Römerberg Jede Woche mit Hilfsgütern Richtung Ukraine

Waren diese Woche mit Hilfsgütern an der polnisch-ukrainischen Grenze: der Römerberger Dawid Dymek (rechts) und sein Mitstreiter
Waren diese Woche mit Hilfsgütern an der polnisch-ukrainischen Grenze: der Römerberger Dawid Dymek (rechts) und sein Mitstreiter Thomas Ulmer.

Der brutale Krieg in der Ukraine und das menschliche Leid dort hat viele Menschen bewogen sich zu engagieren. Einer davon ist der Heiligensteiner Dawid Dymek. Mittlerweile ist er Schatzmeister eines rührigen Vereins und die Ukraine-Hilfe ist für ihn zu einer Lebensaufgabe geworden. Er appelliert weiter zu spenden, denn die Not sei groß.

Mit einem Facebook-Post des TuS Heiligenstein ging alles los: Der Verein suchte Fahrer für Hilfstransporte nach Polen. Dawid Dymek verspürte den Wunsch, sich für die notleidenden Menschen in der Ukraine einzubringen und bot seine Hilfe an. „Aber es hatten sich schon genügend Helfer gemeldet“, berichtet er. Also bot der junge Mann seine Dienste über das Portal Ebay-Kleinanzeigen an. Kurz darauf kontaktierte ihn eine Studentin aus Karlsruhe, die bereits ein Netzwerk von Helfern aufgebaut hatte, die mit Privatautos Hilfsgüter nach Polen brachten und von dort ukrainische Flüchtlinge mit nach Deutschland nahmen.

Dann ging alles ganz schnell: Nur zwei Tage später, am 9. März, saß Dymek dann selbst im Auto auf dem Weg nach Polen. In Warschau, wo die meisten Flüchtlinge ankamen, suchten die Helfer nach Ukrainern, die sie mit nach Deutschland nehmen konnten. „Das war anfangs schwierig, weil wir noch keine etablierte Organisation waren“, sagt der Römerberger. Die Angst, an Menschenhändler zu geraten, sei bei einigen Flüchtlingen groß gewesen.

Wunschzettel aus Poltawa

Mittlerweile ist die Gruppe, deren Mitglieder vor allem aus der Region Stuttgart, Göppingen und Karlsruhe kommen, noch besser organisiert und hat auch einen Verein gegründet, dessen Sitz in Römerberg ist: „Süd-West Sonne für die Ukraine“. Dawid Dymek, der beruflich als Elektroniker bei der BASF arbeitet, kümmert sich als Schatzmeister um die finanziellen Belange. Jedes Wochenende fahren drei oder vier Neunsitzer mit Hilfsgütern gen Osten. Normalerweise würden haltbare Lebensmittel, Medikamente oder was sonst gebraucht wird, an die polnisch-ukrainische Grenze nach Chelm gebracht, berichtet Dymek. In dieser Woche war der 25-Jährige mit seinem Mitstreiter Thomas Ulmer dort, um gespendete Suppen der Firma Tressbrüder, Thermobehälter und weitere Hilfsgüter abzuliefern. Auf ihrer Internetseite berichten die Vereinsmitglieder über ihre Fahrten.

Was gebraucht wird, erfahren die Deutschen in der Regel von einem befreundeten Ukrainer, der in der Stadt Poltawa im Zentrum des Landes Hilfe für die notleidende Bevölkerung organisiert. Wenn irgendwie möglich, versuchen die deutschen Helfer, das Gewünschte aufzutreiben. Auch Nachtsichtgeräte waren auf dem Wunschzettel, damit das Lager mit Hilfsgütern in Poltawa besser geschützt werden kann. Drei davon organisierte die Gruppe. Aber das soll eine Ausnahme bleiben, wie Dymek sagt. Denn dem Verdacht, auch Militärisches zu liefern, wollen sich die Helfer nicht aussetzen.

Um ihre Arbeit fortsetzen zu können, sind Dymek und seine Mitstreiter auf Spenden angewiesen. Alleine 2000 Euro gingen pro Fahrt eines Hilfskonvois für Sprit drauf, sagt er.

Privatleute und jüngst auch Firmen spenden

Geldspenden fließen glücklicherweise mittlerweile nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Firmen wie dem Energieversorger EnBW oder der Speyerer Firma 10k-Beratung. Mancher verknüpft seine Gabe mit dem Wunsch, dass diese für einen bestimmten Zweck verwendet wird. So kaufte Dawid Dymek schon palettenweise Doseneintopf für 800 Euro in verschiedenen Supermärkten ein. Auch beim Auftreiben von Sachspenden war der Römerberger im Speyerer Umland bereits erfolgreich. Edeka Hauguth in Heiligenstein hat beispielsweise mit größeren Mengen an Lebensmitteln geholfen. Allerdings: „Die Spendenbereitschaft geht zurück“, hat Dymek beobachtet.

Das Organisieren von Hilfsgütern ist die eine Seite der Arbeit der Gruppe, die mittlerweile auf Wunsch auch Spendenquittungen ausstellen kann. Die andere Seite besteht darin, Gastfamilien für die geflüchteten Ukrainer zu finden, die mittlerweile von einer polnischen Partnerorganisation vermittelt und auf dem Rückweg aus Chelm in Breslau eingesammelt werden. Diese haben zum Teil Schreckliches erlebt: Eine Frau habe mit ansehen müssen, wie ihr Mann erschossen wurde, berichtet Dymek. Ihr habe der Verein psychologische Betreuung in ihrer Muttersprache vermittelt. „Flüchtlinge aufzunehmen ist eine Riesenverantwortung“, ist dem Römerberger klar. „Es kann Monate dauern, bis für sie eine eigene Wohnung gefunden ist.“

Gastfamilien gesucht

Das Gros der Menschen, die bisher Ukrainer aufgenommen haben, die der Verein nach Deutschland gebracht hat, sind laut Dymek Beschäftigte der Firma Bosch aus dem Stuttgarter Raum, weil das Unternehmen ebenfalls zu den Unterstützern der Gruppe zählt. Wenn sich auch im Speyerer Umland Aufnahmewillige fänden, würde der Heiligensteiner das begrüßen. Mit dem Römerberger Bürgermeister habe er schon gesprochen, um zu vermeiden, dass sich der Verein und offizielle Stellen Konkurrenz machen, sagt Dymek. Doch der Ortschef begrüße die Aktivitäten des Vereins, da die Gemeinde vor allem Wohnraum zum Anmieten für Flüchtlinge suche, während der Verein auf Gastfamilien setze, die Menschen kostenlos bei sich aufnehmen.

Dawid Dymek kümmert sich mittlerweile fast in jeder freien Minute um seinen Verein. Selbst in den Flitterwochen in der Dominikanischen Republik, die er gerade hinter sich hat, habe er nachts um 2 Uhr am PC gesessen, um Dinge zu organisieren. Der 25-Jährige ist in Polen, dem Nachbarland der Ukraine, geboren und als Kind nach Deutschland gekommen. Seine Nationalität habe aber ebenso wenig mit seinem Engagement für die Ukraine zu tun, wie der Umstand, dass es seine Familie selbst anfangs nicht leicht in Deutschland hatte, stellt der Römerberger klar. „Ich bin einfach ein hilfsbereiter Mensch“, sagt er.

Kontakt & Spenden

  • Bankverbindung: Süd-West Sonne für die Ukraine, Volksbank Kur-und Rheinpfalz, Iban: DE57 5479 0000 0001 6772 68.
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