Rhein-Pfalz Kreis Kreis macht Mitarbeiter fit
Im Landkreis Bad Dürkheim nehmen 23 kommunale Kindertagesstätten an einem Prozess teil, der sich „Qualitätsentwicklung im Diskurs“ (QiD) nennt. Der Kreis verwendet dafür bis zum Jahresende Mittel, die mit dem Betreuungsgeld frei geworden sind. Denn in Rheinland-Pfalz wird dieses Geld für die Verbesserung der Qualität in Kindergärten verwendet.
Stefanie Jackob vom Jugendamt im Kreishaus Bad Dürkheim erläutert das Projekt. Ihr zufolge bekommt jede der 23 beteiligten Kitas 1500 Euro für QiD. Diese Summe wird laut Jackob insbesondere für die fachliche Begleitung des Qualitätsprozesses benötigt. Dabei stellten sich die Erzieherteams zum Beispiel folgende Fragen: Was haben wir bereits? Was ist gut, und was wollen wir noch tun? „Entscheidend ist, dass dabei ein Diskurs mit Erziehern, Einrichtungsleitung, Eltern und Trägervertretern geführt wird“, erläutert Jackob. Dabei würden die eigene Arbeit und Einstellung reflektiert. Es gibt einen Austausch zwischen den Kindertagesstätten bei Regionalgruppentreffen oder Fachtagungen. Schriftlich werde festgehalten, was zur Verbesserung der Qualität nötig sei. Nach einem Jahr ist dieser Prozess beendet, dann gibt es ein Zertifikat vom rheinland-pfälzischen Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit. Das Institut, das an die Hochschule Koblenz angegliedert ist, begleitet den Prozess und hat die entsprechenden Werkzeuge und Moderationstechniken zusammengestellt. „Dann kommt es darauf an, dass das Konzept lebt und nicht irgendwo in Ordnern verschwindet“, sagt Stefanie Jackob. Weil die Erzieherinnen während des Qualitätsprozesses mit Methoden vertraut werden, mit deren Hilfe Ziele festgeschrieben und praktisch umgesetzt werden könnten, sei es möglich, den Prozess später auf andere Themenbereiche auszudehnen. Die meisten Kitas haben zunächst den Bereich der Eltern- und Familienorientierung gewählt. So auch der Bewegungskindergarten Grashüpfer in Laumersheim, in dem Leiterin Gabriele Heiser und ihre Kollegin Julia Krapp für QiD zuständig sind. Seit August arbeiten sie „mit einer Art Werkzeugkoffer für Zustandsanalysen und Zielformulierung“, wie Heiser es ausdrückt. Das Team erlernt Methoden, um die eigene Arbeit reflektieren zu können. Konkret geht es laut Heiser im Moment um die Familien. Sie nennt ein Beispiel: „Wir waren bisher der Meinung, dass wir nur Kinder aus der gehobenen Mittelschicht in unserer Kita haben. Aber das stimmt nicht. Es gibt auch relativ viele Kinder aus Familien, die nicht so gut situiert sind. Aber anders als vielleicht in städtischen sozialen Brennpunkten fallen die hier auf dem Land nicht auf, weil sie sich in ihrem Verhalten an den von Bildung und Finanzen her höheren Schichten orientieren.“ Die Kita Grashüpfer hat für sich bereits einen Leitsatz erarbeitet, wonach im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit die Bedürfnisse und der Bedarf der Familien stehen soll. „Wir wollen sie ressourcenorientiert und wertschätzend begleiten“, sagt die Leiterin des Kindergartens mit dem Schwerpunkt Bewegung. „Das ist eine ganz andere Haltung als früher, als Erzieherinnen vorwiegend Ratschläge erteilt haben.“ Vor Jahrzehnten hätten Mütter teilweise gar nicht in die Kindergärten hinein gedurft, heute dagegen habe die Arbeit mit den Familien einen hohen Stellenwert. Ein Wunsch von Gabriele Heiser ist es, ein Elterncafé einzurichten und unter dem Titel „Familienzeit“ ein bewegungsorientiertes Angebot für Eltern und Kinder zu machen. Mütter und Väter seien heute oft unsicher in der Erziehung, wüssten nicht, wann und ob sie ihrem Nachwuchs etwas abschlagen dürften. Letztlich hänge die Umsetzung solcher Ideen aber natürlich von den zeitlichen Ressourcen des Kita-Personals ab.