Rhein-Pfalz-Kreis Rückblick 2021: Was den Kreis bewegt hat

Was für ein Bild! Ganz ungewohnt in diesen Zeiten. So viele Menschen auf dem Neuhofener Dorfplatz.
Was für ein Bild! Ganz ungewohnt in diesen Zeiten. So viele Menschen auf dem Neuhofener Dorfplatz.

Vor einer Sitzung des Kreistags rastet ein AfDler aus. Müll ist immer wieder Thema. Es gibt nun eine waschechte Königin auf dem Land. Ein Ortsbürgermeister stirbt unerwartet. 2021 ist einiges los. Nur gefeiert wird wegen Corona nicht. Obwohl ...

Rhein-Pfalz-Kreis: Voll auf die Zwölf!

Der größte Skandal in diesem Jahr, den sich die Kreisverwaltung leistet, liegt noch gar nicht so lange zurück: Landrat Clemens Körner (CDU) rückt nicht, wie in unserem satirischen (und stets nicht ganz ernst gemeinten) Wochenrückblick angekündigt, am Nikolaustag mit rotem Mantel und Rauschebart aus, um die Menschen in den Kreisgemeinden zu impfen. Vermutlich, weil er ein wichtiges Treffen hat. Mit einem Investor. Einem mächtigen Bauherrn, der dem Landrat ein Kreishaus maßschneidert, das der Kreis dann mietet. Reine Munkelei. Aber jetzt mal im Ernst – so richtig was hört man von diesem Vorhaben nicht mehr. Es gibt Mietangebote, es wird geprüft. Mal schauen, was 2022 bringt. Ebenso still ist es beim Berufsschulbau in Böhl-Iggelheim. Corona schiebt sich in den Vordergrund und lässt wenig Spielraum für bislang interessante Themen. Aber: Der Kreis investiert im Sommer kurzerhand gut eine halbe Million Euro, um die Schulen in seiner Trägerschaft, also die weiterführenden Einrichtungen wie Gymnasien und Realschulen, mit Luftfiltern und Lüftungsgeräten auszustatten. Manch ein Bürgermeister wagt den kleinen Aufschrei: Und was ist mit uns? Aber für Grundschulen und Kitas ist nicht die Kreisverwaltung zuständig. Was als Thema bleibt, ist der Müll. Mit seinen Gebühren. Eine kreiseigene Krise in Krisenzeiten. Auslöser ist kein Virus, sondern FDP-Mann Jürgen Creutzmann. Er klagt – und wer gewinnt, ist irgendwie Interpretationssache. Klar ist, dass die Menschen im Kreis nun mehr für die Entsorgung zahlen müssen. Das Virus löst derweil noch einen ganz anderen Skandal aus. Keinen Impfskandal. Einen politischen. Der AfD missfällt die Corona-Testpflicht vor der Kreistagssitzung im Juni. Es gibt Diskussionen – und ein Mitglied der Fraktion fällt völlig aus der Reihe. Randale im Palatinum. Der Mann stürmt hinaus und greift auf dem Parkplatz Mutterstadts Bürgermeister und Hausherrn Hans-Dieter Schneider (SPD) an. Die Wunde im Gesicht ist klein. Die Bestürzung und der Schock sind nach diesem Tag dafür umso größer.Britta Enzenauer & Sven Wenzel

Mutterstadt: Baggern, abreißen und neu bauen

Bürgermeister Hans-Dieter Schneider (SPD) hat einen knallgelben Bob-der-Baumeister-Helm in seinem Schrank. Tatsache! Kein Wunder, denn in Mutterstadt wird auch 2021 überirdisch wie unterirdisch gebaggert, gebohrt, gehämmert, abgerissen und neu gebaut. Ob der Bürgermeister seine Bauamtsmitarbeiter auch mit dem Ausruf: „Können wir das schaffen? Yo, wir schaffen das!“, täglich motiviert, ist jedoch nicht bekannt. Angebracht wäre es – der neue Bauhof wurde fertig, das neue Regenrückhaltebecken ist es fast, der Kindercampus ist im Entstehen und der Plan für einen neuen Komplex für Sozialwohnungen in der Bleichstraße steht. Auch im erweiterten Gewerbegebiet Fohlenweide wurde viel Erde bewegt. Dort hat der Pharma-Logistiker Frigo-Trans neben dem neuen riesigen RWZ-Agrartechnik-Zentrum ein noch riesigeres Logistik-Zentrum in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft. Bob, der Baumeister, würde vor Freude seinen gelben Helm in die Luft werfen. Bürgermeister Schneider hat seinen Helm übrigens vor einigen Jahren von den Geestreiwern bekommen. Die Karnevalisten würdigten so auf ihre humorige Art die Bauarbeiten zur Ortskernsanierung unter Schneiders Ägide. Die neue Ortsmitte freut seitdem viele Bürger, aber nicht alle, denn diese lockt unangenehme Gesellen an. Aber getreu dem Motto „Gemeinsam ist man stärker“ kooperieren Mutterstadt und Limburgerhof seit diesem Jahr mit einer Art gemeinsamer Ordnungsamts-Task-Force. Und es wird weiter aufgerüstet: Die Kommune hat sich entschieden, mit Überwachungskameras Randalierer abzuschrecken oder gar zu schnappen. An der Walderholung soll begonnen werden. In dem Großdorf ist also immer viel zu tun. So viel, dass Schneider noch 20 Jahre Amtszeit bräuchte. Doch so viel Zeit bleibt ihm nicht. In eineinhalb Jahren muss er gehen – und er will auch. Schneider ist am Ende seiner Amtsperiode 2023 68 Jahre alt und damit für eine Wiederwahl zu alt. Sein Parteigenosse Thorsten Leva steht als Kandidat aber schon in den Startlöchern.Doreen Reber

Birkenheide: Ein bisschen ist er immer da

Es hätte eine Art Staatsbegräbnis werden können. Und unter normalen Umständen, also ohne diese vermaledeite Pandemie, wäre es das sicher auch geworden – für Birkenheider Verhältnisse, versteht sich. Mit vielen Gästen, einem gesperrten Dorfzentrum, einem Konvoi zum Friedhof. Doch Corona verhagelte Rainer Reiß (CDU) den letzten Weg. Wenn bei „normalen“ Trauerfeiern Regeln und Restriktionen gelten, dürfen bei Politikern keine Ausnahmen gemacht werden, argumentiert die Verwaltung. Nachvollziehbar. Sogar bei der Beerdigung von Prinz Philip, dem Gatten der Queen, sind im April nur die engsten Anvertrauten dabei. Gleichwohl schockt der Tod von Rainer Reiß Mitte Mai die Menschen in Birkenheide. Aus dem Leben gerissen von einer kurzen, schweren Krankheit. Das lässt nicht einmal die politischen Gegner komplett kalt, sondern nur ein bisschen. Dabei hatte sich Reiß gerade erst wieder so richtig warmgelaufen im neuen (alten) Amt als Ortschef. 30 Jahre lang prägte er den Ort, und auch nach seiner Abwahl 2014 gab er die Zügel nie so richtig aus der Hand. Als Gestalter, da fühlte er sich wohl. Zur Erinnerung wird ein kleiner Park am Ortseingang, den der Verein Artenerben gestaltet hat, nach ihm benannt. Der Spatenstich war die letzte Amtshandlung von Reiß – und selbst bei der posthumen Namensgebung gab es Disput. Über die Frage, ob diese Ehre denn angemessen sei. Juliane Popp (CDU) trat im September das Erbe an, um das fortzuführen, was angestoßen ist – eine Herkulesaufgabe. Kita-Neubau, Kita-Sanierung, Turnhallen-Sanierung, Schulumbau. Vieles steht an. Und der, der sagte, er sei wieder da, als er den Birkenheider Thron erneut bestieg, ist es bei diesen Themen noch immer.Sven Wenzel

Böhl-Iggelheim: Alles beim alten – in jeder Hinsicht?

Fast jedes Dorf hat so eine „Neverending-Story“. Das fällt uns Redakteuren gerne beim Ausfüllen der Jahresrückblickseiten auf. In Böhl-Iggelheim ist es? Na was? Wir nehmen noch Angebote entgegen ... Richtig! Die Westumgehung. Die Straße soll gebaut werden. Das steht fest. Zumindest für das Land Rheinland-Pfalz. Und den Bürgermeister. Doch es gibt immer wieder Gruppen, die noch versuchen, das Bauprojekt zu vereiteln. Vormals sind es die Haubenlerchen mit ihren Nestern. 2021 ist es die SPD mit Schwimmnudeln. Die Sozialdemokraten radeln – mit der Nudel als Abstandshalter – gegen den Durchgangsverkehr in Iggelheim. Eine Umgehungsstraße aber wollen sie nicht. Damit Böhl und Iggelheim nicht zerschnitten werden. Aber kann man zwei Ortsteile noch mehr durchschneiden als durch eine Bahnlinie ...? Das ist eine Frage, mit der sich der neue Bürgermeister beschäftigen kann. Der Mann, der am 12. Juni kommenden Jahres gegen Amtsinhaber Peter Christ antritt und gewinnt. Ach so, es gibt noch gar keinen Gegenkandidaten. Zumindest die Schwimmnudel-Partei Deutschlands (SPD) will sich aber um einen Herausforderer kümmern. Vielleicht bleibt aber auch alles beim Alten in Böhl-Iggelheim. Christlich Demokratisch geführt. Und die Westumgehung als Dauerthema. Britta Enzenauer

Hochdorf-Assenheim: Der Ortschef hilft mit einem Acker aus

Vom vielen Durchgangsverkehr möchten die Hochdorf-Assenheimer ihr Dorf befreien – oder wenigstens weniger von Lärm und Abgasen belastet werden. Dabei erzielen sie 2021 einige Erfolge: So gilt auf einem recht langen Teil der Hauptstraße endlich Tempo 30, und mit gnädiger Unterstützung der Nachbarn aus Rödersheim-Gronau wird ein Projekt auf den Weg gebracht, das irgendwann Bauern attraktive Wege um den Ort herum bieten soll. Es gibt aber auch Wermutstropfen zu verkraften: Durch das neue Gewerbegebiet in Gronau entsteht viel Verkehr, der durch die engen Assenheimer Straßen rollt, da die Umgehungsstraße immer noch nicht fertig ist. Und das, obwohl Ortsbürgermeister Walter Schmitt (FWG) extra einen Acker bereitstellt, damit es schneller geht.Markus Müller

Limburgerhof: Es regnet nicht mehr rein

Not macht erfinderisch. Ein lästiges Virus, das einem lieb gewordene Traditionen verbietet, auch. Ein virtueller Neujahrsempfang – wer hätte denn vor zwei Jährchen an so etwas gedacht? Jetzt gibt es das, Bürgermeister Andreas Poignée (CDU) flimmert zu Jahresbeginn über das Netz in die Stuben der Limburgerhofer zum Anstoßen und wird dies auch im neuen Jahr wieder tun. Prost, Limbim. Auch eine Rathauserstürmung im Kultursaal zum 11.11. muss mit Minimalbesetzung funktionieren, und sie tut es durchaus unterhaltsam. Die holden Närrinnen und Narrhallesen der beiden heimischen Fasnachtsvereine sind jedenfalls derzeit im Besitz der Ortskasse, bis zum Ende der (nicht stattfindenden) Kampagne. Aber reden wir doch über das, was gestemmt wird im Ort. Limburgerhofs Kleinod, das Schlösschen, ist neu bedacht, der frische Schiefer putzt doch ungemein, und vor allem regnet es nicht mehr hinein. Wer mit der durch Bahnhof und S-Bahn ohnehin guten Verkehrsanbindung des Ortes noch flexibler bei der „Weiterreise“ sein will, kann seit Sommer auf ein Car-Sharing-Vehikel zurückgreifen. Das steht am Bahnhof bereit. Und da Limburgerhof nicht nur wegen der guten Anbindung ein beliebter Wohnort ist, und die Nachfrage nach einem Dach über den Kopf entsprechend hoch, sorgt auch das Wohnbauprojekt des Kreiswohnungsverbands in der Goethe- und Fichtestraße für einige Freude. Dort können wohl bald die ersten einziehen. Und vielleicht als Neubürger mit dem Bürgermeister anstoßen – virtuell oder ganz real. Ulrike Minor

Fußgönheim: Ein Mann reibt sich auf

Die wohl wichtigste Entscheidung haben sie in Fußgönheim zum Jahresende getroffen. Und sie war ihnen so wichtig, dass der Ortsgemeinderat wenige Tage vor Weihnachten noch einmal zu einer Sitzung zusammenkam. Nötig war das geworden, weil die Videoschalte eine Woche zuvor urplötzlich abgebrochen wurde – Serverprobleme. Es war nicht das erste Mal, dass das passiert. Seltsamerweise treffen diese massiven Störungen aber vornehmlich die Fußgönheimer Gremien. Sonst sind die Verbindungen ins Rathaus der Verbandsgemeinde Maxdorf, von wo aus die Video-Konferenzen in Corona-Zeiten gesteuert werden, nämlich relativ stabil. Jedenfalls hat Fußgönheim nun wieder ein Straßenausbauprogramm für die Jahre 2021 bis 2023 – auch wenn 2021 schon fast vorbei ist. Die Jakobstraße soll aber bald saniert werden. Ortsbürgermeister Jochen Schubert (FWG) war es ein Anliegen, ein Programm aufzulegen, weil es mehrere Jahre lang keines gab. Und Geld auszugeben gehört schließlich auch zum Dorfleben. Das kam beispielsweise 2020 zu kurz, wie die vorgelegte Jahresrechnung zeigt: Der Abschluss ist positiv, aber von mehr als 100.000 Euro an geplanten Investitionen wurden nur 5000 Euro umgesetzt, bemängelt der Rechnungsprüfungsausschuss. Eine Kritik, die der immer noch recht neue Ortsbürgermeister nicht ganz nachvollziehen kann. Jochen Schubert reibt sich auf, greift selten durch, sondern stellt sich jeder Diskussion – und die sind in Fußgönheim traditionell lang und intensiv. Deshalb ein wirklich gut gemeinter Rat: Passen Sie auf sich auf, Herr Schubert! Sven Wenzel

Altrip: Vom Warten auf die ersehnte Post

Die Betreuung junger Altriper und der Schutz aller vor Hochwasser bewegen dieses Jahr die Gemüter in der Gemeinde. Das erste Problem soll eine neue Kita lösen. Bis es so weit ist, soll eine Übergangskita die Lage entschärfen. Die ist schon im Herbst fertig – und in bemerkenswert kurzer Zeit errichtet. Sogar Erzieherinnen hat die Gemeinde aufgetrieben. Nur loslegen darf sie nicht. Denn es fehlt noch ein Genehmigungsschreiben – dafür verantwortlich war dieselbe Behörde, die für das Ertüchtigen des Rheindamms und den Polderbau zuständig ist, wo sich seit Jahren nichts tut. Immerhin: Das Schreiben trifft kurz vor Weihnachten doch ein. Markus Müller

Schifferstadt: Wenig gefeiert, einiges geschafft

Es ist fast ein Déjà-vu-Rückblick, weil vieles der vertrackten Situation im Jahr 2020 ähnelt. Kein Frühlings-, Herbst- oder Kunsthandwerkermarkt, keine Oldtimer-Rallye. Kein Rettichfest, und damit fällt diesmal auch der ohnehin nur alle fünf Jahre stattfindende große Umzug der Pandemie zum Opfer. Der wird vorsichtshalber schon mal ins Jahr 2026 verschoben, des regulären Fünf-Jahres-Turnus’ wegen. Bis dahin werden die Schifferstadter und der Rest der Welt es ja hoffentlich im Griff haben, das vermaledeite C-Ding. Wenigstens gibt es ein Rettichfest-to-go in der Box als kleinen Trost. Kein Saumagenorden, keine Straßenfasnacht. Zwischendurch mal schnell das eine oder andere Konzert, und immerhin kann der Ernst-Johann-Literaturpreis noch an die Frau gebracht werden, bevor es wieder corona-duster wird und dann auch die geplante Benefiz-Veranstaltung mit Preisträgerin Elke Heidenreich gestrichen werden muss. In der Kreissporthalle wird geimpft statt geturnt. Und so wird zwar kaum gefeiert in Schifferstadt, aber durchaus was geschafft. Der Kreuzplatz ist fertig in seinem neuen Gewand, das Mobilitätskonzept ist verabschiedet und muss nun mit Leben gefüllt werden, mit der Rathaus-Erweiterung und dem Lifting für den Bahnhofsvorplatz soll es voran gehen, die Wilfried-Dietrich-Halle saniert werden. „Viele, viele große Projekte“ stehen laut Bürgermeisterin Ilona Volk (Grüne) an. Und Schifferstadt hat wieder einen Abgeordneten: Patrick Kunz wird bei der Landtagswahl für die Freien Wähler nach Mainz entsandt. „Lebbe geht weider“, frei nach Kult-Fußballtrainer Dragoslav Stepanovic. Ulrike Minor

Rödersheim-Gronau: Gekrönt, gestritten und gepflanzt

„In Rödersheim-Gronau ist immer was los“, sagt Bürgermeister Thomas Angel (FWG). Recht hat er, und 2021 gibt es für die kleine Gemeinde sogar eine echte Sensation. Nein, CDU- und FWG-Fraktion pflanzen nicht in Eintracht gemeinsam einen Baum als Zeichen künftiger Verbundenheit (dazu später). Viel besser: Das Dorf wird mit einer Hoheit gekrönt. Die Rödersheim-Gronauerin Sophia Hanke wird Pfälzische Weinkönigin. Das gab es in der Gemeinde noch nie. Das Dorf ist ganz aus dem Häuschen ob der neuen Hoheit, allen voran der Ortsbürgermeister. Und es ist für ihn auch eine willkommene Ablenkung vom Zwist, den es rund um das Naturstadt-Projekt „Insel der Artenvielfalt“ zwischen seiner und der CDU-Fraktion gibt. Eine nervige Angelegenheit über eine an sich gute Sache. 2020 wurde der Wettbewerbsbeitrag der CDU mit 25.000 Euro bedacht, der von der FWG ging leer aus. Die kritisiert nun, in der Bewerbung der CDU sei das jahrelange Engagement der FWG in Sachen Begrünung und Artenvielfalt im Dorf unterschlagen worden. Egal! Das Geld fließt ins Dorf, das Artenvielfalt-Projekt startet. Und auch die FWG ist weiterhin in Sachen Natur aktiv. Doch grün werden sich die beiden Lager wohl nie sein. Die Rödersheim-Gronauer gelten eben als meinungsstark. Erst recht in Corona-Zeiten. So werden die Schutzmaßnahmen während des Lockdowns an der Grundschule und auf dem Marienplatz auf Plakaten von Unbekannten in Frage gestellt. In Rödersheim-Gronau ist eben immer was los. Markus Müller

Neuhofen: Partylaune und Sicherheitsfragen

Was für ein Bild! Ganz ungewohnt in diesen Zeiten. So viele Menschen, man könnte sagen, dicht an dicht auf dem Dorfplatz. Neuhofen feiert doch! Und zwar Anfang Oktober so etwas wie eine Kerwe. Die war zwar eigentlich längst abgesagt, aber Ortsbürgermeister Ralf Marohn (FDP) traut sich doch, Anlass ist die Einweihung zweier neuer Plätze im Zentrum. 2G, ein ausgeklügeltes Hygienekonzept, und offenbar kein Superspreader-Event. Doch es gibt nicht nur Grund zum Feiern in Neuhofen. Katholische Kirche und Ortsgemeinde geraten wegen einer Kita aneinander. Es geht um überfällige Sanierungen und Zuschüsse. Der Streit wird zur Hängepartie, am Ende steht ein Kompromiss. Die Ortsgemeinde kauft die Einrichtung Sankt Nikolaus für einen Euro, die Kinder von dort ziehen in die jetzige Kita Wirbelwind. Die wird frei, weil es einen Neubau gibt. Ganz schön kompliziert. Weniger kompliziert ist das Urteil im Revisionsprozess um den Neuhofener Senior, der seine Frau vor drei Jahren erschossen hat: Es war Mord, die Beratung der Strafkammer dauert nur 45 Minuten. Die Sache könnte aber noch weitere Gerichte beschäftigen. Ebenfalls um Gewalt geht es an der Schlicht. Die Rede ist von überfallartigen Vorfällen und Prügeleien am Badesee. Um ihr Leben haben sie fürchten müssen, behaupten zwei Familienväter, eine Frau berichtet von sexueller Belästigung. Das Image des beliebten Ausflugsziel ist ein bisschen angekratzt. Die Polizei stuft die Sicherheitslage aber als „objektiv unauffällig“ ein. Der Ortsbürgermeister sieht es ähnlich. Er will Neuhofen weiterhin zum Touristenziel machen. Wie schön es hier sein könnte, zeigt sich bei der Landratswanderung. Allerdings regnet es in Strömen, als der Kreis-Regent zu Gast ist. Sven Wenzel

Dannstadt-Schauernheim: Von Zoff-Gebiet bis Küsschen-Zone

Das neue Gewerbegebiet Ost in Dannstadt wird von den einen sehnlich erwartet, von den anderen eher nicht. Da soll ein kleines Pappelwäldchen zugunsten einer Erschließungsstraße fallen – die Grünen sprechen von unglaublichem Raubbau, der Rat stimmt dennoch zu. Die SPD ist – milde ausgedrückt – skeptisch, was die Ansiedlung des Globalplayers Ifco, ein Anbieter von Mehrwegbehältern, betrifft. Sie befürchtet unter anderem mehr Verkehr, mehr Mikroplastik im Grundwasser und kaum Steuereinnahmen. Dabei braucht die Kommune doch Geld, vor allem für ihre Kinder. In diesem Jahr kann die Gemeinde für ihre jüngsten Bürger viel bewegen. So bekommt die Kita St. Michael einen neuen Innenhof, und es werden auch schon die Weichen für eine weitere Kita an der Haardtstraße bei der Kurpfalzschule gestellt. Dort sollen die Grundschüler eine Kiss-and-go-Zone bekommen – also ein Kurzpark-Bereich, in dem sich fürs Küsschen von Mama und Papa kurz Zeit genommen werden kann. Irgendwie süß. Irgendwie schön ist, dass der traditionelle Mundartwettbewerb Dannstadter Höhe trotz und unter Corona-Schutzmaßnahmen stattfinden kann: Maritta Rheinhardt und Lothar Sattel sind die besten Dialekt-Poeten. Erster Preisträger des neu kreierten Pfälzer Gutselordens wird Michael Konrad, Redakteur bei der RHEINPFALZ am Sonntag und Buch-Autor. Die Stimmung im Zentrum Alte Schule passt – und bald auch wieder die Temperatur. Hoffentlich. Denn die Heizung droht immer wieder gänzlich zu kapitulieren. Doch die Auswahl eines neuen Models erweist sich mitunter als ziemlich komplizierte Angelegenheit. Doreen Reber & Sven Wenzel

Maxdorf: Ein Hauch von Berlin

So ein klein wenig Berliner Regierungsluft wabert aktuell sicher von der Hauptstadt nach Maxdorf – auch wenn es dafür nötig ist, ein bisschen um die Ecke zu denken. Zunächst wollte Nils Max (SPD) 2019 Ortsbürgermeister werden, jedoch unterlag der Polit-Neuling Platzhirsch Werner Baumann (CDU). Inzwischen hat sich Max etabliert, geht in seiner Aufgabe als Beigeordneter auf, wenngleich ihm Corona seinen Job als Maxdorfer Kulturbeauftragter nicht gerade leicht macht. Im Frühjahr 2021 reckt Max den Finger, als die Sozialdemokraten auf der Suche nach einem Direktkandidaten für die Bundestagswahl sind. An einen Bundeskanzler Olaf Scholz denkt da freilich noch niemand. Max fährt zum Vorab-Foto-Shooting nach Berlin, für den Fall der Fälle, und macht eine Ochsentour durch viele SPD-Ortsvereine im Wahlkreis. Allein, es reicht nicht. Am Ende entschieden sich die Genossen für Christian Schreider aus Ludwigshafen. Der löst tatsächlich das Ticket und darf sich nun Abgeordneter nennen. Bei der Stimmung, die zur Wahl herrscht, ist nicht ausgeschlossen, dass das auch Nils Max gelungen wäre. Verpasste Chance? Mitnichten. Auch Maxdorf tut einer wie Max ziemlich gut. Einer, der Verantwortung übernimmt, den Blick der Politik öffnet und bei den anstehenden und immer wiederkehrenden Diskussionen frische Impulse setzt. Eine weitere Kita könnte im Dorf gebraucht werden – und die Haidwaldschule ist noch immer nicht umgebaut. Ein weiterer Architektenwettbewerb ist nötig. Dabei geht es nicht nur um Berliner Ideen, denn Planer aus ganz Europa können ihre Entwürfe abgeben.Sven Wenzel

Gestorben: Birkenheides Ortsbürgermeister Rainer Reiß.
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Das Mutterstadter Palatinum ist bei einer Kreistagssitzung Schauplatz einer handfesten Auseinandersetzung.
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Die Iggelheimer Westumgehung ist ein Dauerthema. Die Stellungnahme der Gemeinde zum Plan des Landesbetriebs Mobilität kann nun auf den Weg gehen.
Schwimmnudeln als Abstandshalter bei einer Rad-Demo – gibts nur in Iggelheim.
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Ein neues Dach für das Schlösschen in Limburgerhof
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Der neue Stolz von Rödersheim-Gronau: die Pfälzische Weinkönigin Sophia Hanke – mit den Bürgermeistern Angel und Veth.
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Die Schlicht ist trotz der Zwischenfälle nicht unsicherer geworden, findet Ortsbürgermeister Ralf Marohn.
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Immerhin Rettichfest-to-go
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