Rhein-Pfalz Kreis Sekt auf Polyethylen

Altrip. „Flussgurke“, „Isar“, „Ammer“ oder „Dobbl-Nibbl“ – so heißen neue Boote des Kanu-Clubs Altrip (KCA). Nach vielen Jahren Pause hat der Verein an der Fähre wieder zur Bootstaufe geladen. Ingesamt wurden am Wochenende acht neue Sportgeräte in Dienst gestellt. Die Taufe der Vereinsboote übernahm allerdings kein Pfarrer. Dafür träufelten Verbandsbürgermeister Otto Reiland (CDU) und die Ortsbürgermeister Jürgen Jacob (Altrip) und Gerhard Frey (Neuhofen, parteilos) Sekt über lila Plastik.

„Unsere Vereinsboote tragen traditionell die Namen von Flüssen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Lutz Pfeuffer. Bevor nun jemand Google bemüht: „Dobbl-Nibbl“, benannt nach einem alkoholhaltigen Getränk, und „Flussgurke“ sind Privatboote. Pfeuffer nennt den Grund, warum Bootstaufen mittlerweile nur noch in unregelmäßigen Abständen vorgenommen werden: „Die modernen Polyethylen-Boote sind einfach unheimlich stabil. Die halten bis zu 20 Jahre. Vorher wurden Boote aus Glasfaserkunststoff hergestellt. Die waren wesentlich anfälliger.“ Rund 100 Boote lagern mittlerweile im Bootshaus des Kanu-Clubs. Die sechs Neuen – allesamt lilafarbene Renner – sind dabei zunächst einmal für die Schulung der Anfänger gedacht. „Unser nächster Kurs beginnt mit einem Infoabend am 29. Mai“, sagt Pfeuffer. Doch auch auf den Flüssen und Wildwasserbächen, deren Namen sie tragen, sollen die Einsitzer bei den Wanderfahrten des Vereins zum Einsatz kommen. Auf der Möll zum Beispiel, für das gleichnamige Boot übernimmt Wolfgang Kühn (SPD), Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Waldsee, die Taufpatenschaft. „Das ist ein Fluss in Kärnten“ – Kühn wird auf Nachfrage informiert. Er erfährt außerdem, dass die Möll ein 84 Kilomater langer Nebenfluss der Drau ist, der am Fuße des Großglockners entspringt. Jürgen Jacob weiß als Bürgermeister einer Rheingemeinde natürlich, wie so eine Bootstaufe funktioniert. Mit den „besten Wünschen und allzeit gute Fahrt“, schickt er die „Isar“ auf die Reise und gießt dafür einen kleinen Schluck Wachenheimer Rieslingsekt über den Bootsbug. „Wir zertrümmern bei unseren Bootstaufen keine Flaschen oder Gläser, weil wir uns das Freigelände mit dem Hundesportclub teilen und keine Scherben in den Hundepfoten wollen“, erklärte der KCA-Vorsitzende. Als „Geschäftsführer der größten Reederei der Verbandsgemeinde, die ihren Sitz in Altrip hat“, der Rheinfähre Altrip GmbH, war Jacob außerdem nicht mit leeren Händen gekommen. Die Gemeinde hat zehn Prozent der Kosten für die Anschaffung der Boote übernommen – als Geschäftsführer steuerte er nun noch einmal den gleichen Betrag bei. Immerhin rund 3000 Euro war dem Kanu-Club die Neuanschaffung wert. Nicht die einzige Investition in die Schiffsflotte in diesem Jahr. „Wir haben für unsere Leistungssportler Nina Haag und Marc Rösner auch zwei neue Rennboote gekauft. Davon hat eins alleine 1500 Euro gekostet“, berichtete Pfeuffer. Alle zwei Jahre sei so ein Rennboot einfach verbraucht – trotz Polyethylen. Getauft wurden die beiden Renner allerdings nicht. „Sie dürfen, gemäß dem Rennreglement, keinen Namen auf dem Bug tragen, außer dem des Fahrers.“ Für Otto Reiland, der genau wie Gerhard Frey seine Taufpremiere in Altrip erlebte, sind die Boote allesamt sinnvolle Investitionen. „Immerhin befinden wir uns wahrscheinlich in der wasserreichsten Verbandsgemeinde im ganzen Land mit sehr viel Gelegenheit zum Wassersport.“ Auch er wünscht seinem Patenkind, der „Ammer“, einem Neckarnebenfluss zwischen Herrenberg und Tübingen, „allzeit gute Fahrt und immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel“.

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