Rhein-Pfalz Kreis PS-stark zu kleinen Patienten

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Schifferstadt/Speyer. Damit Kindernotarzt Ingo Böhn aus Schifferstadt schnell und sicher zu seinen kleinen Patienten kommt, braucht er ein geeignetes Fahrzeug. Der Förderverein Kindernotarztwagen hat ihm nun einen PS-starken und geländegängigen Jeep besorgt. Verein und Arzt stellten den neuen Wagen in Speyer vor.

Der Mediziner arbeitet als Kinderarzt mit eigener Praxis in Schifferstadt. Seit 25 Jahren ist er auch als Notarzt im Einsatz. Diese Doppelqualifikation brachte ihn auf die Idee, als Kindernotarzt zu arbeiten. „Kinder brauchen andere Medikamentendosierungen als Erwachsene, spezielle Notfallmaßnahmen, wie das Einführen eines Beatmungstubus, brauchen besonderes Fingerspitzengefühl“, erklärt Ingo Böhn. Auf seine Initiative entstand der Förderverein Kindernotarztwagen im Jahr 2002. Dessen Vorsitzender ist seit 2011 der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Der Verein hat derzeit 334 Mitglieder. Durch Mitgliedsbeiträge und Spendenaufrufe und -aktionen sammelt der Verein das nötige Geld für Anschaffungen. Es fließen keine Mittel der Rettungsdienste ein. Der Kindernotarzt arbeitet ehrenamtlich. Laut Verein habe Böhn bisher über 5300 Einsätze geleistet, mehr als 9000 Stunden Zeit aufgewendet und ist dabei 120.000 Kilometer gefahren. Das neue Auto müsse groß genug sein, um medizinische Geräte und Material fassen zu können, es müsse ausreichend motorisiert sein, um schnell beschleunigen zu können und es müsse auffällig sein, damit die anderen Verkehrsteilnehmer es als Einsatzfahrzeug erkennen und Platz machen – so erklärt Böhn die Anforderungen. Der Jeep Cherokee, den der Förderverein Kindernotarztwagen finanziert, erfüllt diese Voraussetzungen. Knallige Farben und eine auffällig blinkende Signalanlage lassen keinen Zweifel, dass hier ein Einsatzfahrzeug unterwegs ist. Beim Vorgängerfahrzeug war das wohl nicht immer so, wie Böhn bei der Übergabe des neuen Fahrzeugs berichtet: „Das vorige Auto sah etwas nach Lieferwagen aus und da haben manche keinen Platz gemacht. Die dachten wohl, ich bin von der Post“, sagt Böhn. Das alte Fahrzeug hatte 86.000 gefahrene Kilometer erreicht und wurde verkauft. Der neue Kindernotarztwagen hat einen V6 Dieselmotor, der 280 PS leistet und über einen Vierradantrieb auf die Straße bringt. Wichtig ist dem Fahrer nicht die Spitzengeschwindigkeit, sondern die schnelle Beschleunigung. Und da müssen mit voller Ausrüstung immerhin 2,7 Tonnen Gewicht bewegt werden. An Bord sind der Notfallrucksack mit medizinischem Material für Kinder und Erwachsene, ein Defibrillator, der durch Stromstöße Herzen wieder zum regelmäßigen Schlagen bringen soll, ein Beatmungsgerät sowie kalt und warm temperierte Fächer für Medikamente. Nicht fehlen darf natürlich ein Teddybär, der den kleinen Patienten wieder Mut macht. Das Auto habe 43.000 Euro gekostet, der Umbau zum Einsatzfahrzeug 28.000 Euro, Geräte und Ausstattung kosten etwa 40.000 Euro, Verbrauchsmaterial kostet im Jahr je nach Einsätzen zwischen 3000 und 5000 Euro, dazu kommen noch Verbrauch und Unterhalt des Autos, berichtet Kinderarzt Böhn. Der Einsatzbereich erstreckt sich in einem Radius von etwa 30 Kilometern um Speyer, auch rechtsrheinisch. Böhn war 2002 Oberarzt in der Kinderklinik des Speyerer Diakonissen-Krankenhauses und zugleich als Notarzt tätig. Dabei sei ihm laut Verein aufgefallen, dass es im Rettungsdienst noch keine besondere Abstimmung auf Kinder in Notfällen gebe. So habe er beschlossen, sich als Spezialist einzubringen und die Versorgung der Kinder zu verbessern und den Rettungsdienst zu unterstützen. So regte er die Gründung des Fördervereins an. Böhn ist derzeit der einzige Kindernotarzt der Region, sagt Vereinsvorsitzender Eger. Böhn arbeite in seiner Praxis und lasse „alles stehen und liegen“, wenn ein Notruf eingehe. „Wir hätten gerne noch Kollegen für Doktor Böhn, aber die Doppelqualifikation Notarzt und Kinderarzt ist schwer zu finden“, erklärt Eger. Die Alarmierung des Kindernotarztes geschieht über die Rettungsleitstelle Ludwigshafen, die über die 112 angerufen wird. Typische Notfälle, zu denen er gerufen werde, seien laut Böhn Fieberkrämpfe, Stürze, Haushaltsunfälle und Vergiftungen.

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