Böhl-Iggelheim Homeschooling: Irgendwo zwischen gechillt und gestresst sein

Lena Jellinek aus der Klasse 6b hat an ihrem Arbeitsplatz (fast) alles, was sie zum Lernen braucht. Trotzdem fällt ihr das Lerne
Lena Jellinek aus der Klasse 6b hat an ihrem Arbeitsplatz (fast) alles, was sie zum Lernen braucht. Trotzdem fällt ihr das Lernen in der Schule leichter, wie sie selbst sagt.

Seit Dezember lernen inzwischen die Schüler der Peter-Gärtner-Realschule plus in Böhl-Iggelheim von zu Hause aus. Wie fühlt es sich für sie, für ihre Eltern und Lehrer an? Es gibt Lustiges und Positives zu berichten. Und es gibt die andere Seite. Lehrerin Anne Weiler hat die letzten Wochen zusammengefasst. Und erst mal geht es wohl auch online weiter. Die weiterführenden Schulen werden frühestens im März öffnen.

Montagmorgen, 8.10 Uhr. Für die Klasse 7b beginnt der Unterricht nach Stundenplan. Zwei Stunden Biologie zum Thema Blutbestandteile. Im Unterschied zum ersten Lockdown, als noch überwiegend mit Arbeitsblättern gearbeitet wurde, haben sich mittlerweile Lernplattformen etabliert, um mit dem Stoff zu arbeiten. Also heißt es nun: Rechner hochfahren, Link anklicken und den virtuellen Klassenraum betreten. Gerne noch im Schlafanzug, denn die Kamera bleibt aus. Sie lenkt nur ab und stört den Datenfluss.

Die Schüler der siebten Klasse genießen diese „gechillte“ Atmosphäre zu Hause, ohne den Stress in überfüllten Bussen und Bahnen. Haben sich dann alle vor dem Bildschirm eingerichtet, ist in „Big Blue Button“, der Lernplattform des Landes Rheinland-Pfalz, vieles möglich, was einen Unterricht abwechslungsreich gestalten kann. Lernvideos werden gezeigt, in Gruppenräumen diskutiert oder einfache Umfragen gemacht. Magdalena Hellstern, Konrektorin der Peter-Gärtner-Realschule plus berichtet, dass die anfängliche Berührungsangst sich bei vielen schnell gelegt hat. Besonders Schüler, die in der Schule eher zurückhaltend sind, haben hier mehr und mehr den Mut, sich zu beteiligen, und wer das Mikrofon nicht nutzen möchte, kann seinen Beitrag auch im Chat äußern.

Gekocht wird online

Lehrerin Carmen Fischer berichtet von ihren Erfahrungen im Wahlpflichtfach Hauswirtschaft und Sozialwesen. In Zeiten des Fernunterrichts ist es ihr zufolge den beteiligten Lehrerinnen wichtig, der Fachpraxis ausreichend Raum zu geben. Also kocht man online: Zu Hause werden anhand der hochgeladenen Rezepte die Vorräte geprüft und die fehlenden Lebensmittel eingekauft. Zur vereinbarten Stunde sind alle an ihren mobilen Endgeräten und schalten sich zur Videokonferenz. Die Schüler sehen die jeweilige Lehrerin live beim Kochen und kochen oft parallel mit. Sehr zur Freude der Familien. Die Motivation und der Spaßfaktor ist auf beiden Seiten der Kamera hoch.

Mirko Buhl, zweiter Konrektor der Realschule, hat in den letzten Monaten die digitale Aufrüstung der Schule vorangetrieben und freut sich über Kompetenzzuwachs im digitalen Bereich – bei allen Beteiligten. Doch auch wenn viele Schüler es ziemlich cool finden, auf einem ganz neuen Weg mit ihren Lehrkräften zu kommunizieren, gibt auch es die andere Seite des Fernunterrichts.

Die schlechte Internetverbindung nervt

So bremsten anfangs technische Probleme bei den Lernplattformen, die mittlerweile behoben sind, Lehrer und Schüler aus. Noch immer zeigen sich Schüler und Eltern genervt von schlechten Internetverbindungen. Einige Schüler verstehen den Lernstoff zudem besser, wenn sie ihn in der Schule erklärt bekommen, wie sie selbst berichten.

Auf der negativen Seite stehen auch die Betreuungsprobleme und die hohe Belastung der Eltern, die zu Hause mit den Kindern lernen. Genauso die psychische Belastung, insbesondere der jüngeren Kinder. Lisa Engl, Lehrerin einer fünften Klasse, hält aus diesem Grund den regelmäßigen Austausch mit den Eltern für absolut wichtig, weil nur sie die Lage ihrer Kinder richtig einschätzen können. Für berufstätige Eltern, die keine Möglichkeit haben, ihre Kinder während der Schulzeit zu betreuen, gibt es an der Schule derzeit zwei Gruppen zur Notbetreuung.

Je länger der Lockdown dauert, desto häufiger werden innerhalb der Schulgemeinschaft Empfindungen laut und Sophia Kling aus der Klasse 7a bringt sie auf den Punkt: „Ich würde gerne wieder in die Schule gehen. In der Schule macht es einfach mehr Spaß!“ Und neben der Aufforderung, doch bitte gesund zu bleiben, hört und liest man auf den vielschichtigen Kommunikationswegen immer häufiger die Parole: „Haltet durch!“

Protokoll: Britta Enzenauer

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