Rhein-Pfalz Kreis Im Einsatz für Gerechtigkeit

Für sein Engagement hat Reiner Faulhaber die Landesehrennadel erhalten.
Für sein Engagement hat Reiner Faulhaber die Landesehrennadel erhalten.

«Böhl-Iggelheim». Das Ehrenamt gehört schon so lange zu Reiner Faulhabers Leben, dass er gar nicht mehr genau sagen kann, wann er als ehrenamtlicher Arbeitsrichter beim Arbeitsgericht angefangen hat. Für seine langjährige Tätigkeit hat der Böhl-Iggelheimer vor kurzem in Mainz die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Regelmäßig bringt der 57-Jährige seine Berufserfahrung in die Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht Ludwigshafen mit ein und kann sich vorstellen, irgendwann auch ans Landesarbeitsgericht zu gehen.

„Ich weiß nicht, ob es zwölf Jahre oder schon einige mehr sind“, gibt Reiner Faulhaber zu. Zwölf Jahre müssen es mindestens sein, denn die Ehrennadel wird frühestens nach diesem Zeitraum verliehen. Wie es dazu kam, dass er neben seinem Beruf als Werkstattleiter bei der Firma Bilfinger OKI Isoliertechnik in Speyer als Vertreter der Arbeitnehmerseite einer Kammer des Arbeitsgerichtes angehört, ist Faulhaber dagegen noch gut im Gedächtnis: „Ich wurde von der Gewerkschaft gefragt, ob ich bereit bin, als ehrenamtlicher Richter in Ludwigshafen tätig zu sein.“ Da er damals schon Betriebsrats-Vorsitzender gewesen sei und dadurch auch regelmäßige Schulungen zu Rechtsfragen erhalten habe, habe er bereits über ein gutes Rechtswissen verfügt. Die Kammern des Arbeitsgerichts sind jeweils mit einem Berufsrichter als Vorsitzendem sowie je einem ehrenamtlichen Richter aus Kreisen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer besetzt. Letztere werden immer auf fünf Jahre von einem Wahlausschuss nach Vorschlagslisten gewählt. „Und alle zwei Jahre wechselt man die Kammer“, erklärt Reiner Faulhaber. Derzeit gehöre er zur Kammer von Michael Fleck, dem Behördenleiter des Arbeitsgerichts Ludwigshafen. Wie häufig Faulhaber in Verhandlungen zum Einsatz kommt ist unterschiedlich. „Es kann vier Mal im Jahr sein, aber auch acht Mal“, sagt der 57-Jährige, der mit seiner Frau Renate in Iggelheim wohnt. Wenn die verschiedenen Fälle kommen, schaue er zunächst, ob er eine der Parteien persönlich kenne und somit ein Interessenkonflikt bestehe. „Bis jetzt ist es aber noch nicht vorgekommen“, so Faulhaber. Wenn der Termin passe, was auch mit dem Arbeitgeber abgestimmt werden müsse, sage er zu. „Die Termine sind meistens vormittags – mit unsicherem Ausgang“, erklärt Faulhaber. „Der hauptamtliche Richter hat dann schon vorab geprüft, ob eine Einigung erzielt werden kann und schildert uns den bisherigen Ablauf.“ Meistens drehten sich die Verhandlungen um Themen wie Abmahnungen oder Kündigungen. Dann gehe es etwa darum, die Höhe der Abfindung zu klären. Doch auch, dass jemand in der Firma etwas geklaut oder Geld unterschlagen habe, komme vor. Die ehrenamtlichen Richter sind dabei ebenso stimmberechtigt wie der Vorsitzende der Kammer. „Es ist tatsächlich so, dass die ehrenamtlichen Richter den hauptamtlichen Richter überstimmen können“, sagt der Iggelheimer und fügt hinzu: „Wir versuchen, das gerechteste Ergebnis zu finden. Ich bin ein Mensch, dem Gerechtigkeit wichtig ist.“ Manchmal einigten sich die Parteien aber auch während der Verhandlung, so dass ein Urteil nicht mehr nötig sei. An einem Vormittag kämen so oft fünf bis sieben Fälle zusammen, berichtet Faulhaber. Nach den Verhandlungen würden die Urteile gemeinsam niedergeschrieben und von allen drei Richtern unterzeichnet. Danach seien sie für ihn erledigt. „Nur wenn noch Zeugen gehört werden, bleibt das Team zusammen.“ Gerade bei Abfindungen gehe es häufig um viel Geld, weiß der ehrenamtliche Richter. „Manchmal muss man sich aber auch wundern, warum ein Fall überhaupt vor Gericht geht“, sagt er. Mehr verrät er nicht, natürlich darf er über Einzelheiten nicht sprechen. Auch nach der langen Zeit macht sein Ehrenamt Spaß. „Zu den Urteilenhabe ich immer gestanden.“ Im Frühjahr sei er gefragt worden, ob er auch für das Landesarbeitsgericht in Mainz vorgeschlagen werden könne. „Das habe ich erst einmal abgelehnt, weil meine Firma gerade umzieht“, erklärt er. Zudem muss er in seiner Freizeit noch zwei große Hobbys unterbringen. Faulhaber ist zweiter Vorsitzender des Schachclubs Schifferstadt und fährt leidenschaftlich gerne Ski. Auch die drei Enkelkinder beanspruchen die Zeit ihres Opas. Für später kann Reiner Faulhaber sich durchaus vorstellen, auch in Mainz an Urteilen mitzuwirken.

x