Rhein-Pfalz Kreis „Gibt nichts zu sparen“

„Die DUV ist chronisch unterfinanziert“, sagt Holger Mühlenkamp.
»Die DUV ist chronisch unterfinanziert«, sagt Holger Mühlenkamp.

«Speyer.» Sein „strukturell unterfinanziertes“ Haus über die Runden zu bringen, bezeichnet der neue Rektor der Universität Speyer als wichtigste Pflicht seiner Amtszeit. Der Ökonom Holger Mühlenkamp ist diese Woche offiziell in sein Amt eingeführt worden. Er erklärt, warum er schon jetzt keine Zeit mehr zum Forschen hat.

Herr Mühlenkamp, Sie sind Betriebswirt. Ihr Vorgänger war Verwaltungsjurist Joachim Wieland. Führt ein Professor der Betriebswirtschaftslehre die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften, kurz DUV, nach betriebswirtschaftlichen Regeln?

Genaugenommen bin ich Diplom-Ökonom. Natürlich spielt die ökonomische Prägung bei meinen Entscheidungen eine Rolle. Dies kann zur Folge haben, dass Gremiensitzungen zielgerichteter und kürzer sind, Verwaltungsabläufe und die Kommunikation verbessert werden. Letztlich geht es darum, dass die Universität gut aufgestellt ist und gut funktioniert. Was ändert sich mit Ihnen für die Uni? Spart sie Geld? Die DUV ist – wie wohl jede Hochschule in diesem Bundesland – strukturell unterfinanziert, da gibt es nichts zu sparen. Ich kann nur versuchen, die knappen Mittel so einzusetzen, dass wir einigermaßen in der Lage sind, auch den in den letzten Jahren hinzugekommenen Aufgaben wie Akkreditierung, Qualitätssicherung, Marketing nachzukommen. Dafür gab es bisher keinen einzigen Cent und keine einzige Stelle zusätzlich. Wie hat sich der Unialltag für Sie geändert mit dem Rektorenamt? Natürlich haben die Termindichte und die Zahl der zu treffenden Entscheidungen deutlich zugenommen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jetzt gerade der Vorlesungsbetrieb wieder anläuft und ich mich natürlich in viele Dinge einarbeiten muss. Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zwischen Unileitung, Lehre und Forschung auf? Um ehrlich zu sein: An ernsthafte Forschung ist im Moment nicht zu denken. Momentan halte ich freiwillig noch zwei Vorlesungen, muss aber schauen, ob das auf Dauer durchzuhalten ist. Hervorzuheben ist die Arbeitsteilung mit Ulrich Stelkens, der das Amt des Prorektors übernommen hat und sich um die Bereiche Lehre und Internationales kümmert. Wir sind gemeinsam angetreten und haben jetzt viele Themen gleichzeitig in Angriff genommen. Ich hoffe, dass ich nach einer gewissen Einarbeitungszeit wieder ausreichend Zeit finde, wissenschaftlich zu arbeiten. Was sind die wichtigsten Aufgaben, die vor der Uni liegen? Die vielleicht größte Herausforderung habe ich bereits genannt: Finanziell über die Runden kommen bei guter Erfüllung aller Aufgaben. Ein extremes Defizit haben wir im Bereich Marketing/Öffentlichkeitsarbeit. Dazu werden wir versuchen, Ressourcen frei zu schaufeln. Dabei benötigen wir allerdings auch die Unterstützung des Wissenschaftsministeriums, etwa im Hinblick auf eine flexiblere Mittel- und Stellenbewirtschaftung. Thema Neubauten. Wie sieht es mit dem Bibliotheksneubau aus? Der ursprüngliche Bibliotheksneubau, der uns auch Büroräume bringen sollte, ist allein schon aus Kostengründen gestorben. Wir haben inzwischen einen eher noch gestiegenen Bedarf an Büroräumen. Dies liegt nicht zuletzt an der zunehmenden Zahl von großteils drittmittelfinanzierten Mitarbeitern. Wie ist die Situation bei Studentenwohnheimen? Die Bewirtschaftung der Wohnheimplätze hat sich inzwischen als schwierig herausgestellt. Wir suchen nach Lösungen. Dabei bin ich der Stadt Speyer und OB Hansjörg Eger für die Unterstützung sehr dankbar. Erlauben Sie eine etwas ketzerische Frage: Sagen Sie bitte in einem Satz, was die Uni und Ihr Lehrstuhl machen, das für jeden Bürger relevant ist? Wenn die Uni auch nur einen Entscheidungsträger hervorbringt, der eine signifikante Verbesserung zum Beispiel in der Organisation der öffentlichen Verwaltung erreicht oder ein Desaster wie beim Großflughafen Berlin, der Elbphilharmonie oder beim Nürburgring verhindert, sparen Bürger und Steuerzahler viel Geld. | Interview: Stefan KellerDOPPELTERZEILENUMBRUCH

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