Rhein-Pfalz Kreis Gute Aussichten im Lichtspielhaus

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Während die Kinobranche ächzt und stöhnt, können sich die Betreiber der Filmwelt Grünstadt nicht beschweren. Alexander Cyron und Oliver Lebert ziehen zufrieden Bilanz des Kinojahres 2016 – und richten den Blick erwartungsvoll nach vorn. 2018 ist ein Anbau geplant.

15,8 Millionen Tickets – so wenige wie zuletzt 1992 – sind im vergangenen Jahr in deutschen Kinos verkauft worden. Die Branche beklagt einen Besucherrückgang um knapp 13 Prozent. In der Filmwelt hat die Kasse laut Lebert und Cyron dagegen gut geklingelt. 122.000 Kinofreunde wurden dort 2016 gezählt. „Nach dem allgemeinen Trend hätten wir maximal 100.000 Besucher haben dürfen“, erklärt Lebert. Nach den Gründen für das schlechte Jahr für Lichtspielhäuser gefragt, nennt er als erstes die Fußball-Europameisterschaft. „Wir hatten quasi nur elf Monate Umsatz.“ Auch das 3-D-Geschäft sei 2016 schleppend gelaufen, heißt es aus Branchenkreisen. „Meist folgt auf ein gigantisches Jahr ein schlechtes und dann wieder ein gutes“, meint Lebert. Comicverfilmungen, die in den USA ein Publikumsmagnet seien, brächten hierzulande keinen vergleichbaren Zuspruch, sagt er. Positiver Ausreißer sei „Deadpool“ gewesen, bundesweit auf Platz sieben der Hitliste, die von „Rogue One – A Star Wars Story“ angeführt wird. Auch nach Grünstadt hat die Science-Fiction-Geschichte schon rund 5000 Menschen gelockt. „Was uns riesig gefreut hat, ist der Erfolg von ,Willkommen bei den Hartmanns`“, sagt Cyron über die einzige deutsche Produktion, die es unter die Top Ten geschafft hat. 2,8 Millionen Cineasten haben sie gesehen, davon 3500 in der Filmwelt. Wie gut sie ist, habe sich erst mit der Zeit herumgesprochen. „In der dritten Woche war sie deutlich stärker frequentiert als zum Start“, so Lebert. Absoluter Renner mit 7500 Besuchern in 52 Vorstellungen war die Sneak, bei der sonntags Überraschungsfilme gezeigt werden. Auf Flops angesprochen, erklären die beiden, dass es immer Produktionen gebe, die nicht so gut ankämen. „Wir können nicht nur Blockbuster spielen“, meint Lebert. Von den wöchentlich 25 Neuerscheinungen könne man nur eine Handvoll ins Programm aufnehmen. Noch einmal drei, vier besondere Titel kämen in die Filmauslese mittwochs und sonntags. Unterschiedlich sei die Resonanz auf die Opern- und Ballettübertragungen ausgefallen. „Der Nussknacker“ aus dem Bolschoi-Theater Moskau habe mit knapp 200 Besuchern guten Zuspruch erfahren, „Tristan und Isolde“ aus dem Teatro dell’opera di Roma in Italien sei dagegen erfolglos gewesen. Die Tanzinszenierung „Dornröschen“, die am 12. März auf der Leinwand zu sehen ist, musste in den großen Saal verlegt werden, weil ein kleinerer bereits ausgebucht ist. Zu den vier Kinoräumen, die im Juli 2015 auf dem Didiergelände eröffnet wurden, gesellen sich 2018 zwei weitere. „Wir werden den Anbau in diesem Jahr auf den Weg bringen, zumal im Bestand schon rund 300.000 Euro Vorleistungskosten stecken“, kündigt Lebert an. Parkplatz, Logistik und Haustechnik sind bereits für sechs Säle ausgelegt. Im Zuge der Erweiterung soll auch der geplante Open-Air-Bereich hinter dem Gebäude geschaffen werden. Lebert: „In diesem Sommer werden wir vielleicht ein Freiluftkino im vorderen Bereich anbieten.“ Der Kalender der Filmwelt ist schon gut gefüllt: Im Mai soll es ein besonderes Stummfilmkonzert geben, und in der Gastronomie sind Veranstaltungen wie Jazzfrühstück und Krimidinner geplant. Cyron und Lebert sind sich einig: „2017 macht durchgängig Lust auf Kino.“ |abf

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