Bobenheim-Roxheim Interview: Was das Hospiz vom Krankenhaus unterscheidet

Frau Lemster, worum genau wird es gehen, wenn am 12. September der Leiter des Ludwigshafener Hospizes Elias in den Kurpfalztreff kommt?
Die Besucher erfahren etwas über den Grundgedanken der Hospizbewegung und wie sich der Alltag im Hospiz sowohl für todkranke Menschen als auch für deren Angehörige gestaltet. Da Sterben nach wie vor ein Tabuthema ist und viele noch nie eine solche Einrichtung gesehen haben, wird der Leiter des Hospizes Elias die Einrichtung und deren Arbeit vorstellen und Fragen beantworten.
Sie haben einen persönlichen Bezug zur Hospizarbeit. Warum ist Ihnen als Gestalterin des örtlichen Volkshochschulprogramms dieses Thema wichtig?
Durch die Krebserkrankung meines Mannes und während eines vierwöchigen Krankenhausaufenthalts in der Endphase musste ich feststellen, dass einem todkranken Menschen im Krankenhaus jegliche Würde genommen wird und es nur um die – nach Meinung der behandelnden Ärzte – notwendige medizinische Versorgung geht. Dem Pflegepersonal fehlt für die „menschliche“ Betreuung die Zeit. Wenn der sterbende Mensch noch jung ist, wird auch auf die Patientenverfügung wenig Rücksicht genommen. Die Entscheidung der Angehörigen, den Patienten zu Hause zu pflegen bis zum Schluss oder im Hospiz beim Sterben zu begleiten, ist für viele eine sehr belastende Entscheidung. Ich hoffe, dass der Vortrag den Betroffenen die Entscheidungsfindung erleichtert. Ich habe die Tage im Hospiz mit meinem Mann und mit meinen Kindern als einen letzten Familienurlaub erleben dürfen und auf Wunsch meines Mannes eine Patenschaft übernommen, damit noch viele Betroffene diese Möglichkeit des Abschiednehmens in Anspruch nehmen können. Die Hospizmitarbeiter sind rund um die Uhr für die Betroffenen und deren Angehörige da und erfüllen den Sterbenden jeden Wunsch, was zu Hause oft gar nicht möglich ist. Das ist mit Geld nicht zu bezahlen.
Was läuft rund ums Thema Sterben und Tod schief in unserer Gesellschaft?
Viele Menschen verdrängen dieses Thema, sind dann im Umgang mit Betroffenen sehr gehemmt und führen nur noch sogenannten Small Talk. Sie trauen sich nicht, Gespräche zu führen, in denen offene Fragen geklärt werden können, die sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen das Abschiednehmen erleichtern. Ich höre immer wieder den Satz: „Ich hätte ihm noch so viel sagen wollen.“ Der Gang zum Bestatter ist kurz nach dem Verlust eines geliebten Menschen sehr schwer, weil sofort viele Entscheidungen getroffen werden müssen, über die man sich noch nie im Leben Gedanken gemacht hat. Den letzten Weg dann nicht alleine, sondern im Sinne der Verstorbenen zu gestalten, gibt einem Kraft und hilft, die Trauerphase besser bewältigen zu können.
Termin
Gebührenfreier Vortrag „Leben im Hospiz – In Akzeptanz und Würde bis zum Schluss“ am Dienstag, 12. September, 18 Uhr, im Kurpfalztreff in Bobenheim-Roxheim. Referent ist Rolf Kieninger, Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Fachpfleger für Onkologie mit Weiterbildung Palliative Care und Einrichtungsleiter im Hospiz Elias in Ludwigshafen. Anmeldung unter Telefon 06239 939-1309 oder im Internet unter www.vhs-rpk.de.
