Rhein-Pfalz Kreis Mit dem Rad um die Welt

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Für Rudolf Schreiber aus Birkenheide hat am Montag die passive Altersteilzeit begonnen. Doch gemütlich die Beine hochzulegen, ist dem 60-Jährigen zu langweilig. Er hat sofort seine einjährige Radtour um die Welt gestartet. Über Polen und Russland geht es nach Amerika und Australien.

Birkenheide. „Das hat er sich vorgenommen, also muss er das auch machen“, meint Ehefrau Monika verständnisvoll. Sie hat sich am Montagmorgen von ihrem Mann verabschiedet, als dieser zu seinem letzten Arbeitstag nach Mannheim aufgebrochen ist – mit dem Rad. Doch dieses Mal war es ein Abschied für eine längere Zeit, denn Schreiber hat seine geplante Reise um den Globus direkt von seiner Arbeitsstätte, dem Mannheimer Unternehmen SCA, begonnen. Dort war er 44 Jahre lang beschäftigt. Nach seiner Ausbildung zum Mess- und Regelmechaniker und der bestandenen Meisterprüfung hat er zuletzt als Produktionsleiter in der Papierherstellung gearbeitet. Mit dem Beginn der passiven Phase seiner Altersteilzeit wollte Schreiber keineswegs unaktiv werden, sondern sich gleich einen Traum erfüllen: eine Radtour um die Welt. „Viele haben Träume und Ideen, die sie dann nicht in die Tat umsetzen“, erklärt der 60-Jährige, der aus diesem Grund nicht lange fackeln, sondern gleich handeln wollte. Mit der Planung für seine Weltreise habe er schon vor zwei Jahren begonnen. „Ich bin da etwas blauäugig dran gegangen. So schwierig kann das ja nicht sein, habe ich gedacht, aber dem war leider nicht so“, räumt Schreiber ein, denn ziemlich schnell haben sich ein paar Fragen aufgetan: Wie kommt man von Asien nach Alaska? Für welche Länder braucht man ein Visum? Eine Reise muss eben gut vorbereitet sein – erst recht, wenn man ein Jahr unterwegs sein wird. Sein Fortbewegungsmittel hatte Schreiber deshalb schon vergangenes Wochenende komplett reisefertig gemacht: „Ich habe Küche, Bad und Schlafzimmer dabei. In meinem Kleiderschrank sind drei Shirts, eine lange und eine kurze Radlerhose und Unterwäsche“, berichtet er schmunzelnd. Alles natürlich im Kleinformat und verteilt auf zwei Satteltaschen, die mit einem orangenen Regenschutz gut gegen Nässe gerüstet sind. 40 Kilo wiegt sein mitnehmbares Zuhause. Sein Zelt wird er nicht nur auf Campingplätzen aufschlagen. „Man kommt schnell mit den Leuten vor Ort ins Gespräch, denn viele sind interessiert und gastfreundlich und lassen einen dann auch auf ihrem Grundstück übernachten“, erklärt Schreiber, der aus Erfahrung spricht. Seine Welttour ist nicht die erste Reise, die er mit dem Rad unternimmt. So ist er schon sechs Wochen durch Frankreich und Spanien sowie von der kanadischen West- an die Ostküste geradelt und er war bereits mit dem Rad in Rom und am Nordkap. Dabei hat Schreiber das Radfahren erst spät für sich entdeckt. „In meiner Jugendzeit bin ich kaum Rad gefahren. Mein erstes eigenes Rad habe ich mir mit 47 Jahren gekauft und schuld war meine Frau“, meint der Neurentner. Da seine Frau gerne Tagesausflüge mit dem Rad gemacht hat, habe er schließlich „Blut geleckt“ und auch den Weg zu seinem mittlerweile ehemaligen Arbeitsort täglich mit dem Rad absolviert. Für die Weltreise hat er sich ein neues Herrenrad geleistet – „mit einem tieferen Einstieg, altersgerecht“, erzählt Schreiber mit einem Lächeln. Damit ist er am Montag Richtung Osten gestartet. Über das Baltikum und Russland geht es weiter nach Alaska, Nord- und Südamerika und zum Abschluss steht Australien auf dem Plan. Die nötigen Flüge sind schon optional gebucht. Im März 2015 möchte er dann wieder über Südeuropa die Pfalz erreichen. Seine Frau und seine beiden Töchter stehen hinter seinem Plan. Den Kontakt zu seinen Liebsten in der Heimat versucht Schreiber übers Handy und Internet zu halten. An der Lenkstange hat er sich einen Ladedynamo angebracht, damit der Akku des Smartphones auch immer schön funktionstüchtig bleibt. „Das Jahr wird wahrscheinlich schneller rumgehen, als wir jetzt noch denken“, sagt der Weltenbummler, der mit durchschnittlichen Tagesetappen von etwa 150 Kilometern rechnet. „Ich bleibe selten länger als einen Tag an einem Ort, aber man muss eben auch flexibel sein“, meint er. Die Reise solle ja auch kein Leistungsbeweis werden, wie Schreiber erklärt: „Es soll Spaß machen. Nach ein paar Tagen reduziert sich alles auf essen, trinken und schlafen. Dieses reduzierte Dasein gibt mir ein gutes Gefühl. Und bei Heimweh greife ich zum Handy.“

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