Rhein-Pfalz Kreis Man kann ihm immer wieder zuhören

«Schifferstadt.» Bei Gerd Kannegieser bleibt kein Auge trocken. Der Komiker aus der Westpfalz hat am Sonntagvormittag im Schreiwer-Hais`l jede Menge Geschichten erzählt. Die sind schon irgendwie aus dem Alltag – aber es ist halt Kannegiesers Alltag.
„Wenn mir all hier sind, hot`s gestern mit de Lottozahle widder net geklappt“, sagt Kannegieser. Eine Zuschauerin sagt: „Mir wären trotzdem kumme.“ „Awwer isch net“, schießt Kannegieser schlagfertig zurück. Die aus der Hüfte geschossenen Antworten auf sein Publikum sind eine Klasse für sich. Der Komiker bleibt keine Antwort schuldig, bleibt stets locker und souverän. Er erzählt, als säße er mit den Zuhörern im Sportlerheim beim Halter Fritz – dort haben nämlich die meisten Geschichten ihren Ausgangspunkt. Die Männer sind unter sich. Die Frauen wollen ja gelegentlich auch was mit ihren Männern unternehmen. Schon allein wegen der Gesundheit würden sie gern spazierengehen oder – schlimmer noch – wandern. Jetzt hat Kannegieser aber gar kein Verständnis für „Wanderlismus“ oder für „Schogging“ oder Nordic Walking. Letzteres heißt so, weil „nor Digge“ hingehen und das Fett „walkt“ dann so um sie herum ... Die bildhaften Beschreibungen lassen jeden Zuhörer die abstrusesten Szenen vor dem geistigen Auge sehen. Der Komiker babbelt gern und viel. Da verwundert es nicht sehr, dass er von Haus aus eigentlich Lehrer ist. Mathematik, Germanistik und Philosophie hat er studiert und war Lehrer an einer staatlichen Schule, bis er vor acht Jahren kündigte, um an der Waldorfschule in Otterberg zu arbeiten. Dort unterrichtet er Mathematik, manchmal Deutsch – und spielt mit den Schülern Theater. „Ich sehe mich eigentlich hauptberuflich als Kabarettist, die Schule ist mein Hobby“, sagte er in einem früheren Gespräch mit der RHEINPFALZ. Seinem Dialekt hört man an, dass er „vunn hinnedraus“ kommt, wie die Vorderpfälzer sagen. Geboren im Kreis Kaiserslautern lebt er heute in Hinzweiler, einem Dorf mit 438 Einwohnern im Kuseler Bergland. Seine Themen findet er im Alltag. Dabei nimmt er sich selbst gern auf die Schippe und macht sich mit treuem Augenaufschlag zur Witzfigur. Rasend komisch wird sein „Duell“ mit einem Pfandautomaten. Kannegiesers Kampf mit eben diesem Gerät würde wunderbar in einen der Monsieur-Hulot-Filme von Jacques Tati passen. Dabei ist seine Beobachtung, dass wir uns immer öfter so verhalten, wie Maschinen es von uns fordern, gar nicht so falsch. Um Waschmaschinen zu bedienen, brauche man inzwischen Abitur, und was der intelligente Kühlschrank vom Köhler Herrmann kann, ist erstaunlich – gibt es aber tatsächlich. Naja, das meiste zumindest. Kannegiesers Humor kommt trocken und Schlag auf Schlag. Die kleine Welt, in der sich seine Szenen bewegen, sind allen Zuhörern bestens vertraut. Familie, Verwandtschaft, Männer und Frauen aus der Nachbarschaft – alles „ganz normal“ und deshalb aus dem Leben gegriffen. Bemerkenswert ist der mühelose Fluss der Erzählung. Der Komiker beherrscht meisterhaft Timing und Dynamik des Vortrags. Die Pointen sind bestens vorbereitet, kommen dann genau auf den Punkt und das Publikum hat einen Riesenspaß. Und oft genug setzt er dann noch mal nach. Da versteht einer sein Handwerk, der ganze Auftritt ist große Unterhaltungskunst. Und Kannegieser gehen die Ideen einfach nicht aus. Man kann ihm immer wieder zuhören.