Rhein-Pfalz Kreis In der Honigfalle

Verunreinigter Honig, den eine Schülerarbeitsgemeinschaft erzeugt hat, wurde vernichtet.
Verunreinigter Honig, den eine Schülerarbeitsgemeinschaft erzeugt hat, wurde vernichtet.

400 Kilogramm belasteter Honig sind in Mannheim aus dem Verkehr gezogen worden. Das Regierungspräsidium hatte 33 Honigproben genommen. In 23 davon wurden giftige polyfluorierte Chemikalien (PFC) gefunden. In einigen Proben war der PFC-Gehalt so hoch, dass Honig vernichtet werden musste. Es besteht offenbar ein Zusammenhang zwischen den belasteten Proben und der Nähe zu Ackerflächen mit PFC-Gehalt im Norden der Stadt.

Im Jahr 2015 stieß man auf landwirtschaftlichen Flächen im Mannheimer Norden erstmals auf die giftigen Chemikalien. Seitdem wirft die amtliche Lebensmittelüberwachung ein besonderes Auge auf Produkte der betroffenen Flächen. Im Sommer dieses Jahres wurden bei Honigproben eines Imkerbetriebes deutliche PFC-Gehalte gefunden. Die Grünen forderten mehr Informationen. In einer Sitzung des Umweltausschusses verwies Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) darauf, dass es eine Informationsbroschüre des Regierungspräsidiums Karlsruhe gebe, die auf der Internetseite der Stadt einsehbar sei. Darin heißt es, dass bei allen beschriebenen landwirtschaftlichen Flächen zum Teil deutliche PFC-Gehalte gefunden worden seien. Auch Honig, den die Schülerarbeitsgemeinschaft eines Gymnasiums in Mannheim-Schönau erzeugt hat, durfte wegen verdächtiger Werte nicht bei einem Schulfest verkauft werden. Während die Grünen in ihrer Anfrage im Umweltausschuss behaupteten, dass bei Vor-Ernte-Untersuchungen auch belasteter Spargel und Getreide gefunden worden seien, sagte Kubala, dass das königliche Gemüse nicht betroffen, der Winterweizen dagegen auffällig gewesen sei. Die Grünen wollten zudem wissen, in welchem Umfang und auf welche Weise das PFC in den Honig gekommen sei. „Hier gibt es noch Forschungsbedarf“, verwies Kubala auf laufende Untersuchungen. Wie sie sagte, wurde bei Untersuchungen im Raum Rastatt/Baden-Baden kein PFC in Honig gefunden. Dabei waren im Jahr 2013 zuerst auf landwirtschaftlichen Flächen in dieser Region giftige Chemikalien bemerkt worden. Hier sind die Stoffe laut Regierungspräsidium ins Grundwasser eingedrungen, Wasserwerke mussten abgeschaltet werden. Dennoch sei PFC über das Trinkwasser bereits ins Blut dort lebender Menschen gelangt. Auch in Mannheim wird mit Sorge das Vordringen der Stoffe ins Grundwasser beobachtet. Einige Beregnungsbrunnen können nicht mehr genutzt werden. Für das Trinkwasser besteht laut Stadt keine Gefahr, weil die städtischen Brunnen weit genug entfernt seien. Das Untersuchungsgebiet im Mannheimer Norden ist im Jahr 2017 auf 317 Hektar Fläche ausgedehnt worden. 16 von 56 Beregnungsbrunnen gelten als belastet. Von den 2017 vor der Ernte untersuchten Pflanzenproben wiesen zwei von 500 Proben auffällige PFC-Verbindungen auf. Sie durften nicht als Nahrungsmittel vermarktet werden. Mangels Erfahrungen mit der Wirkung der Stoffe gibt es für PFC-Verbindungen keine Grenzwerte in Lebensmitteln. Als Verursacher der PFC-Belastung gilt Papierschlamm, der in den Jahren 2006 bis 2008 dem Kompost beigemischt wurde. Inzwischen hat die juristische Aufarbeitung des Umweltskandals begonnen.

x