreht ein Karussell gemächlich seine Runden. Vereinzelt hocken Kinder auf den bunten Fahrzeugen. Bis 17 Uhr sind die meisten Bierbänke ausgebucht. Für den Nachmittag sind Bewohner aus Altenheimen von Lambsheim, Worms, Heßheim und Frankenthal angereist und haben vorsorglich reserviert. Man schwelgt in Erinnerungen und tut sich an Schorle und knusprigem Fisch gütlich. 350 Gramm Forelle gibt’s zum Sonderpreis von fünf Euro. Doch dann: Je älter der Spätsommertag, umso jünger die Festbesucher. Um 18 Uhr sind mit den Nordpfälzer Spatzen auch viele Senioren heimgekehrt. Dafür strömen vom Parkplatz Scharen von U60ern zu Fisch und Co. Manche haben sich schick gemacht für das Konzert mit Rokko Rubin. Man sieht Schlaghosen und großformatig gemusterte Hemden: Hippie-Look eben, der zu den Schlagern aus den 1970er-Jahren der Frankenthaler Band passt. Ein Schwan im Schilf hofft auf Brotkrumen, einige späte Schwimmer paddeln durch das klare Wasser. An der Anlegestelle hinter dem Festzelt besteigt ein Lambsheimer sein Boot und paddelt in Begleitung von Schnauzer Max in den Sonnenuntergang. Zum Feuerwerk gegen 22 Uhr wird Karl Fey noch einmal mit seinem Hund rausfahren. „Von der Seemitte aus haben wir den besten Blick auf das Spektakel, das hab ich bei den vorigen Fischerfesten auch gemacht“, erzählt er und gleitet davon.

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