Rhein-Pfalz Kreis Letzte Ruhe nach 72 Jahren
Die 2012 aus einem Acker bei Laumersheim geborgenen Überreste einer britischen Bomberbesatzung aus dem Zweiten Weltkrieg werden am morgigen Mittwoch auf dem britischen Militärfriedhof Dürnbach in Gmund am Tegernsee beigesetzt. Das berichtet Vermisstenforscher Uwe Benkel. Zusammen mit seinem Team hat der Heltersberger das Wrack der Lancaster vor sechs Jahren geortet.
Bei Grabungen stießen die Ehrenamtlichen 2012 in vier Metern Tiefe auf das Cockpit und weitere Maschinenteile. Neben Resten von Uniformjacken und Schuhsohlen fanden sie auch Knochenteile der siebenköpfigen Besatzung (wir berichteten). Nur zwei der britischen Flieger waren nach dem Absturz am 17. April 1943 von den Deutschen geborgen worden. Sie wurden damals auf dem Friedhof in Mannheim beerdigt und später von den Briten auf den Militärfriedhof im Gmunder Ortsteil Dürnbach umgesetzt. Direkt neben ihnen sollen morgen auch die von Benkel und seinem Team geborgenen Überreste der übrigen fünf Besatzungsmitglieder bestattet werden. Auf dem Grabstein sollen künftig auch die Namen der sieben Soldaten zu lesen sein. Erwartet werden laut Benkel, der zusammen mit seiner Frau Martina und Mitarbeitern an der Zeremonie teilnehmen wird, Angehörige der gefallenen Soldaten aus England und Südafrika sowie hochrangige britische Militärs. Auch ein Vertreter der Frankenthaler Bundeswehr-Reservisten, die Benkel und sein Team bei den Grabungen in Laumersheim unterstützt hatten, wird dabei sein und ein Blumengebinde ablegen. Bestattet werden morgen zudem die menschlichen Überreste eines Piloten einer zweiten Lancaster (JB 221). Das britische Flugzeug war am 26. November 1943 nach der Bombardierung Frankfurts abgeschossen worden. Aus dieser Maschine liegen bereits drei Soldaten auf dem Dürnbacher Militärfriedhof. Laut einer Information der Royal Air Force wird es zwei Gedenkgottesdienste geben. Um 9 Uhr für die Besatzung der „Frankfurter“ Maschine, um 14 Uhr dann für die Crew, die über Laumersheim ums Leben kam. Im Anschluss werden die menschlichen Überreste mit militärischen Ehren beigesetzt. „Die Dankbarkeit der Angehörigen ist riesengroß, obwohl der Absturz schon 72 Jahre her ist“, sagt Benkel. Die Vermissten seien in ihren Familien nicht vergessen. Etwas verärgert ist der Heltersberger darüber, dass die britische Luftwaffe drei Jahre brauchte, um die Zeremonie zu organisieren. 2014 sei der Bruder eines Crewmitglieds hochbetagt gestorben. Über die Nachricht der Bergung sei er sehr erleichtert gewesen, berichtet Benkel. Auf das Laumersheimer Wrack aufmerksam geworden waren die Vermisstenforscher durch den Ludwigshafener Peter Menges, der den Absturz der Maschine 1943 als 13-jähriger Junge beobachtet hatte. Die Lancaster ED 427 vom 47. Schwadron war am Abend des 16. April 1943 auf dem englischen Militärflughafen Fiskerton gestartet, um in einem 327 Maschinen umfassenden Verband die Skoda-Werke in Pilsen zu bombardieren. Das hatten Menges’ und Benkels Nachforschungen ergeben. Auf dem Rückflug geriet die Besatzung unter Flakfeuer. Insgesamt 36 Bomber des Verbands kehrten in dieser Nacht nicht mehr nach England zurück. Uwe Benkel hat die Arbeitsgruppe Vermisstenforschung 1989 unter dem Eindruck der Luftshow-Katastrophe in Ramstein ins Leben gerufen. Die inzwischen rund 30 Mitglieder zählende Gruppe hat nach eigener Angabe seither über 150 im Zweiten Weltkrieg abgestürzte Flugzeuge ausgegraben. Ziel ist die Bergung von Besatzungsmitgliedern, die sich noch im Wrack befinden. Die Vermisstenforscher ermitteln die Angehörigen, um die menschlichen Überreste in die Heimatländer zu überführen. (gnk)